# taz.de -- Verfassungsreferendum trotz Zyklon: "Birma erwartet freudig Abstimm… | |
> Das Militär glaubt an schlechte Omen, daher müsste es nach dem Zyklon das | |
> Referendum eigentlich verschieben. Doch dafür gibt es bislang keine | |
> Anzeichen. | |
Bild: Die Leute wollen Trinkwasser statt einer Abstimmung? Das lässt die Junta… | |
BANGKOK taz Am Montag noch verlautete, die Militärs wollten trotz der | |
Verwüstungen durch den Zyklon an dem für Samstag angekündigten Referendum | |
über eine neue Verfassung festhalten. Allerdings war bis zum späten Abend | |
noch nicht bekannt, dass der Wirbelsturm mehrere tausend Tote gefordert | |
hatte. "Das gesamte Volk des Landes erwartet diese Abstimmung freudig", | |
hieß es zuvor in dem Staatsorgan New Light of Myanmar. | |
Das klingt wie Hohn. Denn die Menschen in den Katastrophengebieten haben | |
erst einmal andere Sorgen. "Was schert mich die Abstimmung", wurde ein Mann | |
in der einstigen Hauptstadt Rangun zitiert. "Was wir jetzt brauchen, ist | |
Wasser." Ob das Referendum nun stattfinden wird, ist abzuwarten. | |
Abergläubisch, wie vor allem Juntachef Than Shwe ist, müssten die Militärs | |
die Abstimmung eigentlich verschieben. Ein Zyklon so kurz vor dem | |
Volksentscheid dürfte den Generälen als böses Omen gelten. | |
Die von der Junta initiierte Verfassung, die den Weg zu Wahlen im Jahr 2010 | |
ebnen soll, gilt ohnehin als Farce. Die Militärs hatten den Entwurf von | |
einem handverlesenen Gremium ausarbeiten lassen. "Schon bei der | |
Ausarbeitung waren weder politische Parteien noch das Volk repräsentativ | |
vertreten, alle Prinzipien wurden von den Militärs festgeschrieben", | |
kritisiert Than Khe, Vorsitzender der Exilvereinigung "All Burma Students | |
Democratic Front", gegenüber der taz. | |
Nach Ansicht der Kritiker ist die neue Verfassung nur dazu da, die Macht | |
der Generäle auch in der Zukunft zu zementieren. So soll beispielsweise die | |
unter Hausarrest stehende Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi von den | |
Wahlen ausgeschlossen werden, weil sie mit einem Ausländer verheiratet war. | |
Ein Viertel der Parlamentssitze ist zudem für Angehörige des Militärs | |
reserviert, die ein Vetorecht über die Berufung wichtiger Abgeordneter | |
haben werden. Oppositionelle rufen die Bevölkerung so dazu auf, in der | |
Abstimmung mit "Nein" zu stimmen. In mehreren Städten hatten Aktivisten | |
T-Shirts mit der Aufschrift "No" getragen. Etliche von ihnen wurden | |
daraufhin verhaftet. | |
Exilbirmanen und Angehörige ethnischer Minderheiten haben vor einiger Zeit | |
in Thailands Hauptstadt Bangkok einen Gegenentwurf vorgestellt. Darin seien | |
unter anderem Selbstbestimmung und die politische Gleichstellung der | |
ethnischen Minderheiten in einem geeinten Birma festgeschrieben, so Lian H. | |
Sakhong vom "Ethnic Nationalities Council" zur. Auf diese Weise solle das | |
Volk ermutigt werden, Nein zur Junta-Verfassung zu sagen. | |
6 May 2008 | |
## AUTOREN | |
Nicola Glass | |
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