# taz.de -- Initiative für Kindern von Nichtakademikern: Mut zum Studium durch… | |
> Ein Internetportal will Arbeiterkinder ermutigen, an die Hochschule zu | |
> gehen. Nur 23 Prozent dieser Kinder besuchen Uni. | |
Bild: Geldmangel? Skeptische Eltern? Arbeiterkinder, traut euch zur Uni! Sagt a… | |
BERLIN taz "Was willst du denn mit diesem komischen Fach nach dem Studium | |
anfangen?" Das fragen sich nicht nur viele Studenten täglich selbst. Das | |
fragen auch Eltern, die nicht begeistert sind von der Idee, dass ihr Kind | |
studieren will. Meistens sind das Eltern, die selbst nicht studiert haben, | |
glaubt Katja Urbatsch: Deshalb hat sie die Initiative ArbeiterKind | |
gegründet, die Schüler aus nichtakademischen Elternhäusern zum Studium | |
ermutigen soll. | |
Mit dem Internetportal ArbeiterKind.de thematisiert die Initiative all die | |
Hindernisse, die Arbeiterkindern auf ihrem Weg ins Studium im Wege stehen - | |
von Geldmangel bis zu skeptischen Eltern. | |
Große Hindernisse sind es offenbar, denn in Deutschland nehmen von 100 | |
Kindern nichtakademischer Herkunft später nur 23 ein Hochschulstudium auf, | |
obwohl doppelt so viele die Hochschulreife erreichen. Das belegt die | |
aktuelle Sozialstudie des Studentenwerks. Zum Vergleich: Von 100 | |
Akademikerkindern studieren später über 80 Prozent. | |
"Eltern raten meistens dazu, den Weg zu gehen, den sie selbst gegangen | |
sind", sagt ArbeiterKind-Initiatorin Katja Urbatsch. Und nicht selten | |
hätten Nichtakademiker, für die eine Universität fremdes Terrain ist, | |
Vorurteile. Von "Studenten liegen dem Staat auf der Tasche" bis zu "Als | |
Student bist du später arbeitslos und musst Taxi fahren" - eine Sammlung | |
demotivierender Sprüche und passender Gegenargumente auf der Internetseite | |
soll Jugendlichen helfen, zum Studium zu stehen. | |
Um die Schüler anzusprechen, will die Initiative besonders dort werben, wo | |
sich auch ihre Zielgruppe mutmaßlich herumtreibt: im Internetportal | |
SchülerVZ etwa. An der Zielgruppe vorbei schießen nämlich etwa | |
Studienstiftungen, die sich in überregionalen Tageszeitungen vorstellen, | |
sagt Urbatsch - "denn die lesen die meisten Arbeiterkinder ja gar nicht". | |
Weil es so einen großen Aufklärungsbedarf über Finanzierungsmöglichkeiten | |
gibt, können Abiturienten sich im Internetportal auch über das Bafög und | |
die großen staatlichen und privaten Stiftungen informieren. Im Portal | |
stehen zudem die Erfahrungen von aktuellen Stipendiaten. Die Stipendiaten | |
geben dort zum Beispiel Tipps, wie man sich auf ein Bewerbungsgespräch bei | |
der Heinrich-Böll-Stiftung vorbereitet, und Informationen darüber, welches | |
Engagement die Rosa-Luxemburg-Stiftung von einem erwartet. | |
Für ihre Initative haben die sechs derzeitigen Mitglieder bereits eine | |
Auszeichnung bekommen: Im Rahmen des Wettbewerbs "startsocial" zur | |
Förderung sozialer Projekte gewann die Initiative im Februar ein | |
Beratungsstipendium. Der von Wirtschaftsunternehmen initiierte Wettbewerb | |
unter Schirmherrschaft von Bundeskanzlerin Merkel stellte ArbeiterKind.de | |
für einen Zeitraum von drei Monaten zwei Berater zur Seite. | |
Direkt zu Schulen gehen, das Projekt lokal anbinden - die Tipps der Berater | |
will die Initiative in die Praxis umsetzen. Im Herbst startet ein | |
Modellprojekt in Gießen, bei dem das Team Schulen besuchen wird, um mit den | |
Schülern persönlich zu sprechen - und sie zu ermuntern, ihre eigenen | |
Entscheidungen zu treffen. | |
5 May 2008 | |
## AUTOREN | |
Lana Stille | |
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