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# taz.de -- Kommentar Prostitutionsgesetz: Freier als Hilfssheriffs
> Ein Gesetz gegen Freier von Zwangsprosituierten wird bestenfalls die
> Debatte um staatlich zertifizierte Bordelle mit ordentlichen
> Arbeitsbedingungen voranbringen.
Justizministerin Brigitte Zypries (SPD) will Freier bestrafen. Alle Freier,
wie in Schweden? Nein, natürlich nur die Freier von Zwangsprostituierten.
Einen entsprechenden Entwurf hat sie jetzt hierzu zur Debatte vorgelegt.
Doch welche Hure ist eine Zwangsprostituierte? Feministinnen wie Alice
Schwarzer bezeichnen glatt 95 Prozent der Frauen im Sexgewerbe als
"Zwangsprostituierte". Auch viele Konservative sehen die Diskussion um den
Schutz von Zwangsprostituierten vor allem als Chance, das Sexgewerbe wieder
ganz allgemein ins Zwielicht zu rücken ("so etwas macht niemand
freiwillig").
Niemand bestreitet, dass es im Rotlichtmillieu auch Zwang und Gewalt gibt.
Allerdings ist es schon heute strafbar, eine Prostituierte, die
offensichtlich nicht will, zum Geschlechtsverkehr zu nötigen: das ist
schlichtweg eine Vergewaltigung.
Das neue Gesetz soll diffusere Situationen erfassen: Eine Frau ist in einer
"schutzlosen" Lage, wehrt sich aber nicht. Der Mann erkennt den Ernst der
Lage, hat aber dennoch Sex mit ihr. Klingt gut, ist aber völlig
unrealistisch. Denn wie will man beweisen, dass der Mann in Kenntnis einer
Zwangssituation handelte? Ein paar blaue Flecken bei der Frau dürften als
Zeichen für eine Ausbeutungsituation kaum ausreichen. Die Union will daher
Freier schon bestrafen, wenn sie "leichtfertig" die Zwangslage einer Frau
nicht erkennen. Das wiederum wirkt reichlich uferlos - und das soll es ja
vermutlich auch sein.
Zypries will zurecht nur vorsätzliches Handeln bestrafen. Ein Gesetz gegen
Freier von Zwangsprosituierten wird aber eher symbolische Wirkung haben:
bestenfalls wird es die Debatte um staatlich zertifizierte Bordelle mit
ordentlichen Arbeitsbedingungen voranbringen. Schlechtestenfalls werden die
Freier zu Hilfssherrifs der Ausländerpolizei, und melden künftig
reihenweise ausländische Prostituierte, damit deren Aufenthaltsstatus mal
überprüft wird. Solange es keine Greencards für nicht-europäische
Prostituierte gibt, ist die Aufregung um den so genannten Frauenhandel
jedenfalls ziemlich scheinheilig.
19 May 2008
## AUTOREN
Christian Rath
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