# taz.de -- Staatsoper: Staatsoper erzeugt Dissonanzen | |
> Soll das marode Traditionshaus einen modernen Zuschauerraum kriegen? Der | |
> Kulturstaatssekretär sagt Nein - und stellt sich gegen die Jury des | |
> Architektenwettbewerbs. Ausstellung zeigt alle Entwürfe. | |
Bild: Liebling der Jury: Architekt Klaus Roth mit seinem modernen Entwurf | |
Der Streit über den Umbau des Zuschauerraums der Staatsoper spitzt sich zu. | |
Am Mittwoch hat Kulturstaatssekretär André Schmitz erstmals öffentlich | |
Position bezogen: Er ist für einen behutsamen Umbau der Oper und damit | |
gegen den von der Jury des Architektenwettbewerbs favorisierten modernen | |
Innenraum. Bei der Eröffnung einer Ausstellung mit den acht eingereichten | |
Entwürfen am Mittwochabend sagte Schmitz laut Redemanuskript, er sei dafür, | |
"diesen einzigen historischen Innenraum in der Berliner Innenstadt" so weit | |
wie möglich zu erhalten. Er sprach sich daher dafür aus, dass der Entwurf | |
des Architekten Gerd Heise (oberes Bild) umgesetzt wird, der bei der | |
Juryentscheidung nur auf dem zweiten Platz gelandet war. | |
Den Gewinnerentwurf von Klaus Roth (unteres Bild) lehnt Schmitz dagegen ab. | |
Diesem Entwurf könne er zwar ästhetisch etwas abgewinnen - wenn es um einen | |
Neubau ginge, hätte das auch sein Favorit sein können. Aber "der Respekt | |
vor dem historischen Ort, an dem in den letzten 50 Jahren Musikgeschichte | |
geschrieben worden ist", gebiete einen vorsichtigen Umbau. | |
Der rot-rote Senat ist an die Entscheidung der Jury aus Architekten und | |
Vertretern von Bund und Land nicht gebunden. | |
Der kulturpolitische Sprecher der Linkspartei im Abgeordnetenhaus, Wolfgang | |
Brauer, sprach sich für den modernen Gewinnerentwurf aus. Berlin erhielte | |
damit "einen ästhetisch ansprechenden und nutzerfreundlichen Opernsaal, der | |
auch international jedem Vergleich standhalten wird". | |
Mit der Ausstellung der Entwürfe in der Bauakademie hat die Öffentlichkeit | |
nun in den nächsten zwei Wochen die Möglichkeit, sich selbst ein Bild zu | |
machen. Nach Informationen der taz soll die Entscheidung in der Koalition | |
darüber, welcher Entwurf umgesetzt wird, noch vor der Sommerpause fallen. | |
Beide Entwürfe lösen ein zentrales Problem der Staatsoper: Der Innenraum | |
ist zu klein, das Klangbild entspricht nicht mehr den modernen | |
Anforderungen. Derzeit ist daher eine Anlage installiert, die den Hall | |
künstlich verlängert - das klingt aber nicht so wie ein wirklich größerer | |
Raum, finden zumindest Liebhaber, darunter Generalmusikdirektor Daniel | |
Barenboim. Der Umbau bietet zudem die Möglichkeit, die auf vielen Plätzen | |
schlechte Sicht zu verbessern. | |
Der moderne Entwurf von Klaus Roth stellt den Zuschauer in den Mittelpunkt: | |
Wie im Kino sollen die Sitzreihen künftig im Parkett leicht ansteigen, | |
sodass es von jedem Platz aus die optimale Sicht gibt. Die Sitze in den | |
oberen Rängen werden alle nach vorne statt in Richtung Saalmitte | |
ausgerichtet, damit niemand mehr den Kopf drehen muss, um das Geschehen auf | |
der Bühne zu verfolgen. Und schließlich wird die Decke des Raums angehoben, | |
um die Akustik zu verbessern. Der Kronleuchter soll zudem drei Paneelen | |
weichen, die verstellbar sind und die Klänge aus dem Orchestergraben | |
optimal in den Raum reflektieren. | |
Im konservativen Heise-Entwurf wird die Decke nur ganz leicht angehoben - | |
aber sie soll mit vielen Löchern schalldurchlässig gemacht werden. Darüber | |
befindet sich ein Hohlraum von 5,58 Metern bis zum Dach. Der Raum wird | |
dadurch akustisch größer, sieht aber so groß aus wie bisher. Die Jury | |
kritisierte, dass genau diese Diskrepanz zwischen Sein und Schein den | |
Zuschauer mit geübtem Gehör verwirren könnte. Sandra Heupel, Sprecherin von | |
Heises Architekturbüro, meint dagegen, dem Zuhörer würde das gar nicht | |
auffallen - er würde nur den besseren Klang eines akustisch größeren Raumes | |
hören. | |
Auch Staatssekretär Schmitz sieht in dem von ihm favorisierten Entwurf | |
"Einschränkungen in der Akustik und den Sichtverhältnissen". Er wolle dies | |
aber akzeptieren, "um dieses bedeutende bauhistorische Denkmal der | |
Staatsoper zu bewahren". | |
5 Jun 2008 | |
## AUTOREN | |
Sebastian Heiser | |
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