# taz.de -- Tibets KP-Chef Zhang Qingli: "Kampf mit Feuer und Blut" | |
> Je länger die Proteste der Tibeter andauern, desto schärfer wird der Ton | |
> in Peking: "Wolf in Mönchsrobe, Teufel mit dem Antlitz eines Menschen" | |
> heißt es über den Dalai Lama | |
Bild: Lhasa, am vergangenen Freitag: Ein Tibeter schlägt einen Chinesen mit se… | |
PEKING taz "Wir stehen in einem Kampf mit Blut und Feuer, einem Kampf auf | |
Leben und Tod mit dem Feind", erklärte Tibets KP-Chef Zhang Qingli gestern. | |
Der Feind sei der Dalai Lama: "Wolf in Mönchsrobe, Teufel mit dem Antlitz | |
eines Menschen." | |
Kein Zweifel, der Ton in Peking wird schärfer, je länger die Proteste in | |
Klöstern und auf den Straßen tibetischer Ortschaften anhalten. In einem | |
Fernsehbericht zeigte der Staatssender CCTV, wie eine Menge von Tibetern in | |
der chinesischen Provinz Gansu im Norden des Himalaja ein Regierungsgebäude | |
angriff, die tibetische Flagge hisste und anderswo die chinesische Flagge | |
vom Mast holte. | |
Insgesamt seien bei den Unruhen inzwischen über 140 Menschen ums Leben | |
gekommen, berichteten Exiltibeter. Die Zahl der Opfer ist nicht | |
nachprüfbar, so wie die meisten Berichte über Demonstrationen, Unruhen und | |
die Reaktion der Sicherheitskräfte. Über tausend Personen sollen inzwischen | |
verhaftet worden sein. Die chinesischen Medien konzentrierten sich dabei | |
auf die gewalttätigen Auseinandersetzungen der letzten Tage, bei denen | |
Gruppen meist junger Tibeter gezielt auf chinesische Zuwanderer, Geschäfte | |
und Regierungsgebäude losgegangen waren. Die Polizei habe stets äußerst | |
zurückhaltend reagiert und nur eingegriffen, um Zerstörungen zu verhindern | |
und Menschen zu schützen, hieß es. | |
20.000 Angehörige der bewaffneten Polizei sollen an verschiedene tibetische | |
Orte entsandt worden, um dort Straßen und die Zugänge zu den Klöstern zu | |
kontrollieren, wie Tibet-Organisationen berichten. Busse, die aus Tibet | |
kamen, wurden durchsucht. Zahlreiche Reporter, die sich vor Ort ein Bild | |
machen wollten, wurden von den örtlichen Behörden abgefangen und gezwungen | |
zurückzukehren. | |
Aus Lhasa meldete die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua erste Erfolge des | |
Ultimatums bis Montagnacht: Danach hätten sich 105 "Aufrührer" freiwillig | |
gestellt. Die Behörden hatten zuvor erklärt, wer sich bis der Polizei | |
ergebe und den Namen weiterer Beteiligter nenne, der könne mit Milde | |
rechnen. Alle anderen würden hart bestraft. Einer der Tibeter, die sich an | |
Plünderungen beteiligt hätten, habe sogar reuig "das erbeutete Geld | |
zurückgegeben", hieß es. "Die Verbrecher", so die Webseite der | |
Tibet-Zeitung, "sollten nicht glauben, dass sie entwischen können. Am Ende | |
gehen sie uns ganz sicher ins Netz." | |
Tibets KP-Parteichef Zhang gilt als Hardliner. In einem Interview mit dem | |
Spiegel im August hatte er die erzwungene Politschulung in den Klöstern, | |
bei denen die Mönche regelmäßig aufgefordert werden, den Dalai Lama zu | |
verurteilen, so verteidigt: "Wir organisieren eine patriotische Erziehung | |
nicht nur in den Klöstern, sondern überall. Wer sein Land nicht liebt, ist | |
nicht dazu qualifiziert, ein Mensch zu sein." | |
Die Regierung hofft, die Situation mit eiserner Faust bald so weit in den | |
Griff bekommen zu können, dass die Olympiafackel wie geplant im Mai durch | |
Tibet und auf den Mount Everest getragen werden kann. "Für alle Fälle habe | |
man aber an eine Ausweichroute gedacht, erklärte ein hoher Funktionär des | |
Olympiakomitees. | |
20 Mar 2008 | |
## AUTOREN | |
Jutta Lietsch | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Warum junge Tibeter aufbegehren: "Auf Augenhöhe mit den Chinesen" | |
Waren es nur wirtschaftliche Gründe, die Jugendliche in Lhasa dazu | |
brachten, chinesische Läden zu plündern? Nein, sagt ein Junge, der am | |
Aufstand beteiligt war. Aus Lhasa berichtet GEORG BLUME |