# taz.de -- Das Desaster des olympischen Fackellaufs: Auf kleiner Flamme | |
> Das Olympische Komitee betreibt Krisenmanagement, verteidigt das Recht | |
> der Fackel, herumgetragen zu werden, und plädiert für Gewaltfreiheit. | |
Bild: Friedliches Feuerchen? Nicht die Spur... | |
Die Herren des Olymp tagen derzeit in Chinas Hauptstadt Peking. In der | |
"olympischen Woche" müssen sie vor allem Krisenmanagement betreiben. Der | |
Fackellauf gerät zum Desaster, weswegen das Internationale Olympische | |
Komitee "das Recht der Fackel" vehement verteidigt. Genauer gesagt: "das | |
Recht der Fackel, friedlich herumgereicht zu werden". | |
Weil das weder in London und Paris respektiert wurde noch heute in San | |
Francisco erwartet wird, überlegen die Oberolympier nun angestrengt, wie in | |
Zukunft mit dem Fackellauf zu verfahren sei: "Wir werden analysieren, was | |
passiert ist, und daraus die notwendigen Schlüsse ziehen", sagte IOC-Chef | |
Jacques Rogge am Rande der Generalversammlung der Nationalen Olympischen | |
Komitees (NAK). Die IOC-Exekutive, das oberste Gremium der olympischen | |
Funktionäre, könnte sogar einen Stopp des Fackellaufs veranlassen. Ein | |
Sprecher des Pekinger Organisationskomitees sagte indes, der Fackellauf | |
werde weitergeführt. "Keine Kraft" könne ihn stoppen. "Der Fackellauf wird | |
seine Reise weiter fortsetzen mit der Unterstützung von Menschen in der | |
ganzen Welt", sagte Sun Weiode. "Wir verurteilen entschieden den Protest | |
einer Handvoll von Demonstranten, die den Fackellauf sabotieren wollen." | |
Rogge verurteilte die Proteste der vergangenen Tage gleichfalls: "Die | |
Vorfälle machen mich sehr traurig. Ein Symbol, das für Frieden und Einheit | |
steht, ist angegriffen worden", sagte er. Das IOC respektiere Proteste und | |
Meinungsfreiheit, "aber wir akzeptieren keine Gewalt", meinte der Belgier. | |
Rogge ist seit Wochen in einer Zwickmühle. Seine bisherige Haltung, der | |
Sport sei unpolitisch, hat er am Montag aufgeben müssen. Er verlangte von | |
China eine schnelle und friedliche Lösung des Tibet-Konflikts - das ist | |
eine deutliche rhetorische Kehrtwende. Noch vor Wochenfrist hatte der | |
IOC-Präsident laviert: "Tibet ist zu Recht auf den Frontseiten. Es wäre | |
aber nicht auf der ersten Seite, wenn die Spiele nicht in China vorbereitet | |
würden", hatte er gesagt. Und weiter: "Ich glaube, dass die Spiele die | |
Agenda der Menschenrechte vorangebracht haben. Ist die Lage vollkommen? Auf | |
keinen Fall. Hat sie sich verbessert? Ich sage Ja. Ist das Glas halb voll | |
oder halb leer? Ich sage, es ist halb voll", so Rogge. | |
Derweil hat Manfred von Richthofen, ehemaliger Präsident des Deutschen | |
Sport-Bundes (DSB), den Sinn des Olympischen Fackellaufs generell in Frage | |
gestellt. "Es ist ein peinliches Schauspiel, und man hat eigentlich Mitleid | |
mit beiden Seiten. Man hat Mitleid mit den Aktiven, die in einer Form ja | |
angegangen werden ( ), und auf der anderen Seite mit den berechtigt | |
protestierenden Tibetern, die auf die Freiheit und den Frieden in China | |
hinweisen wollen", sagte er in einem Radiointerview. Von Richthofen | |
forderte das IOC auf, sein Regelwerk zu überprüfen. "Der Aktive darf im | |
Bereich der ganzen Wettkampfstätten gar nichts. Verstößt er gegen diese | |
Richtlinien, wird er ausgeschlossen. Aber das kann in dieser Situation und | |
auf Dauer auch nicht die einzig sinnvolle Regelung sein", monierte er. | |
9 Apr 2008 | |
## AUTOREN | |
Markus Völker | |
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