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# taz.de -- Wir klären auf: Die Wahrheit über Britney Spears
> Britney Spears hat einen dramatischen Abschiedsbrief geschrieben! Hat
> sie? Warum man besser keiner Meldung über ihr "wildes Leben" glaubt.
Bild: Jagdszenen aus Hollywood.
"Vielleicht wäre es besser, wenn ich tot bin", schreibt Britney Spears, 26,
in einem Abschiedsbrief, schreibt das englische Gossenblatt The Sun. - und
alle anderen schreiben es ab. Den "Abschiedsbrief" will ein "Freund" in
ihrem Badezimmer gefunden und an das Blatt verkauft haben, nachdem die
Künstlerin von Polizei und Ambulanz ins Krankenhaus gebracht worden war.
Eine hübsche kleine Britney-Meldung für die "Vermischtes"-Seite, deren
Wahrheitsgehalt kein Mensch kontrollieren kann. Oder will. Es ist nicht das
erste Mal, dass Meldungen verbreitet werden, die nicht überprüft wurden -
aber Britney Spears triffts immer besonders hart.
Konfrontiert man Medienschaffende damit, dass sie Falschmeldungen bringen,
hat das meist keine Reaktion zur Folge. Oder aber eine bizarre: Auf die
Anfrage bei einer Journalistin der Welt, auf welche Quellen sie sich bei
der Berichterstattung über Britney Spears stütze, antwortet sie: "Es wäre
jetzt aber wirklich ganz schön aktig, jede einzelne wieder herauszusuchen.
Es tut mir leid. So werden Texte geschrieben für Tageszeitungen." Und führt
obendrein an: "Es ist ja halt ein Artikel - kein Bericht. Berichte sind ja
ohne Meinung des Autoren gefärbt." Eine interessante Antwort, denn zwischen
Artikeln und Berichten besteht in puncto Wahrhaftigkeit eigentlich kein
Unterschied. Und eine Aussage, die einiges über den medialen Umgang mit
Britney Spears verrät.
"Britney: Feuerzeug in Tankstelle geklaut. Sie prahlt mit der Tat auch noch
vor der Überwachungskamera", schrieb Bild. In einem Video der
Paparazzi-Agentur tmz ist jedoch zu sehen, dass Spears das Feuerzeug bar
bezahlte und es beim Verlassen des Ladens mitzunehmen vergaß. Ein Mann rief
"Your lighter!", sie kehrte um, nahm das Feuerzeug und sagte so ironisch
wie wütend in die Kamera eines Reporters: "Oh my god, Ive stolen a lighter!
Im such a bad person, ohoh!"
Zuvor kursierte das Gerücht, Spears habe der Designerin Katja Berglund vier
Pelzmäntel entwendet. Berglund dementierte: "This report is completely
untrue. They were a birthday present for Britney."
Es begann mit dem vagen Gerücht in einem Weblog, dass die Kaffeehauskette
Starbucks vorhaben könnte, Spears Hausverbot zu erteilen - wohlgemerkt mit
dem Hinweis: "This decision is not yet certain!" Daraus machte unter
anderem Bild: "Schlechtes Vorbild für die Kunden. Britney: Hausverbot bei
Starbucks". Die Pressestelle der Kaffeehauskette stellte dagegen klar:
"Starbucks hat Britney Spears kein Hausverbot erteilt."
An dem Tag, an dem Spears das Sorgerecht verloren hat, schrieb Bild:
"Kinder weg! Britney lacht".
Dabei existiert ein Video, das Spears mit Begleiter Sam Lufti im Auto
sitzend zeigt, kummervoll dreinschauend. In einem einzigen Moment macht
jemand eine Bemerkung, sie lacht kurz auf - und dieser eine Moment wurde
von den Medien isoliert und für die Beweisführung verwendet. Ähnlich
verhielt es sich, als Spears mit einem Nervenzusammenbruch ins Hospital
gebracht wurde. Spears weinte, war verzweifelt. Nur als eine Polizistin
etwas zu ihr sagte, lächelte sie sie kurz an. Auch dass Spears an diesem
Abend obendrein mit einer Pistole bewaffnet gewesen sein soll, wurde
dementiert - vom Jugendamt, das den Vorfall protokollierte.
## Britney, die Drogenqueen?
Immer wieder wird Spears als Drogenkonsumentin beschrieben, obwohl sie alle
vom Gericht angeordneten Drogentests bestanden hat, immerhin acht Stück,
die ohne Vorankündigung über Monate hinweg durchgeführt wurden. Auch nach
ihrem Zusammenbruch wurde Spears auf "Substanzen" getestet, anschließend
ließen Polizei und Krankenhaus verlauten, sie sei so clean wie man nur
clean sein könne. Für Bild stand zu diesem Zeitpunkt allerdings schon fest,
dass Spears "100 Tabletten in 36 Stunden" eingeworfen und diese mit Wodka
und Red Bull hinuntergespült habe. Eine Falschmeldung.
## Britney, der Rowdy?
Schreiend verantwortungslos soll Spears in ihrem Wagen trotz Rotlicht über
eine Kreuzung gebrettert sein, obwohl sie Kinder und eine Dame des
Jugendamtes bei sich hatte. Videos zeigen: Spears wartete vorsichtig
blinkend den Gegenverkehr ab, und fuhr erst los, als dieser zum Stehen
gekommen war. Auf vielen weiteren Videos zeigt sich, dass Spears einen eher
umsichtigen Fahrstil hat.
Und so geht es immer weiter. Bei genauem Hinsehen ist so gut wie nichts
haltbar, was über die Sängerin geschrieben wird. Dabei wandern die
Falschinformationen auch in Blätter, die sich selbst als seriös bezeichnet:
"Sie trank noch mehr, nahm Drogen" (Spiegel), "Leute holt die Kinder rein,
Britney Spears hat den Führerschein" (Süddeutsche Zeitung), "Menschen wie
Amy Winehouse, Britney Spears oder Pete Doherty, die neben ihrer Musik vor
allem durch Abstürze und andere Skandale von sich reden machen " (Zeit).
## Britney in der Schublade
Britnes Spears wird munter in eine Schublade gesteckt, in die sie gar nicht
hineingehört. Gleichzeitig werden Bilder nicht gezeigt und Texte nicht
geschrieben, die eine Spears zeigen, die vom Medienphantom abweicht. Spears
beim Tanztraining. Spears beim Spielen mit ihren Kindern. Spears beim
Kommunizieren mit einer Dame des Jugendamtes. Auch die Aussagen vieler
Leute aus ihrem mittelbaren Umfeld, sie sei freundlich und diszipliniert,
sind keine Meldung wert - zu den Falschmeldungen gesellt sich so eine
bewusst einseitig gestaltete Berichterstattung.
Ausgerechnet Fansites recherchieren oft gründlicher als das Gros der
deutschen Medien. Der 24-jährige Lehramtsstudent Manuel Mayer, der die
Seite "[1][Britneyland.de]" betreibt, checkt täglich akribisch verschiedene
Quellen. Und da gibt es einige: Paparazzi-Agenturen wie tmz oder x17
stellen Videos und Bilder direkt ins Netz, so dass sie öffentlich einsehbar
sind.
## Britney bei Sat.1
Manuel Mayer hat seine eigenen Erfahrungen mit der Nonchalance der Medien
gemacht, als er anlässlich eines Berichts über den Verlust des Sorgerechts
von Spears den TV-Sender Sat.1 zur Rede stellte: "Ich erklärte Sat.1, dass
der Verlust des Sorgerechts vor allem auf das Nichtbesitzen der
kalifornischen Fahrlizenz zurückzuführen ist", so Mayer. Dass habe man
nicht gewusst, antwortete der Sender. Und nun sei es zu spät für eine
Korrektur, denn sie würde den Zuschauern nicht mehr einleuchten. Deshalb
sei es einfacher, auf die Story mit den Drogen zurückzugreifen. Außerdem
verkaufe sich das besser.
## Britney, die Tierquälerin
Selbst die Tierschutzorganisation Peta spannte Spears vor ihren
Marketingkarren. Nachdem Spears das Sorgerecht für ihre Kinder verloren
hatte, forderte Peta in einer Anzeigenkampagne, man solle ihr auch noch die
Hunde wegnehmen und sie ihrem Exmann Federline geben. Denn Spears soll, wie
"Hinweise sagten", die medizinische Versorgung eines ihrer Hunde
unterlassen haben. Bis heute ist zweifelhaft, ob an diesen Hinweisen
überhaupt etwas dran war.
PR-günstig auch der nächste Schachzug der Organisation: Als Spears ins
Krankenhaus gebracht wurde, folgte die öffentliche Bekanntmachung, man
würde Spears vorerst von der Peta-eigenen Liste der am schlechtesten
angezogenen Promis nehmen: "An diesem Punkt benötigt Britney eine Pause."
Was sie damit nebenbei auch bekam, waren weltweit weitere Schlagzeilen.
24 Jan 2008
## LINKS
[1] http://britneyland.de/
## AUTOREN
Christine Brügge
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