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# taz.de -- Kommentar Xenophobie: Pogrome unter Nachbarn
> Die aktuellen fremdenfeindlichen Übergriffe in Südafrika und Italien
> zeigen, dass Rassismus nichts mit Hautfarbe zu tun hat. In beiden Fällen
> sind die Regierungen nicht unschuldig an der Eskalation.
In Italien werden dieser Tage Roma gejagt, in Südafrika Zuwanderer aus
Simbabwe. Fremdenfeindliche Pogrome sind offenbar salonfähig. Die Gewalt
des Mobs in der südafrikanischen Metropole Johannesburg richtet sich gegen
alle, die aus anderen afrikanischen Ländern eingewandert sind. In Neapel
kam es zu gezielten Brandschatzungen des Pöbels gegen Roma-Elendsbaracken.
In beiden Fällen zeigen sich die Regierungen teils machtlos gegen die
Gewalt, teils sind sie wegen ihrer fremdenfeindlichen Politik der
Mittäterschaft zu verdächtigen. Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet die
Parole "Ausländer raus!" einmal Afrika und Europa einen könnte?
Die aktuellen Beispiele zeigen, dass Rassismus nichts mit Hautfarbe zu tun
hat. Die mörderischsten ethnischen Massaker der Neuzeit, in Ruanda und in
Bosnien, ereigneten sich zwischen Nachbarn derselben Nation, wo die Täter
ihre Opfer zuerst zu Fremden erklärten und das für einen ausreichenden
Grund hielten, sie ausmerzen zu dürfen. In jenen Konflikten entstand der
bösartige Begriff der "ethnischen Säuberung", die inzwischen als Verbrechen
gegen die Menschlichkeit international verfolgt werden kann.
In unzähligen Ländern der Welt werden politische Machtkämpfe mit dem
demagogischen Mittel der ethnischen, religiösen oder geografisch-regionalen
Frontenbildung ausgetragen. Ob Tschetschenen in Russland, Araber in Israel
oder Schwarze in Teilen der USA - sie alle sind mit diesen perfiden
Mechanismen durchaus vertraut. Und was sich heute in den Slums von
Johannesburg abspielt, ereignete sich - noch viel blutiger - erst vor
wenigen Monaten in den Elendsvierteln von Nairobi.
Was ist gegen diese Herrschaft der Xenophobie zu tun? Gebrochen werden muss
der politische Konsens, wonach die Anwesenheit von "Fremden" an sich ein
Problem ist, für das eine Lösung gefunden werden muss. Im Gegenteil: Das
Recht auf Freizügigkeit ist die Lösung für ein Problem - es ist ein Mittel
gegen soziale und kulturelle Abschottung, und seine Respektierung ist
ohnehin ein fundamentales Grundrecht eines jeden Menschen. Doch dieser
einfache Gedanke scheint die Politik in vielen Ländern dieser Welt derzeit
zu überfordern.
21 May 2008
## AUTOREN
Dominic Johnson
Dominic Johnson
## TAGS
Pogrom
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