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# taz.de -- Schweden schaltet Reaktor ab: Mit Sprengstoff ins AKW
> Nach dem Fund von Sprengstoffspuren wurden zwei Arbeiter im schwedischen
> Atomkraftwerk Oskarshamm festgenommen - und der Reaktor abgeschaltet.
Bild: Abgeriegelt: das AKW im schwedischen Oskarshamm.
STOCKHOLM taz Wegen "Sabotageverdacht" gegen das Atomkraftwerk Oskarshamm
hat die schwedische Staatsanwaltschaft am Mittwoch zwei Personen in Haft
genommen. An einer Plastiktüte, die einer der Beschuldigten mit in das AKW
nehmen wollte, waren bei einer Einlasskontolle Sprengstoffspuren gefunden
worden. Das vom deutschen Energiekonzern Eon betriebene AKW wurde
abgesperrt. Die beiden laufenden Reaktoren - einer steht wegen
Wartungsarbeiten derzeit still - wurden am inzwischen heruntergefahren.
Nach Angaben der Polizei handelt es sich bei den Sprengstoffspuren um den
hochexplosiven Stoff TATP (Triacetontriperoxid), der unter anderem bei den
Anschlägen auf die Londoner U-Bahn im Jahr 2005 verwendet wurde. Der
festgenommene Arbeiter, ein Schweißer, der nicht zur Stammbelegschaft
gehört, habe den Fund nicht erklären können. Zur Rolle des zweiten Mannes
wurden keine Angaben gemacht.
Anders Österberg, Informationschef des AKW, teilte mit, dass am Einlass zum
AKW nur Stichprobenkontrollen stattgefunden haben; an den vorangegangenen
Tagen seien die beiden Arbeiter nicht überprüft worden. "Wir können daher
nicht ausschließen, dass sie Sprengstoff ins AKW verbracht haben." Eine
Bombenspezialeinheit der Polizei wollte im Laufe des Mittwochabends das
gesamte AKW, vor allem aber die Einsatzorte der Festgenommenen nach
"Auffälligkeiten" untersuchen.
Laut Patrick Goede, Sprengstoffexperte des schwedischen
Militärforschungsinstituts FOI, ist TATP ein "hochexplosiver" Sprengstoff,
der durch Stoß, Wärme, Reibung oder einen Elektrokontakt zur Detonation
gebracht werden kann. Er sei leicht selbst herzustellen, weil die
Bestandteile problemlos zu beschaffen und Anleitungen im Internet verfügbar
seien. Zivile Anwendungen für den Stoff gebe es seines Wissens nicht.
Laut Polizei und den AKW-Betreiberfirmen Eon und Vattenfall soll es in
letzter Zeit keine Anschlagsdrohungen gegen schwedische AKWs gegeben haben.
Eon wertete den Fund als Beweis dafür, dass "das Sicherheitssystem des
Atomkraftwerks voll funktioniert hat". AtomkraftkrikerInnen wiesen jedoch
darauf hin, dass der Sprengstofffund reiner Zufall war; dies zeige eher,
dass ein wirklicher Schutz von Atomreaktoren unmöglich sei.
Bei den Einlasskontrollen am AKW Oskarshamn kommen neben Metalldetektoren
auch Chemikalienscanner zum Einsatz; wie sich nun herausstellte allerdings
nur im Rahmen von Stichproben.
21 May 2008
## AUTOREN
Reinhard Wolff
## TAGS
Sprengstoff
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