# taz.de -- Geburtstag: Die Köpi feiert sich selbst | |
> Das Wohn- und Kulturprojekt in Mitte wird am Samstag 18 Jahre alt. Die | |
> Zukunft des Hauses ist unklar. Die Bewohner machen erst mal ein Fest | |
Bild: Risikozone Köpi | |
Berlins bekanntestes Wohn- und Kulturprojekt wird volljährig: Das Haus an | |
der Köpenicker Straße 137 in Mitte wurde am 23. Februar 1990 besetzt und | |
hat sich seither als "Köpi" in der Alternativkultur etabliert. Zum 18. | |
Jahrestag der Besetzung des Gebäudes gibt die Hausgemeinschaft ein großes | |
Fest. | |
Dazu haben die Köpi-Bewohner für dieses Wochenende ein vielfältiges | |
Programm zusammengestellt. Es gibt Partys, eine "Volxküche", Konzerte | |
diverser europäischer Bands und Filmvorführungen. "Es wird nicht nur Punk | |
gespielt, wie mans immer gewohnt ist", sagt Laura. Die 25-Jährige wohnt | |
seit drei Jahren im Haus, hat also schon einige Köpi-Geburtstage | |
mitgemacht. Laura ist sich sicher: "Es wird wunderschön zusammen gefeiert." | |
Sie rechnet mit 1.000 bis 1.500 Gästen pro Tag. | |
Das vergangene Jahr war für die Köpi-Bewohner voller Aufregung und | |
rechtlichem Wirrwarr. Das besetzte Haus hatte bereits eine turbulente | |
Geschichte ungeklärter Besitzverhältnisse und wechselnder Verwaltungen | |
hinter sich, als es im Mai 2007 zwangsversteigert wurde. Der einzige Bieter | |
erwarb die Immobilie für die Hälfte des Verkehrswertes. | |
Wie sich nach kurzer Zeit herausstellte, soll er Handlungsbevollmächtigter | |
eines Berliner Immobilienentwicklers gewesen sein, der seine Beteiligung an | |
dem Geschäft zu verschleiern versuchte. Tatsächlich plant er wohl den | |
Abriss der Köpi und die Errichtung von Luxuswohnungen auf dem attraktiven | |
Areal in Spreenähe. Polizeibeamten treibt dieser Plan Sorgenfalten auf die | |
Stirn: Die Köpi ist in der europäischen linksautonomen Szene ebenso bekannt | |
wie das 2007 abgerissene Ungdomshuset in Kopenhagen. Eine etwaige Räumung | |
könnte Krawalle auslösen. | |
Laura und ihre Mitbewohnerin Sandra verteidigen ihren alternativen | |
Lebensentwurf mit unaufgeregtem Selbstbewusstsein. Das Miteinander in der | |
Hausgemeinschaft und das Prinzip der Selbstverwaltung gefällt Sandra am | |
besten. "Bei so vielen Leuten ist immer jemand dabei, der das kann, was man | |
gerade braucht." Sie sei Tischlerin und übernehme Holzarbeiten. "Jemand | |
anderes hilft mir dann, wenn ich einen Wasserrohrbruch habe." | |
Nach dem Willen der Neueigentümer soll es mit dieser Wohnkultur jedoch bald | |
ein Ende haben, zumindest an dieser Stelle. Der Käufer hat die seit Anfang | |
der 90er-Jahre bestehenden Mietverträge wegen "fehlender Möglichkeit einer | |
wirtschaftlichen Entwicklung" zum 31. Mai 2008 gekündigt. "Aber damit kommt | |
er nicht durch", glaubt Sandra. Wirklich ernst würden die Bewohner die | |
Kündigung nicht nehmen. "Zumindest nicht ernst genug, um uns zu | |
verbarrikadieren." | |
Selbst wenn die Kündigung vor Gericht Bestand haben sollte, müsste der | |
Eigentümer danach eine Räumungsklage anstrengen - freiwillig dürften die | |
Köpianer wohl kaum ausziehen. Mit einem Straßenfest und einer Aktionswoche | |
Ende Mai ist der Ausgangspunkt für organisierten Protest bereits | |
abgesteckt, auch über eine Demonstration wird nachgedacht. | |
Über die Frage, ob der 18. denn nicht auch der letzte Köpi-Geburtstag sein | |
wird, können Sandra und Laura daher nur lachen. "Nee, definitiv nicht", | |
sagt Laura. Und Sandra fügt hinzu: "Mit 18 gehts erst los!" | |
22 Feb 2008 | |
## AUTOREN | |
Georg Fahrion | |
## TAGS | |
Köpi | |
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