# taz.de -- Integration: "Wir wollen mit nach Lösungen suchen" | |
> Bislang sei eher mit Arabern statt über sie geredet worden, sagt Walid | |
> Chahrour von der Palästinensischen Gemeinde | |
taz: Herr Chahrour, was ist das Besondere an dem Projekt | |
"Deutsch-arabisches Bildungs- und Integrationszentrum"? | |
Walid Chahrour: Das Besondere ist, dass sich mehrere Vereine gemeinsam für | |
ein Konzept entschieden haben. Es gab eine lange Vorbereitungszeit mit | |
vielen Dialogtischen, dabei hat sich etwas Konstruktives | |
herauskristallisiert. Das Konzept ist nicht umfassend, aber es entspricht | |
sehr genau dem aktuellen Bedarf. | |
Was bedeutet das? | |
Neben der Arbeit mit Jugendlichen, auch straffälligen, bietet das Projekt | |
die Möglichkeit, sich beruflich zu qualifizieren. Das ist sehr gut und sehr | |
wichtig, denn es gibt einen großen Mangel an qualifizierten Männern und | |
Frauen aus der arabischen Community. Wir werden beispielsweise oft gefragt, | |
ob wir ErzieherInnen oder SozialarbeiterInnen arabischer Herkunft | |
vermitteln können, und müssen das immer wieder verneinen. Es fehlen da noch | |
ganz viele Fachkräfte. | |
Sie haben die lange Vorbereitungszeit betont - ist es schwer, so viele | |
Vereine unter einen Hut zu bringen? | |
Es gibt über über 50 arabische Vereine in Berlin. Alle arbeiten | |
ausschließlich oder überwiegend ehrenamtlich. Die meisten sind in ihren | |
Bezirken tätig oder arbeiten zu bestimmten Themen. Es gibt zwar | |
Verbindungen zwischen ihnen, aber hauptsächlich ist jeder damit | |
beschäftigt, seine Arbeit zu machen. Für so große Kooperationsprojekte wie | |
dieses fehlte es außerdem bisher an Professionalität. | |
Haben nicht viele arabische Vereine auch erst spät damit angefangen, sich | |
mit Integrationsfragen zu beschäftigen? | |
Ansätze dazu gab es immer, aber es ist tatsächlich in den letzten zwei | |
Jahren viel mehr geworden. Das Thema der Integration der Araber ist ja erst | |
in den letzten zwei, drei Jahren in den Blick der Öffentlichkeit geraten, | |
vor allem durch kritische Medienberichte. | |
Werfen Sie den Medien vor, die Debatte anzuheizen? | |
Die Probleme der Familien arabischer Herkunft werden in den Medien oft sehr | |
undifferenziert dargestellt. Es wird vor allem im Zusammenhang mit Themen | |
wir Kriminalität oder Gewalt in der Familie über sie berichtet. Ich | |
bestreite nicht, dass es Probleme gibt. Aber sie werden in der | |
Öffentlichkeit ständig nur angerissen, die Araber werden mit Kritik | |
überhäuft, ohne dass die Möglichkeit besteht, sich mit den Problemen mal | |
wirklich zu befassen. Es wird nicht nach Lösungen gesucht. Vor allem wurde | |
bislang zu wenig mit den Vereinen gesprochen. Wir wollen aber an dieser | |
Diskussion teilnehmen. Doch diese Beteiligung ist anscheinend nicht immer | |
gewollt. | |
Wie meinen Sie das? | |
Die arabischen Vereine tun bereits eine ganze Menge. Aber das wird häufig | |
übersehen. Wir freuen uns deshalb über die Gelegenheit zur Zusammenarbeit, | |
die das neue Projekt mit sich bringt. | |
Darin steckt ja auch eine Wertschätzung Ihrer bisherigen Arbeit. | |
Ja. Und die Erkentnnis der Notwendigkeit, mit den arabischen Vereinen | |
zusammenzuarbeiten. Denn die Vereine haben den Zugang zu den Menschen. | |
21 Mar 2008 | |
## AUTOREN | |
Alke Wierth | |
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