# taz.de -- Radio Multikulti: Politiker wollen Multikulti nicht verlieren | |
> Fast alle Fraktionen sprechen sich für den Erhalt des Radios Multikulti | |
> aus. Die endgültige Entscheidung soll in den nächsten Tagen fallen. | |
Bild: Dagmar Reim, die Intendantin des RBB, entscheidet über die Zukunft von R… | |
Nach Mitarbeitern und Hörern haben sich nun auch die Politiker im Fall | |
Radio Multikulti zu Wort gemeldet. In einer Pressekonferenz traten am | |
Dienstag Senatsabgeordnete von SPD, Linken und Grünen für den Erhalt des | |
Senders ein. Der Präsident des Berliner Abgeordnetenhauses, Walter Momper | |
(SPD), sagte: "Der RBB sollte gewährleisten, dass er trotz Sparprogramms | |
sein Profil wahrt. Da gehört das Radio Multikulti definitiv dazu." | |
Der RBB hatte in der vergangenen Woche verkündet, dass er ab 2009 satte 54 | |
Millionen Euro einsparen müsse. Mitarbeiter hatten sich daraufhin an die | |
Öffentlichkeit gewendet, weil sie um die Existenz des Berliner Radiosenders | |
fürchten. | |
"Das Radio Multikulti ist ein Zeichen für unsere Weltoffenheit", sagte | |
Momper. "Die Schließung wäre ein großer Verlust für Berlin und ein schwerer | |
Rückschritt für alle Integrationsbemühungen." Evrim Baba (Linke) ergänzte: | |
"Wir müssen den Minderheitsgesellschaften zeigen, dass sie in Deutschland | |
willkommen sind. Radio Multikulti darf kein Sparopfer werden." | |
Seit 1994 wendet sich Radio Multikulti mit seinem teilweise fremdsprachigen | |
Programm und Berichten aus aller Welt an Hörer in Berlin und Brandenburg. | |
Bei den jetzt fälligen Einsparungen des RBB steht der Sender angeblich ganz | |
oben auf der Abschussliste, weil die Hörerzahlen zu gering seien: So sollen | |
in den vergangenen zwei Wochen nur knapp 250.000 eingeschaltet haben. | |
Allerdings wurden bei der Hörerstatistik nur Deutsche berücksichtigt. | |
Und eine Schließung des Senders, der jährlich vier Millionen Euro kostet, | |
würde das Finanzloch des RBB auch gar nicht stopfen könnten. "Statt eigene | |
Sender zu schließen, sollte der RBB versuchen, über den Finanzausgleich | |
zwischen den einzelnen öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten an Geld zu | |
kommen", sagte Bilkay Öney von den Grünen. "Im Sendegebiet des RBB sind | |
fast ein Drittel der Bevölkerung von der GEZ-Gebühr befreit. Bei anderen | |
Anstalten wie dem WDR gibt es wesentlich mehr Gebührenzahler. Durch | |
Ausgleichszahlungen könnte ein Teil des Finanzbedarfs des RBB gedeckt | |
werden." | |
Auch die Berliner CDU ist für den Erhalt des Radios Multikulti. Lediglich | |
FDP-Fraktionsvorsitzender Martin Lindner sprach sich auf Nachfrage der taz | |
ausdrücklich für dessen Schließung aus: "Wir sehen da keine Alternative." | |
Die Hörerschaft sei zu klein, 0,8 Prozent Marktanteil rechtfertige den | |
großen Produktionsapparat nicht. "Schließlich lebt der | |
öffentlich-rechtliche Rundfunk von Zwangsgebühren und steht damit unter | |
einem besonderen Rechtfertigungsdruck." Die FDP-Fraktion plant, im | |
Medienausschuss vorzuschlagen, Sendungen des Radios Multikulti bei Radio | |
Eins oder Inforadio zu integrieren. | |
Derweil kursieren RBB-intern andere Gerüchte: Da das Aus von Multikulti am | |
schwersten durchzusetzen sei, lasse man die Öffentlichkeit sich jetzt daran | |
abarbeiten, um später ganz andere Kürzungen vorzunehmen. | |
Beim RBB möchte man sich zurzeit nicht zu den Sparplänen und den | |
Rettungsaktionen um das Radio Multikulti äußern. "In den nächsten Tagen | |
werden wir aber die genauen Sparmaßnahmen veröffentlichen", sagte ein | |
Sprecher. | |
20 May 2008 | |
## AUTOREN | |
Juliane Wiedemeier | |
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