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# taz.de -- Kommentar Arktis: Rohstoffgier im Treibhaus
> Die fünf Anrainerstaaten der Arktis maßen sich das Recht auf Ausbeutung
> an. Doch dieser Anspruch muss in Frage gestellt werden - zum Schutz der
> Arktis.
Rund um den Nordpol soll auf Wildwest-Methoden verzichtet werden. Das
werden die Arktisanrainerstaaten auf ihrer heute endenden Konferenz
verkünden. Doch ein solches Minimum an zivilisiertem Umgang sollte
eigentlich selbstverständlich sein. Insofern spiegelt der Beschluss vor
allem wider, wie heiß der Kampf um die Ressourcen in der Arktis bereits
geworden ist.
Vermutet wird, dass hoch im Norden große Mengen Öl und anderer Bodenschätze
verborgen liegen, die nun - dank Klimaerwärmung - zunehmend zugänglich
werden. Die fünf Anrainerstaaten maßen sich das Recht auf deren Ausbeutung
an. Im Prinzip soll sich also nichts geändert haben, seit die damaligen
"Weltmächte" Portugal und Spanien 1494 im Vertrag von Tordesillas die Erde
untereinander aufteilten. Reichte damals die Autorität einer päpstlichen
Bulle, mit der der damalige Herr im Vatikan einfach eine Trennlinie quer
durch den Atlantik zog, wollen Russland, Dänemark, Norwegen, Kanada und die
USA ihre Ansprüche von einem Komitee der Vereinten Nationen absegnen
lassen. Jedes der fünf Länder will sich ein Stück dieses vorletzten weißen
Flecks auf der Erdoberfläche zuteilen zu lassen und beruft sich dabei auf
eine vor 26 Jahren geschlossene Seerechtskonvention, die eine Ausweitung
der 200-Meilen-Wirtschaftszone unter bestimmten geologischen
Voraussetzungen erlaubt.
Doch dieser Anspruch muss infrage gestellt werden. Zum einen dachte 1982
beim Abschluss des Abkommens niemand an die Nordpolregion. Insofern müsste
der Vertrag ebenso überarbeitet werden wie einst sein 1958 verabschiedeter
Vorgänger, der sich aufgrund des technischen Fortschritts schnell als nicht
handhabbar erwiesen hatte. Zweitens enthält die aktuelle
Seerechtskonvention durchaus auch Ansatzpunkte für längst überfällige
Ausnahme- und Schutzregeln für die Arktis: Sie erklärt alle Regionen
außerhalb der nationalen Wirtschaftszonen zum "gemeinsamen Erbe der
Menschheit". Genau dieses Erbe würde aber weiter gefährdet, sollten die
fossilen Energieträger unter der Arktis gehoben und der Globus weiter
aufgeheizt werden. Deshalb darf die Arktis nur allen und damit niemandem
gehören.
28 May 2008
## AUTOREN
Reinhard Wolff
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Die Außenminister der Arktis-Anrainerstaaten wollen die Nordpolarregion
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dabei aber immerhin an Regeln halten.
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