Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- G8-Gipfel in Japan: Kaum Hoffnung auf Hokkaido
> Am ersten Tag haben die G-8-Staatschefs ihre afrikanischen Kollegen
> getroffen. Die Ergebnisse waren - dürftig. Lag es an Frankreich und
> Italien, wie Hilfsorganisationen glauben?
Bild: Haben allen Grund, weiter gegen die Nahrungsmittelpolitik zu protestieren…
Ob Japans Premierminister Yasudo Fukuda müde war oder ob er tatsächlich
kein Interesse an den sieben afrikanischen Regierungschefs hatte, darüber
lässt sich nur spekulieren. Seine Begrüßung der afrikanischen
Regierungschefs fiel am Montagmorgen in Toyako aber deutlich halbherziger
aus als die seiner G-8-Kollegen.
Möglich ist auch, dass Fukuda seine afrikanischen Gäste darauf einstimmen
wollte, was sie bei den anschließenden Beratungen erwarten würde. Am frühen
Abend wurde denn auch klar: Der erste Tag des G-8-Gipfels auf der
nordjapanischen Insel Hokkaido endete mit sehr dürftigen Ergebnissen.
Japan werde den afrikanischen Ländern sein Wissen im Technologiebereich zur
Verfügung stellen, versicherte ein japanischer Regierungssprecher im
Anschluss des G-8-Afrika-Treffens, an dem auch Weltbank-Chef Robert
Zoellick, EU-Kommisionschef José Manuel Barroso und UN-Generalsekretär Ban
Ki Moon teilnahmen. Zudem werde Japan sich beim Aufbau von
Infrastrukturprogrammen beteiligen. Mehr wollte der Sprecher nicht bekannt
geben. Auch nicht, ob sich die G-8-Staaten auf Hilfsmaßnahmen geeinigt
haben, und falls ja: mit wie viel?
Nichtregierungsorganisationen (NGOs) aus Afrika zumindest sind skeptisch.
Im schottischen Gleneagles vor drei Jahren hatte die G 8 noch zugesagt, die
Entwicklungshilfe bis 2010 weltweit um jährlich 50 Milliarden US-Dollar zu
erhöhen. Die Hälfte des Geldes sollte nach Afrika fließen, was einer
Verdoppelung der bisherigen Mittel entspräche.
Doch nach derzeitigem Stand liegen die G 8 deutlich in Verzug. Die vor drei
Jahren versprochene Aufstockung sei gerade einmal zu 14 Prozent erfüllt,
beklagte Kumi Naidoo von "Global Call to Action against Poverty", einer
Nichtregierungsorganisation aus Südafrika. Notwendig wäre eine jährliche
Erhöhung von 6,7 Milliarden US-Dollar. "Die Bankenkrise hat gezeigt, dass
innerhalb kurzer Zeit auch Milliardenbeträge mobilisiert werden können",
sagte Caroline Kayira von Action Aid aus Malawi. Es müsse nur politisch
gewollt sein.
Als die größten Bremser haben die Hilfsorganisationen Frankreich und
Italien identifiziert. Die beiden europäischen Staaten wollen verhindern,
dass die in Gleneagles bereits zugesagte Verdoppelung ins
Abschlusskommuniqué aufgenommen werde, sagte Oliver Buston von der
One-Kampagne gegen Hunger und Armut. Während Deutschland für seine
vergangene Woche verkündete Erhöhung der Entwicklungshilfe um 800 Millionen
Euro sogar Lob bekam und auch Großbritannien und die USA Pläne für einen
Anstieg hätten, habe Frankreich seine Hilfe für Afrika sogar gekürzt.
Von offizieller Seite war zu diesen Anschuldigungen nichts zu vernehmen.
Die Hilfsorganisation Oxfam macht nun Druck auf den Gastgeber. "Der Erfolg
des Gipfels hängt von Japan ab", sagte Oxfam-Sprecher Max Lawson. "Wenn
nicht, wäre das Wortbruch."
Angesprochen haben die Regierungschefs auch die dramatisch gestiegenen
Preise für Nahrungsmittel, die in einigen besonders betroffenen Ländern
bereits zu Unruhen geführt haben. Weltbank-Präsident Robert Zoellick
forderte die G-8-Staaten zum unverzüglichen Handeln gegen die globale
Nahrungsmittelkrise auf. Um die ärgste Not zu lindern, müssten die
G-8-Staaten sofort "viel Geld" bereitstellen, sagte Zoellick. Eine
offiziell bisher noch nicht veröffentlichte Studie der Weltbank hatte die
zunehmende Produktion von Biokraftstoffen dafür verantwortlich gemacht,
dass die Lebensmittel um 75 Prozent teurer wurden. Auf der Pressekonferenz
gab Zoellick zwar zu, dass Biosprit zumindest "erheblichen Einfluss auf die
hohen Lebensmittelpreise" habe, auf die Studie wollte er aber trotz
Nachfrage nicht eingehen. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon verkündete, dass
eine von Brasilien initiierte internationale Konferenz im November der
Frage zu den weltweiten Auswirkungen von Biosprit nachgehen werde.
Die einzige Zusage am ersten Gipfeltag kam indes von
EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso. Er versprach, dass die EU
Bauern in Afrika, Südamerika und Asien sofort mit 1 Milliarde Euro zur
Steigerung der Lebensmittelproduktion unterstützt würden.
8 Jul 2008
## AUTOREN
Felix Lee
## ARTIKEL ZUM THEMA
Proteste beim G8-Treffen in Japan: Die Pokemon-Demonstranten
Wer glaubt, mit der Protestkultur in Japan sei's nicht weit her, der irrt.
Die G8-Demonstrationen haben wenig Zulauf, sind dafür aber umso kreativer,
bunter, mangamäßiger.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.