# taz.de -- Studentin klagt Gleichbehandlung ein: Wohnung wegen Hautfarbe gekü… | |
> Einer dunkelhäutigen Studentin und ihrer Tochter wurde aus rassistischen | |
> Gründen die Wohnung gekündigt. Nun klagt sie - und beruft sich auf das | |
> Gleichbehandlungsgesetz. | |
Bild: Würde gekündigt, weil einige Nachbarn "nicht mit ihrer Hautfarbe einver… | |
OSNABRÜCK taz So offen und ehrlich gibt selten jemand Rassismus zu: "Die | |
Begründung für die Kündigung liegt darin, dass einige Mitmieter des | |
Wohnhauses mit Ihrer Herkunft und Hautfarbe und mit Ihrer persönlichen | |
Situation als Alleinerziehende nicht einverstanden sind." Mit diesen Worten | |
teilte der Vermieter Natasha Kelly und ihrer kleinen Tochter mit, dass sie | |
ihre Wohnung in Osnabrück los war. Sie klagt nun und könnte damit einen | |
Präzedenzfall schaffen. | |
Bevor die 34-jährige Studentin dieses Schreiben Mitte Dezember 2007 las, | |
hatte der ebenfalls mit ihr im Haus lebende Vermieter F. ein fast | |
freundschaftliches Verhältnis zu ihr und ihrem 12-jährigen Kind gehabt. | |
Doch zwei Bewohner des Sechs-Parteien-Miethauses in der Innenstadt hätten | |
ihn so sehr unter Druck gesetzt, dass er Kelly habe hinauswerfen müssen, | |
sagt F. heute. "Dass man mir wegen meiner Hautfarbe die Wohnung nicht | |
vermietet, kenne ich schon", sagte Kelly. "Aber dass man mich deswegen | |
nachträglich wieder rausschmeißt, ist mir noch nie passiert" Ihre Anwältin | |
halt die Begründung des Vermieters für eine Farce. "Wer ist der Chef im | |
Haus?", fragt Simone Singer. "Ich glaube, dass hier einfach abwertendes | |
Gedankengut vorhanden ist. So geht man nicht mit anderen Menschen um!" | |
Auf 10.000 Euro Schmerzensgeld und Schadensersatz klagt die junge Frau nun. | |
Das wird sehr wahrscheinlich einen Präzedenzfall für die Anwendung des seit | |
August 2006 geltenden Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes schaffen. Laut | |
dem Gesetz darf niemand wegen seiner Herkunft, seines Geschlechts, einer | |
Behinderung, des Alters, der Religion und der Weltanschauung oder sexuellen | |
Identität benachteiligt werden. Rechtsanwältin Singer betont die | |
Einzigartigkeit des Falles: "Das hat es noch nie gegeben, dass jemand | |
diskriminierendes Gedankengut so offen preisgibt!". | |
Inzwischen haben sich die Kellys eine neue Wohnung gesucht. "Ich selbst | |
wäre da wohnen geblieben und hätte den Kampf bis zu Ende durchgekämpft", | |
sagt Kelly. "Aber ich wollte meine Tochter nicht in einem rassistischen | |
Umfeld aufwachsen lassen." Einfach war der Umzug trotzdem nicht. Auch beim | |
Finden der neuen Wohnung hatte Kelly mit Vorurteilen von Vermietern zu | |
kämpfen, die sie für eine Mietnomadin hielten. Über zwei Monate musste sie | |
ohne Telefon- und Internetanschluss auskommen und das obwohl sie gerade | |
ihre Doktorarbeit schreibt. | |
Mit der schwierigen Situation dunkelhäutiger Einwanderer hat sich die in | |
London geborene und dann in Deutschland aufgewachsene Afro-Britin schon | |
während ihres Studiums der Kommunikationswissenschaften beschäftigt. Sie | |
publizierte im Sommer 2007 die erste deutsche Zeitschrift für Afrokultur - | |
das X-Magazin. Zu den Autoren zählte unter anderem der südafrikanische | |
Bürgerrechtler Denis Goldberg. Sie betrachtet Deutschland als ihre Heimat | |
und wollte etwas für die Verständigung der Deutschen mit den | |
afrikanischstämmigen Zuwanderern tun. "Wir Afros sind ein Teil dieser | |
Gesellschaft", sagt Kelly. In Osnabrück haben das einige Menschen offenbar | |
noch nicht begriffen. | |
13 Apr 2008 | |
## AUTOREN | |
Sigrid Lehmann | |
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