# taz.de -- Vorschlag für Atomausstieg ins Grundgesetz: Gabriel gegen Deal bei… | |
> Umweltminister Gabriel ist dagegen, Stromkonzernen längere AKW-Laufzeiten | |
> zuzusagen, wenn sie auf den Bau neuer Meiler verzichten. Den Vorschlag | |
> des SPD-Kollegen Eppler wies er zurück. | |
Bild: Viel Rauch um viel: Der hohe Ölpreis erhitzt den Streit über die Atomen… | |
BERLIN dpa Das Bundesumweltministerium hat den Vorschlag des SPD-Politikers | |
Erhard Eppler zurückgewiesen, den Betreibern von Atommeilern längere | |
Laufzeiten zuzugestehen, wenn im Gegenzug auf den Bau neuer Atomkraftwerke | |
verzichtet werde. "Es gibt keine neuen Argumente für die Atomenergie", | |
sagte der Sprecher von Umweltminister Sigmar Gabriel (SPD) der Berliner | |
Zeitung. Es gebe nur eine Endlosschleife, in der dieselben falschen | |
Argumente ständig wiederholt würden. Atomkraft mache den Strom nicht | |
billiger. | |
Der Energieexperte der Umweltschutzorganisation Greenpeace, Thomas Breuer, | |
sagte der Zeitung: "Wir brauchen die Atomkraft nicht, sie blockiert | |
lediglich sinnvolle und nachhaltige Lösungen." Deutschland sei mit seinem | |
Ausbau erneuerbarer Energien ein Beispiel dafür, wie es auch ohne die | |
technisch riskanten Atommeiler gehen könne. | |
Die explodierenden Energiepreise hatten den Streit zwischen Union und SPD | |
über die Atomenergie am Wochenende weiter angeheizt. Die SPD-Spitze warnte | |
die Union, am vereinbarten Ausstieg zu rütteln. Der SPD-Politiker Eppler | |
schlug allerdings einen Kompromiss vor, mit dem einige Atommeiler länger | |
laufen könnten. Er sagte dem Magazin Der Spiegel, die Union solle der SPD | |
ein Angebot machen: "Wenn die SPD bereit ist, einige Meiler länger laufen | |
zu lassen, dann schreiben wir gemeinsam in die Verfassung, Atomkraftwerke | |
werden nicht mehr gebaut." Es komme darauf an, die Atomenergie weltweit | |
auslaufen zu lassen. | |
Unionsfraktionsvize Katherina Reiche (CDU) wies den Vorstoß zurück. | |
"Niemand muss das Grundgesetz bemühen um zu sehen, dass wir in eine | |
Energielücke hineinlaufen", sagte sie der Passauer Neuen Presse. "Die | |
Kernkraft ist mittelfristig unverzichtbar. In dieser Debatte hat das | |
Grundgesetz nichts verloren." Mit dem Festhalten am Atomausstieg gefährde | |
die SPD die Versorgungssicherheit und mache sich mitverantwortlich für | |
steigende Preise. | |
Ex-Wirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) plädierte wie die Union wegen | |
steigender Energiepreise für längere Laufzeiten der Kernkraftwerke. Der | |
Süddeutschen Zeitung sagte er: "Ich würde eine Korrektur des | |
Atomausstiegsbeschlusses jedenfalls dann für geboten halten, wenn die | |
Versorger zu Vereinbarungen über Sozialtarife für Geringverdiener und die | |
Erforschung und Entwicklung klimafreundlicher Energien bereit wären, an | |
erster Stelle CO2-freie Kraftwerke, Erneuerbare und | |
Wasserstofftechnologien." Die SPD müsse überlegen, "ob sie Parteipositionen | |
vor das Wohl des Landes und seiner Bürger stellen kann". | |
Clement sitzt im Aufsichtsrat der RWE-Kraftwerkstochter RWE Power AG. Vor | |
der hessischen Landtagswahl im Januar hatte er indirekt vor einer Wahl der | |
SPD-Spitzenkandidatin Andrea Ypsilanti gewarnt, weil sie statt auf Atom und | |
Kohle auf alternative Energien setzt. Aus diesem Grund läuft gegen Clement | |
ein Parteiausschlussverfahren. | |
7 Jul 2008 | |
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