# taz.de -- Obst mit WWF-Label: Bio-Traum Erdbeere | |
> Die Handelskette Rewe bringt spanische Erdbeeren mit Umweltversprechen | |
> des WWF in die Supermarktregale. Einige sind bei dem "Pakt mit der | |
> Industrie" skeptisch. | |
Bild: Erdbeeren aus dem spanischen Doñana bekommen ein WWF-Label. | |
BERLIN taz Der Hunger nach Früherdbeeren aus Spanien ist hierzulande | |
immens. Der Durst der roten Früchte nach Wasser ebenfalls. Mit Chemie | |
gespritzt sind sie zumeist auch. Nun soll es spanische Erdbeeren für | |
Umweltbewusste geben. Das verspricht die deutsche Handelskette Rewe. Sie | |
arbeitet dafür zusammen mit dem Umweltorganisation WWF. "Best Alliance" | |
heißt die neue Marke, zu der Erdbeeren aus der spanischen Provinz Huelva | |
gehören. Jetzt liegen sie, gespickt mit dem WWF-Label, in den Regalen. | |
Mancher Käufer hält sie für ökologisch. Nur: Einwandfrei ist das Konzept | |
nicht. | |
Die Idee zu ökologischeren Früchten kommt nicht ganz unvermittelt: Rewe | |
stand in der Vergangenheit immer wieder in der Kritik von | |
Umweltorganisationen und Verbraucherschützern. Zu viel Wasser verbrauchten | |
die Erdbeeren bei ihrer Kultivierung, zu stark sei die Belastung der | |
Früchte mit Spritzmitteln. Das Kölner Handelshaus wolle sich eine besseres | |
Image geben und sich für die Umwelt engagieren, sagt Rewe-Sprecher Andreas | |
Krämer. Darum habe es mit vierzehn Lieferanten neue Verträge geschlossen: | |
Für diese gelten neue Kriterien, die der WWF in zwei von Rewe bezahlten | |
Studien erarbeitet hat. | |
Beispiele: Der Wasserverbrauch soll je Hektar und Saison von 4.500 auf | |
3.800 Kubikmeter heruntergeschraubt werden. Die Bauern sollen wenn möglich | |
auf Chemie verzichten und lästige Insekten natürlich bekämpfen. Sie können | |
etwa Raubmilben aussetzen, die Schädlinge wegfressen. "Um exklusiven | |
Bio-Anbau handelt es sich aber nicht", sagt Rewe-Sprecher Krämer: "Bei | |
schwerwiegendem Pilzbefall werden konventionelle Mittel gespritzt." | |
Allerdings sei besonders gefährliche Chemie nicht mehr erlaubt. | |
Warum der WWF mitmacht? Für den Verband sei die umweltverträglichere | |
Landwirtschaft in der Provinz Huelva eine Herzensangelegenheit, erklärt die | |
WWF-Expertin Dorothea August; "Die flächendeckenden Erdbeerplantagen liegen | |
im Naturschutzgebiet Doñana, einem bedeutenden Rast- und Brutplatz für | |
Wasservögel." Der Erdbeerboom habe aber dazu geführt, dass dem Feuchtgebiet | |
das Wasser entzogen und Chemie zugeführt wird. Seit den 1960er-Jahren | |
herrsche unter den Erdbeerbauern eine Goldgräberstimmung: "Pinienwälder | |
wurden platt gemacht", kritisiert August. | |
Die Umweltschützer kämpfen seit Jahren für strikte Gesetze - ohne großen | |
Erfolg. Nun wollen sie anders Einfluss nehmen und auf Handelskonzerne Druck | |
ausüben, die sich dem neuen Umweltbewusstsein der Verbraucher stellen | |
müssen. August: "Die Kooperation wuchs aus einem beidseitigen Prozess: Rewe | |
will sich ein anderes Image geben, der WWF den Schutz der Doñana | |
voranbringen." | |
Der Deal mit Rewe ist in der Umweltszene jedoch umstritten. Manfred | |
Krautter, Chemieexperte bei Greenpeace, sieht den "Pakt mit der Industrie", | |
so sagt er, "skeptisch". So halte Rewe geheim, welche Ackergifte noch | |
erlaubt seien. Auch der Wasserverbrauch werde nicht stark genug gemindert. | |
WWF-Frau August argumentiert: "Wir betrachten die Allianz als den Beginn | |
eines Lernprozesses." | |
26 Feb 2008 | |
## AUTOREN | |
Eva Berendsen | |
## TAGS | |
Spanien | |
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