# taz.de -- Volksentscheid zum Flughafen: Tempelhoffans geben nicht auf | |
> Die Icat klagt gegen das Ergebnis des Volksentscheids zum Flughafen | |
> Tempelhof - weil die Wähler unzulässig beeinflusst worden seien. Experten | |
> glauben jedoch nicht an Wiederholung der Wahl. | |
Bild: Zeitgemäßer Verkehr vor hochmodernem Flughafen: Der Haupteingang im Jah… | |
Der Volksentscheid gegen die Schließung des Flughafens Tempelhof ist | |
gescheitert, doch der Streit über den Flughafen geht weiter. Die | |
Interessengemeinschaft City-Airport Tempelhof (Icat) will nun juristisch | |
gegen die für Oktober angesetzte Schließung des Flughafens vorgehen. Sie | |
verkündete am Montag, sie habe beim Berliner Verfassungsgerichtshof eine | |
Klage gegen das Ergebnis des Volksentscheids eingereicht. Ziel sei, den | |
Volksentscheid zu wiederholen. | |
Beim ersten landesweiten Volksentscheid Ende April hatten die Fans des | |
innerstädtischen Flughafens nicht genügend BerlinerInnen für den Erhalt von | |
Tempelhof gewinnen können. Zur Begründung ihrer Klage erklärten nun der | |
Icat-Vorsitzende Andreas Peter und der Anwalt der Gemeinschaft, Claus-Peter | |
Martens, die Wähler seien unzulässig beeinflusst worden. So habe der Senat | |
von vornherein erklärt, dass er den Volksentscheid nicht berücksichtigen | |
werde. Darüber hinaus habe Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) öffentlich | |
behauptet, dass der Erhalt des Flughafens den "Baustopp" des Großflughafens | |
Schönefeld zur Folge hätte. Außerdem habe es Formfehler seitens der | |
Verwaltung gegeben: Es seien zu wenige Wahllokale geöffnet gewesen und die | |
Icat habe wegen des frühen Abstimmungstermins nicht ausreichend für ihre | |
Sache werben können. "Wir glauben, dass aus diesen Gründen viele | |
Wahlberechtigte gar nicht erst zur Wahl gegangen sind", sagte Martens. "Und | |
was Herr Wowereit behauptet hat, ist objektiv falsch." | |
Beim Volksentscheid hatte zwar die Mehrheit der Teilnehmer, nämlich 60,2 | |
Prozent, für die Offenhaltung von Tempelhof gestimmt, allerdings war die | |
Wahlbeteiligung zu gering: Nur 21,7 Prozent der stimmberechtigten Berliner | |
stimmten mit Ja. Das erforderliche Quorum aber lag bei 25 Prozent. | |
Dass die Icat mit ihrer Klage vor dem Landesverfassungsgericht Erfolg hat, | |
bezweifelt Michael Efler, Mitglied im Landesvorstand des Vereins Mehr | |
Demokratie. "Um einen Volksentscheid zu wiederholen, hätte sich der Senat | |
weitaus schwerwiegendere Fehler erlauben müssen", prophezeit er. "Die Icat | |
wusste von Anfang an, dass der Flughafen Tempelhof definitiv geschlossen | |
wird. Da reichen bloße Anschuldigen an den Bürgermeister für eine Klage | |
nicht aus." Die Gemeinschaft, so Efler, solle aufhören, "den schlechten | |
Verlierer" zu spielen. "Die Verfassungsbeschwerde ist sowohl juristisch als | |
auch politisch völlig aussichtslos." | |
Dabei sei es gar nicht im Interesse der Icat, wie "schlechte Verlierer" | |
dazustehen, betonte der Vorsitzender Peter. "Wir wollen lediglich | |
Rechtsfragen klären und auch im Hinblick auf zukünftige Volksentscheide in | |
Berlin Klarheit schaffen." | |
Doch auch Geert Baasen, Leiter der Geschäftsstelle des Landeswahlleiters, | |
beurteilt die Vorgehensweise der Icat kritisch. Der Vorwurf, dass der Senat | |
einen zu frühen Wahltermin festgesetzt habe, sei nicht gerechtfertigt. "Im | |
Abstimmungsgesetz haben wir klargestellt, wann die Wahl stattfinden soll", | |
erklärt Baasen. "Alle Fristen und Termine sind vorschriftsgemäß eingehalten | |
worden." | |
Trotzdem hofft Icat-Vorsitzender Peter, dass die Klage Erfolg haben wird. | |
Natürlich, so räumt er ein, könne es im Falle einer Wahlwiederholung | |
schwierig werden, die Bevölkerung noch einmal zum Gang zur Urne zu | |
motivieren. "Aber ich glaube, wir haben dennoch eine Chance", bekräftigte | |
er. | |
9 Jun 2008 | |
## AUTOREN | |
Nora Grosse-Harmann | |
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