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# taz.de -- Medien: Sender verschlankt bis zur Magersucht
> Der RBB leidet unter geringen Gebühreneinnahmen und dem
> Finanzierungssystem der ARD. Deswegen will Intendantin Reim zehn
> Millionen Euro einsparen - pro Jahr.
Bild: Rundfunksender mit Dame. Intendantin Reim und ihre Sparmannschaft
Eigentlich soll am 24. Mai beim Tag der offenen Tür mit den Zuschauer-und
HörerInnen des Rundfunk Berlin Brandenburg (RBB) Geburtstag gefeiert
werden. Schließlich wird die 2003 aus SFB und ORB fusionierte jüngste
ARD-Anstalt in diesem Monat fünf Jahre alt. Doch wirklich ausgelassene
Stimmung mag nicht aufkommen. Denn dem RBB fehlt Geld, für seine
Verhältnisse sogar sehr viel Geld: 54 Millionen Euro hat er laut
Intendantin Dagmar Reim im Zeitraum 2009 bis 2012 zu wenig.
Ein Paradox, schließlich wird die Rundfunkgebühr zum 1. Januar 2009
voraussichtlich noch einmal um 95 Cent erhöht. Auch für den RBB gibt es
dann gut 14 Millionen Euro mehr pro Jahr. Doch das reicht hinten und vorne
nicht, sagt Reim: Weil in der armen Hauptstadtregion fast doppelt so viele
Menschen aus sozialen Gründen von der Gebührenpflicht befreit sind wie im
Bundesdurchschnitt, entgehen dem RBB nach eigenen Berechnungen rund 60
Millionen Euro pro Jahr. Für 2008 rechnet die Anstalt bei aller Sparsamkeit
mit einem Minus von knapp vier Millionen Euro. Dazu kommen noch Zahlungen
für die üppige Altersversorgung ehemaliger SFBler, die der RBB vom
einstigen Fronstadtsender geerbt hat.
Der RBB befindet sich hier in einer Zwickmühle: Sein Sendegebiet ist und
bleibt strukturschwach, und die interne Gebührenverteilung innerhalb der
ARD bevorzugt traditionell die großen Anstalten wie WDR und NDR.
Intendantin Reim hatte daher ARD-intern seit längerem beharrlich für eine
Reform der großen Geldverteilerei gestritten, und ihrem Unmut im April Luft
gemacht: "Derzeit gibt es eklatante Ungerechtigkeiten. Diese müssen
beseitigt werden."
Da die anderen ARD-Sender nicht in erforderlichem Maße helfen würden, seien
nun harte Einschnitten ins RBB-Programm nötig. Bis Anfang Juni sollen erste
Entscheidungen fallen, von insgesamt bis zu zehn Millionen Euro
Einsparungen pro Jahr ist die Rede. "Dies ist unvermeidlich, obwohl wir
unsere Hausaufgaben gemacht und in den vergangenen Jahren einen
dramatischen Stellenabbau vorgenommen und unglaubliche Einsparungen
geleistet haben", sagt Reim. Wenn jetzt weitergespart werde, gehe das an
die Substanz: "Nach der Schlankheit kommt die Dürre und nach der Dürre
kommt die Magersucht", formulierte die Intendantin und löste ob solch
unbotmäßiger Worte bei manch anderem ARD-Oberen eine mittlere Ohnmacht aus.
Prompt kam die ARD dem RBB etwas entgegen, zumindest was dessen
Aufwendungen fürs Erste Fernsehprogramm angeht. Doch reichen wird das
längst nicht.
Beim RBB wird also munter weiter verschlankt: Seit diesem Monat läuft die
einjährige Übergangsphase, nach der die bisher getrennten Direktionen für
Hörfunk und Fernsehen in einem bimedialen Posten aufgehen sollen. Laut Reim
ist das aber "nicht als Sparmodell" gedacht, vielmehr sehe so der
"konsequente Weg in die digitale Multimediawelt" aus. Für den machen sich
gerade Fernsehchefredakteurin Claudia Nothelle und Antenne-Brandenburg-Chef
Christoph Singelnstein warm.
16 May 2008
## AUTOREN
Steffen Grimberg
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