# taz.de -- Politiker fordern Lockerung: Eile beim neuen Stammzellgesetz | |
> Abgeordnete von Union, SPD, FDP und der Linken wollen die embryonale | |
> Stammzellforschung freigeben. Am Donnerstag diskutiert der Bundestag. Im | |
> März soll das Gesetz fertig sein. | |
Bild: Was im Ausland erlaubt ist, soll auch in Deuschland gehen, findet die FDP. | |
BERLIN taz | Kurz bevor sich am Donnerstag der Bundestag mit mehren | |
Anträgen zur embryonalen Stammzellforschung beschäftigen wird, haben | |
Abgeordnete der FDP, der Unionsparteien und der SPD in einem gemeinsamen | |
Gesetzentwurf die Abschaffung der sogenannten Stichtagsregelung gefordert. | |
Das derzeit gültige Stammzellgesetz sieht vor, dass in Deutschland nur mit | |
importierten embryonalen Stammzelllinien geforscht werden darf, die vor dem | |
1. Januar 2002 hergestellt wurden. Diese Regelung behindere die Forschung, | |
sagte die FDP-Forschungspolitikerin Ulrike Flach bei der Vorstellung des | |
Gesetzentwurfs. "Auch in Deutschland muss so geforscht werden können, wie | |
es überall auf der Welt möglich ist", begründete Flach ihre Forderung nach | |
einer weitgehenden Freigabe der Stammzellforschung. | |
Damit liegen jetzt dem Bundestag vier verschiedene Gruppenanträge zum | |
Stammzellgesetz vor. Der von Ulrike Flach, der CDU-Abgeordneten Katherina | |
Reiche und dem SPD-Politiker Rolf Stöckel initiierte Antrag mit der | |
Abschaffung des Stichtages ist der radikalste. Unterstützt wird er von | |
insgesamt 92 Abgeordneten - aus fast allen Fraktionen. Auch Abgeordnete der | |
Linken, unter anderem Gregor Gysi und Roland Claus, haben den Flach-Antrag | |
unterschrieben. "Nur von den Grünen hat niemand unterzeichnet", erklärte | |
Flach. | |
Das Gegenstück zu dem Flach-Reiche-Papier ist ein Antrag von rund 50 | |
Abgeordneten um den CDU-Gesundheitspolitiker Hubert Hüppe. Dort wird ein | |
vollständiges Verbot für die Forschung mit embryonalen Stammzelllinien | |
gefordert. Auch die Forschung mit Zelllinien, die vor 2002 hergestellt | |
wurden, soll wieder verboten werden. Zur Begründung wird angeführt, dass | |
bei der Gewinnung von embryonalen Stammzelllinien die Menschenwürde der | |
Embryonen verletzt werde, da diese dabei getötet würden. | |
Ein weiterer interfraktioneller Antrag geht auf die Grüne Priska Hinz, | |
Julia Glöckner (CDU), Hertha Däubler-Gmelin (SPD) und Hans-Michael Goldmann | |
(FDP) zurück. Sie und 145 weitere Abgeordnet treten für die Beibehaltung | |
der bestehenden Stichtagsregelung ein. Das Stammzellgesetz von 2002 habe | |
sich bewährt, heißt es. | |
Ein Teil der Unterstützer dieser Position hat zudem einen weiteren Antrag | |
unterschrieben, der eine Änderung bei der Strafbarkeit von Forschungen mit | |
embryonalen Stammzellen im Ausland vorsieht. Nach dem Stammzellgesetz ist | |
es den in Deutschland lebenden Forschern auch verboten, ihre hierzulande | |
nicht erlaubten Arbeiten einfach ins Ausland zu verlagern. Diese Änderung | |
sehen zum Teil auch die anderen Anträge vor. Es wird deshalb auch davon | |
ausgegangen, dass sich dafür im Bundestag eine Mehrheit aussprechen wird. | |
Der vierte Antrag geht vor allem auf den SPD-Politiker René Röspel zurück. | |
Er setzte sich schon früh für eine "einmalige Verschiebung" des Stichtages | |
ein. Er möchte, dass künftig mit allen Stammzelllinien gearbeitet werden | |
darf, die vor dem 1. Mai 2007 hergestellt wurden. Damit stünden Forschern | |
in Deutschland rund 500 neuere Zelllinien zur Verfügung. Die | |
Stammzellforscher hatten in den letzten Jahren wiederholt geklagt, dass die | |
älteren Zelllinien aufgrund von Verunreinigungen und genetischen | |
Veränderungen nicht mehr nutzbar seien. Unterstützung hat Röspel bisher bei | |
170 Parlamentariern gefunden. | |
Das neue Gesetz soll jetzt sehr schnell kommen. Der Plan sieht vor, dass | |
schon in der zweiten Märzwoche die abschließende Lesung des neuen | |
Stammzellgesetzes stattfinden soll. | |
12 Feb 2008 | |
## AUTOREN | |
Wolfgang Löhr | |
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