| # taz.de -- Nato-Gipfel in Bukarest: Bündnis will langsamer wachsen | |
| > Zu Beitrittsgesprächen will die Nato zunächst nur Kroatien und Albanien | |
| > einladen. Frankreich kündigt an, weitere Soldaten nach Afghanistan zu | |
| > schicken. | |
| Bild: Will weitere Truppen für den Afghanistan-Einsatz stellen: Frankreichs Pr… | |
| BUKAREST ap/rtr Die Nato hat ihr Erweiterungstempo beim Gipfel in Bukarest | |
| deutlich gebremst. Am Donnerstag sollten lediglich Kroatien und Albanien zu | |
| Beitrittsgesprächen eingeladen werden. Mazedonien muss zunächst den | |
| Namensstreit mit Griechenland lösen, bevor es zu den anderen beiden | |
| Balkan-Staaten aufschließen kann. Außerdem rangen die Nato-Chefs um eine | |
| Formulierung, wie der Ukraine und Georgien eine Beitrittsperspektive | |
| eröffnet werden kann. Eine Aufnahme in das offizielle Anwartschaftsprogramm | |
| gibt es voraussichtlich nicht. | |
| Gleichwohl erklärte Nato-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer zur | |
| Eröffnung der Sitzung am Donnerstag: "Wir werden sicherstellen, dass die | |
| Nato-Familie weiter wächst." Europa müsse geeint und sicher sein. | |
| Die ursprünglich ebenfalls geplante Einladung an Mazedonien zur Aufnahme | |
| von Beitrittsgesprächen scheiterte am Mittwochabend am Veto Griechenlands. | |
| Die Regierung in Athen bekräftigte ihre Forderung, dass die frühere | |
| jugoslawische Republik auf die Bezeichnung Mazedonien im Staatsnamen | |
| verzichtet. Griechenland befürchtet territoriale Ansprüche der Nachbarn auf | |
| die nordgriechische Region Makedonien. | |
| Auf die von US-Präsident George W. Bush geforderte Aufnahme der beiden | |
| ehemaligen Sowjetrepubliken Georgien und Ukraine in das | |
| Nato-Anwartschaftsprogramm konnten sich die Gipfelteilnehmer am | |
| Mittwochabend nicht einigen. Dagegen hatte sich unter anderem | |
| Bundeskanzlerin Angela Merkel ausgesprochen. Sie hält den Zeitpunkt für | |
| verfrüht. Aus deutschen Regierungskreisen verlautete am Donnerstag, die | |
| Diskussion dazu sei recht einvernehmlich verlaufen. | |
| Der Staatsminister im Auswärtigen Amt, Gernot Erler, sagte in einem | |
| Radio-Interview, Moskau könnte eine Aufnahme dieser Länder als Provokation | |
| verstehen. Das wäre keine kluge Politik: "Es hat genug Spannungen mit | |
| Moskau gegeben, beispielsweise beim Thema Raketenabwehr. Jetzt haben wir | |
| dort auch noch eine schwierige Lage durch den Machtwechsel." | |
| Die Nato-Staaten näherten sich am Mittwochabend auch einer Einigung über | |
| ein Abwehrsystem gegen Kurzstreckenraketen. Ein Sprecher erklärte, das | |
| System solle den von den USA entwickelten strategischen Raketenschild | |
| ergänzen, der in Polen und Tschechien stationiert werden soll. | |
| Am Nachmittag stand die weitere Militärstrategie für Afghanistan auf der | |
| Tagesordnung. Daran sollten alle 40 Truppenstellerstaaten teilnehmen sowie | |
| UN-Generalsekretär Ban Ki Moon, der afghanische Präsident Hamid Karsai | |
| sowie EU-Kommissionspräsident Manuel Barroso. Der französische Präsident | |
| Nicolas Sarkozy kündigte am Mittwochabend die Entsendung von mehreren | |
| hundert zusätzlichen Soldaten nach Afghanistan an. Frankreich hat derzeit | |
| etwa 1500 Soldaten in der Hauptstadt Kabul stationiert. | |
| Nach Angaben des Bündnisses sollen die Soldaten im Osten des Landes | |
| stationiert werden. Damit können US-Truppen von dort abgezogen und zur | |
| Verstärkung der Kanadier in Kandahar im umkämpften Süden Afghanistans | |
| eingesetzt werden. | |
| Im Gespräch ist ein französisches Bataillon, was normalerweise eine | |
| Truppenstärke von 700 bis 800 Soldaten umfasst. Kanada hatte damit gedroht, | |
| seine Truppen komplett abzuziehen, falls es keine Verstärkung erhalte. Die | |
| Zahl der zusätzlichen Soldaten werde nun aber ausreichen, damit Kanada | |
| seinen Einsatz fortsetze, sagte ein Nato-Sprecher in der Nacht zum | |
| Donnerstag. Neben Frankreich hätten auch einige andere Staaten angedeutet, | |
| dass sie ihre Truppen am Hindukusch aufstocken könnten. | |
| 3 Apr 2008 | |
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