Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Streit um Görli: Zu viel Gras im Görlitzer Park
> Quartiersmanager laden zur Diskussion über Dreck und Drogen im Görlitzer
> Park. Die Initiative für einen saubereren Park begeistert aber nicht alle
> - Gegner der Aktion verteilen satirische Flugblätter und rufen zum
> Punkerpicknick auf.
Bild: Sorgten für Aufregung: Markierung von „Stellplätzen“ für Dealer im…
Im Görlitzer Park braucht man sich nicht vor Vereinsamung zu fürchten.
"Hello my friend!" Bereits am Eingang wird man von jungen Männern
angesprochen. Die bieten Marihuana und Haschisch an, und das zuweilen
ziemlich offensiv. Der Kreuzberger Park ist aber nicht nur bei Dealern
beliebt. An Sommertagen tummeln sich junge Partypeople, Altfreaks und
migrantische Großfamilien. Übrig bleiben Müllberge, lädierte Grünflächen -
und Ärger im Kiez.
Den will das Quartiersmanagement Wrangelkiez aufgreifen und lädt heute zum
Kiezgespräch unter dem Motto "Görlitzer Park - ohne Dreck und Drogen". Doch
schon die Einladung sorgte für neuen Ärger. Anonyme Spaßvögel verbreiteten
gefälschte Einladungen, in denen eine Bürgerwehr und Videoüberwachung
gefordert werden. Im Internet wird aus Protest zum Punkerpicknick
aufgerufen.
Im Büro des Quartiersmanagement herrscht eine angespannte
Arbeitsatmosphäre. Letzte Details für den Moderationsplan müssen geklärt
werden. Die Stadtplanerin Yolanda Arias ärgert sich über die gefälschte
Einladung. "Uns wird hier eine Haltung unterstellt, von der wir uns absolut
distanzieren." Die resolute Frau erklärt den Grund für das Kiezgespräch so:
"Immer wieder kamen Anwohner zu uns, die über den Zustand des Parks besorgt
sind." Die Diskussion solle öffentlich aufklären, wer für die
Grünflächenpflege zuständig ist oder was Anwohnern tun können, damit der
Park angenehmer und sauberer wird.
Auch Ahmet Iyidirli vom Bildungswerk für Migrantenfragen, das das
Kiezgespräch mitorganisiert, hat von der falschen Einladung gehört. "Ich
hatte deswegen schon einige Proteste auf dem Anrufbeantworter." Trotzdem
ist Iyidirli sehr optimistisch, dass die Veranstaltung ein Erfolg wird.
"Die Leute wollen einfach, dass endlich etwas passiert", sagt der ehemalige
SPD-Bundestagskandidat für Friedrichshain-Kreuzberg.
Die Wunschliste der Anwohner scheint tatsächlich lang zu sein. Die
46-jährige Kleinunternehmerin Susanne Hanke wünscht sich kostenlose
Klohäuschen, eine häufigere Parkreinigung und dass junge Leute, die ihre
leeren Weinflaschen liegen lassen, verantwortlich gemacht werden.
Der Kiezbewohner Rainer Voss möchte, dass die Pamukkale-Ruine endlich
repariert wird. Er hat eine Initiative gegründet, die den zehnjährigen
Geburtstag des Brunnens Ende August feiert. Das Bauwerk war wegen
Materialfehlern nur wenige Wochen in Betrieb. Seither prozessieren der
Künstler des Brunnens und der Bezirk um die Haftung. "Wir wollen Druck
ausüben, damit endlich etwas passiert", sagt Voss.
Fred Jacob, der das Café Edelweiß im Park betreibt, findet, dass die
Politik zu wenig unternimmt: "Zum Beispiel müssen Deckel für die
Papierkörbe im Park beschafft werden, damit die Krähen die Müllberge nicht
mehr auseinanderpflücken." Der Gastronom mit den auffälligen afrikanischen
Spreizohrringen will sich auch selbst engagieren. "Wir wollen einen
Bouleplatz anlegen. Ich habe versprochen mich um die Kugeln, die Sauberkeit
und die Wartung zu kümmern", sagt er.
Baustadträtin Jutta Kalepky will heute mit allen Anwesenden, die "mit
offenem Visier" auftreten, ergebnisoffen diskutieren. Klar sei, dass die
Probleme nur gemeinsam gelöst werden können, und vielleicht gebe es noch
Haushaltsmittel, die umgeschichtet werden können.
Stadtrat Peter Beckers, der für das Ordnungsamt zuständig ist, kann da nur
zustimmen. Durch den Streik im öffentlichen Dienst waren seine 15 Streifen
im Juni nur sehr bedingt arbeitsfähig. Und bis dahin wurden 2008 im Park
gerade einmal 20 Bußgelder verhängt. "Natürlich brauchen wir dringend mehr
Personal, aber alleine kann das Ordnungsamt die Probleme ohnehin nicht
lösen", sagt er.
Und die sind im Park massiv. Nach Auskunft des Kripobeamten Lothar
Spielmann von der zuständigen Polizeidirektion 5 ist der Görlitzer Park
gemessen an der Zahl der registrierten Delikte ein Kriminalitätsbrennpunkt,
an dem die Beamten erleichtert eingreifen dürfen. Diese Einordnung sei aber
nicht in Stein gegossen, so Spielmann. Im Vergleich zur Hasenheide liege
die Fallzahl deutlich niedriger und wenn sie weiter sinke, könne der Park
aus der Liste der Brennpunkte gestrichen werden, verspricht der Polizist.
Für die Stadtplanerin Arias ist klar: Alle interessierten und beteiligten
Akteure müssten sich austauschen und zusammen aktiv werden, dann könne der
Park wieder seine Bedeutung als Naherholungsgebiet erfüllen. Dass sich
jetzt etwas bewegt, macht sie optimistisch. Eine Umweltinitiative lädt
schon für den 12. Juli zum Müllsammeln. TILL BELOW
5 Jul 2008
## AUTOREN
Till Below
## TAGS
Drogendealer
## ARTIKEL ZUM THEMA
Geflüchtete und Drogenverkauf: Rosa Zone aufgemalt
Ein Parkmanager in Berlin hatte eine unkonventionelle Idee, Dealer und
Spaziergänger von einander abzugrenzen. Dann kamen die Medien.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.