# taz.de -- Studiengebühren unsicher: Die Campus-Maut wackelt | |
> In Hessen könnte die Studiengebühr bald fallen, in Hamburg rütteln Grüne | |
> dran. Während sich Studivertreter freuen, sind die Unis verunsichert. | |
Bild: Eindeutige Botschaft: protestierende Studenten in Kassel. | |
BERLIN taz Es sind gute Zeiten für Studiengebührengegner. Denn die | |
Campus-Maut steht in Hessen und Hamburg nach den Landtagswahlen vor dem | |
Aus. Damit kommt eines der größten Projekte der Bildungspolitik in den | |
vergangenen Jahren insgesamt ins Wanken. | |
Nach und nach wurden seit Herbst 2006 in sieben Bundesländern Gebühren | |
eingeführt. 500 Euro pro Semester müssen die Studis meist bezahlen (siehe | |
Kasten). | |
Das könnte sich nun ändern. Insbesondere auf Hessen richtet sich die | |
Hoffnung der Gebührengegner. Schließlich hatte SPD-Spitzenkandidatin Andrea | |
Ypsilanti vor der Wahl ebenso wie die Grünen und die Linke eine Abschaffung | |
der Studiengebühren angekündigt. "Wir hoffen, dass sie sich zumindest an | |
dieses Versprechen hält", sagt René Held vom deutschlandweiten | |
Aktionsbündnis gegen Studiengebühren. | |
Seit dem Wochenende ist zwar zweifelhaft, ob es jemals eine | |
Ministerpräsidentin Ypsilanti geben wird. Doch die Mehrheit gegen | |
Studiengebühren im Parlament steht. Wenn Ministerpräsident Roland Koch | |
(CDU) geschäftsführend im Amt bleiben sollte, könnte Rot-Rot-Grün ihn | |
zwingen, sein eigenes Gebührengesetz zu kippen. | |
Und auch ohne das Parlament könnten die Studiengebühren in Hessen fallen. | |
Vor dem hessischen Staatsgerichtshof wird seit Februar eine Klage von rund | |
70.000 Bürgern gegen die von der CDU eingeführten Studiengebühren | |
verhandelt, die wegen der Besonderheiten der hessischen Verfassung gute | |
Aussicht auf Erfolg hat. Ein Urteil wird für den Frühsommer erwartet. | |
In Hamburg rütteln die Grünen, die eine Koalition mit der Union ansteuern, | |
an den Studiengebühren. "Wir setzen uns in den Koalitionsverhandlungen ganz | |
klar dafür ein, die Studiengebühren abzuschaffen", sagt Kai Gehring, | |
hochschulpolitischer Sprecher der Grünen im Bundestag. "Die Campus-Maut | |
schreckt ab und grenzt aus." | |
Beobachter halten es für denkbar, dass sich die Grünen in Hamburg | |
durchsetzen. Zumal sich vor wenigen Tagen der parteilose Hamburger | |
Wissenschaftssenator Jörg Dräger, ein jahrelanger Vorkämpfer für die | |
Uni-Maut, aus der Politik verabschiedet hat. Die CDU soll die Bedingungen, | |
unter denen sie auf Gebühren verzichten kann, bereits klar gemacht haben: | |
Ein Ausgleich für die 45 Millionen Euro pro Jahr aus Studiengebühren muss | |
her. | |
Die Situation in Hessen und Hamburg strahlt auch auf andere Bundesländer | |
aus. In Niedersachsen ist man von einer Abschaffung der Gebühren zwar weit | |
entfernt. Immerhin haben sich CDU und FDP aber im Koalitionsvertrag darauf | |
geeinigt, zu prüfen, ob die Unis die Gebühren bis zu einer Höhe von 500 | |
Euro selbst festlegen dürfen - und damit also weniger Gebühren als bisher | |
erheben können. | |
An vielen Universitäten macht man sich hingegen Sorgen, dass ein Wegbrechen | |
der Studiengebühren ihnen zumindest kurzfristig schaden könnte. Die Uni | |
Frankfurt hat zum Wintersemester rund 11 Millionen Euro an Studiengebühren | |
bekommen. Davon sollten unter anderem 85 wissenschaftliche Mitarbeiter zur | |
Verbesserung der Lehre eingestellt werden, rund 60 neue Stellen soll es | |
bereits geben. "Wer finanziert die weiter, wenn die Gebühren wegfallen?", | |
fragt sich Uni-Sprecher Stephan Hübner. Auch die Hamburger Universität ist | |
besorgt über die mögliche Abschaffung von Studiengebühren unter einer | |
schwarz-grünen Regierung. "Wenn die Mittel aus den Studienbeiträgen | |
wegfallen sollten, muss die Politik eine anderweitige Finanzierung | |
sicherstellen", sagt die Präsidentin der Hoschulrektorenkonferenz, Margret | |
Wintermantel. "Alles andere wäre ein erheblicher Rückschlag für die | |
Entwicklung der akademischen Lehre." | |
11 Mar 2008 | |
## AUTOREN | |
Wolf Schmidt | |
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