# taz.de -- die wahrheit: Absolutes Bali | |
> Indonesiens Inselwelt braucht dringend Namen für all die vielen Eilande. | |
> Die Benennungsaktion könnte ein Modell auch für Deutschland sein. | |
Bild: Inseln gibt es in Indonesien wie Sand am Meer. Mehr als 17.000 Eilande so… | |
Vor rund einem Jahr erklärte die Regierung Indonesiens, sie beabsichtige | |
den 8.742 namenlosen Inseln des insgesamt 17.502 Inseln - manche Quellen | |
sprechen sogar von 17.504 - umfassenden indonesischen Staatsgebiets einen | |
Namen zu geben. Dauern sollte die Benennungsaktion knapp zwei Jahre, und | |
spätestens Ende 2009 soll sie abgeschlossen sein. Seitdem ist von diesem | |
gewagten Projekt nicht mehr viel zu hören und zu lesen. Das mag auch daran | |
liegen, dass es sehr schwer ist, sich in so kurzer Zeit fast 9.000 Namen | |
einfallen zu lassen. Immerhin hatten die Indonesier dafür 1,8 Millionen | |
Jahre Zeit (Java-Mensch!), und sie sind trotzdem auf keinen Inselnamen | |
gekommen. | |
Schwierig ist aber offensichtlich nicht nur die reine Benamsung, sondern | |
auch die Feststellung, ob ein Ding im Wasser überhaupt eine Insel ist. Nach | |
Artikel 121 des Seerechtsübereinkommens der Vereinten Nationen (UNCLOS) ist | |
etwas als Insel definiert, was von der Natur geformt ist, auch während der | |
Flut aus dem Wasser kuckt und theoretisch von Menschen besiedelt werden | |
könnte. Wendet man diese Definition streng an, so sollen Gerüchten zufolge | |
bis zu 3.000 der 9.000 namenlosen indonesischen Inseln gar keine Inseln | |
sein, sondern nur kleine Felsen, aus dem Wasser ragende Spazierstöcke oder | |
Schrott, so dass man insgesamt nur auf jämmerliche 14.002 respektive 14.004 | |
Inseln käme. Problematisch ist auch, dass am Ende die ganzen mühselig | |
benannten Inseln der UNGEGN vorgelegt werden müssen, der United Nations | |
Group of Experts on Geographical Names, die überprüft, ob bei der | |
Inselnamensgebung alles mit rechten Dingen zugegangen ist. | |
Weil dieser Prozess langwierig, anstrengend und auch teuer ist, könnte man | |
ihn auch getrost privatisieren und Sponsoren überlassen. Damit wäre sogar | |
Geld zu verdienen. So haben es auch die deutschen Fußballvereine gemacht, | |
deren einstige Stadien, die ja auch so was wie Inseln sind, jetzt AOL-, | |
Veltins oder Playmobil-Arenen heißen. Wenn man aber schon mal dabei ist, | |
könnten auch die bereits benannten Inseln Indonesiens umbenannt werden. | |
Weil sie international bekannt sind, spülte das gewiss noch viel mehr Geld | |
in die indonesische Staatskasse. Dabei wäre allerdings zu beachten, dass | |
zwischen Sponsor und Insel ein Bezug besteht. So könnte aus Sumatra guten | |
Gewissens Davidoff werden, aus Java vielleicht Apple oder Microsoft | |
(JavaScript!) und aus Flores Fleurop. Bali aber müsste zweifellos Absolut | |
Vodka heißen, denn das ist das Grundnahrungsmittel der Touristen dort. | |
Selbst an den Mopedtankstellen der Insel wird der Sprit grundsätzlich nur | |
aus Absoluts markanten Markenflaschen ausgeschenkt. | |
Eigentlich könnte auch die deutsche Bundesregierung auf diese Weise was | |
dazu verdienen, so dass es demnächst heißt: Wo machen wir Ferien? Auf | |
Jägermeister (Ex-Juist), Berentzen (Ex-Baltrum) und doch nur wieder auf | |
Nordhäuser Doppelkorn (Ex-Usedom)? | |
CHRISTIAN Y. SCHMIDT | |
5 Jul 2008 | |
## AUTOREN | |
Christian Y. Schmidt | |
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Bali | |
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