# taz.de -- Kommentar Gleichstellungsstandards: Nur Quoten bringen mehr Profess… | |
> Die Führungsriegen der Unis sind nach wie vor eine verknöcherte | |
> Männerwelt. Die sinnvollste Lösung sind vorgeschriebene Quoten. | |
Bild: Tritt zum Jahreswechsel ab: DFG-Präsident Peter Strohschneider | |
Nur jede zehnte deutsche Professur ist mit einer Frau besetzt. Die | |
Führungsriegen der Unis sind nach wie vor eine verknöcherte Männerwelt. | |
Matthias Kleiner, der Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), | |
bezeichnet dies zu Recht als "beschämend für das Wissenschaftssystem". Doch | |
mehr als luftige Kritik ist von der DFG in der Frauenfrage offenbar nicht | |
zu erwarten. | |
Ihr jetzt veröffentlichtes Paket für Gleichstellungsstandards bringt | |
karrierewilligen Wissenschaftlern gar nichts - es als "Meilenstein" | |
(Kleiner) zu verkaufen, ist euphemistisch. In den nächsten Jahren sollen | |
sich Forschungseinrichtungen um eine Erhöhung des Frauenanteils bei | |
Promotionen, Habilitationen und Professuren kümmern - all das aber | |
freiwillig und autonom, auf Basis von Selbstverpflichtungen. Wenn eine Uni | |
ihre Ziele nicht einhält, will die DFG sie ausdrücklich nicht an den | |
Pranger stellen - sondern vielmehr positive Beispiele als Vorbilder | |
präsentieren. | |
Mit solchen Forderungen bringt man freilich nicht mehr Frauen in die | |
Forschung. Die sinnvollste Lösung sind vorgeschriebene Quoten. Eine Studie | |
hat kürzlich die Berufungsverfahren in Deutschland untersucht und kam zu | |
dem Schluss, dass Frauen trotz Frauenbeauftragten in den | |
Berufungskommissionen eben nicht gleiche Chancen wie Männer haben. Das | |
heißt: Fehlt die Quote, gibt es immer Wege, wie Männer, die in den | |
Komissionen oft die Mehrheit bilden, bevorteilt werden. | |
Die Ausrede der DFG-Mitglieder, also der Unis und Forschungsinstitute, | |
lautet: In einigen Fächern, etwa in den Ingenieurwissenschaften, gebe es | |
viel zu wenig Kandidatinnen. 14 von 86 Mitgliedern der DFG konnten sich | |
deshalb nicht mal dazu durchringen, den weichgespülten | |
Gleichstellungsstandards zuzustimmen. Dabei könnten Quoten fächerspezifisch | |
gebildet werden, um eine realistische Zahl von Bewerberinnen zu fördern. | |
Sie würden auch das lang beklagte Problem lösen, es fehle weiblicher | |
Wissenschaftsnachwuchs. Eine "Verschwendung von intellektuellen Ressourcen" | |
hatte der DFG-Chef dies genannt. Schade, dass die Verschwendung nun | |
weitergeht. NICOLE JANZ | |
4 Jul 2008 | |
## AUTOREN | |
Nicole Janz | |
## TAGS | |
DFG | |
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