# taz.de -- Politologe über Rechts-Blatt „Junge Freiheit“: „Die Seriösi… | |
> Die rechte Postille „Junge Freiheit“, für die der CDU-Politiker Krause | |
> gearbeitet hat, betreibe meisterhaft die publizistische | |
> Verstellungskunst, analysiert der Politologe Wolfgang Gessenharter. | |
Bild: Merkels Berater Erich Vad über Carl Schmitt. | |
taz: Herr Gessenharter, der designierte Thüringer Kultusminister Peter | |
Krause (CDU) spricht von der Jungen Freiheit als einem „anerkannten Medium | |
der Presselandschaft“. Ist sie das? | |
Wolfgang Gessenharter: Wenn man sieht, wer sich dort in der Vergangenheit | |
alles in Interviews zu Wort gemeldet hat, auch aus den großen Parteien und | |
Wirtschaftsverbänden, könnte man das rein faktisch so sehen. Dabei müsste | |
aber inzwischen jeder wissen, dass die Junge Freiheit eine rechte Postille | |
ist, deren Seriosität äußert fragwürdig ist. | |
Was ist an der Jungen Freiheit gefährlich? | |
Sie verkündet eine Botschaft, aus der man durchaus schließen kann, dass sie | |
das Grundgesetz negiert, ohne dies aber so deutlich zu machen, dass sie ins | |
Visier des Verfassungsschutzes geraten könnte. Diese Verstellungskunst | |
betreibt sie mit großer Meisterschaft. | |
Inwiefern steht sie mit dem Grundgesetz in Konflikt? | |
In der Jungen Freiheit wird immer wieder die angeborene und unveräußerliche | |
Würde jedes Menschen infrage gestellt. Da gibt es zahlreiche, auch | |
aktuelle, Beispiele, wo etwa Straftätern ganz populistisch die Würde | |
abgesprochen wird. | |
Welche Bedeutung hat das Blatt für das rechte Spektrum? | |
Die Zeitung regt Diskussionen an, in denen Personen aus dem konservativen | |
Lager bis zur extremen Rechten zu Wort kommen, darunter auch | |
NPD-Aktivisten. Sie bildet dadurch eine wichtige intellektuelle Elite im | |
rechten Lager. Allerdings drückt sie ihre Ideologie immer etwas harmloser | |
aus, damit die streitbare Demokratie keine Ansatzpunkte hat. | |
Seit 2005 darf die Junge Freiheit nicht mehr in den | |
Verfassungsschutzberichten erwähnt werden. Hat die Zeitung dennoch einen | |
braunen Kern? | |
Zentraler Bezugspunkt sind die Gedanken der konservativen Revolution aus | |
der Weimarer Republik und des NS-Staatsrechtslehrers Carl Schmitt, der aus | |
seiner Abneigung gegen die Bundesrepublik bis zu seinem Tod 1985 keinen | |
Hehl machte. | |
Was ist zentral für das Gedankengut in dem Blatt? | |
Immer wieder taucht der entscheidende Satz auf, dass die Gleichheit der | |
Menschen eine Illusion sei. Es werden also nicht allen Menschen die | |
gleichen Rechte zugesprochen, unabhängig von Geschlecht, Abstammung, Rasse | |
oder Herkunft. | |
Ideologischer Kern der Neuen Rechten, als deren Leitorgan die Junge | |
Freiheit gilt, ist der sogenannte Ethnopluralismus. Was heißt das? | |
Die wichtigste Zugehörigkeit des Einzelnen ist nicht die zur Menschheit als | |
Ganzem, sondern die zur jeweiligen Ethnie oder dem „Volk“. Es gilt also: | |
Deutschland den Deutschen, die Türkei den Türken. Die Junge Freiheit würde | |
aber nie schreiben: Raus mit Ausländern, notfalls mit Gewalt. | |
Relativiert die Junge Freiheit den Nationalsozialismus? | |
Sie vertritt die üblichen geschichtsrevisionistischen Positionen, im | |
Nationalsozialismus sei nicht alles schlecht gewesen und die Deutschen | |
sollten endlich mit ihrer Vergangenheitsbewältigung aufhören. | |
Verharmlost sie auch den Holocaust? | |
Die Junge Freiheit würde nie den Holocaust leugnen. Aber im gleichen | |
Atemzug mit der Judenvernichtung werden beispielsweise die Amerikaner und | |
der Vietnamkrieg genannt. Durch diese Hinweise auf die Schuld anderer | |
sollen die deutschen Verbrechen wohl relativiert werden. | |
Was bedeutet es, wenn ein einstiger Redakteur der Jungen Freiheit | |
Schulminister wird? | |
Herr Krause sollte sich deutlich vom Gedankengut der Jungen Freiheit | |
distanzieren, wenn er Kultusminister werden will. Sonst kann er nicht | |
glaubhaft machen, dass er das Grundgesetz schützen will, auf das er | |
immerhin einen Eid schwören muss. | |
INTERVIEW: WOLF SCHMIDT | |
26 Apr 2008 | |
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