| # taz.de -- Landtagspräsident Glück über CSU-Spitze: "Sie haben ihre Rolle g… | |
| > Nach einer Phase der Verunsicherung herrscht jetzt die richtige Mischung | |
| > aus Selbstbewusstsein und Sensibilität, meint der CSU-Landtagspräsident | |
| > Alois Glück. | |
| Bild: Noch ist die CSU die Nummer eins in Bayern - aber wie lange noch? | |
| taz: Herr Glück, dieser CSU-Parteitag war der erste ohne Edmund Stoiber an | |
| der Spitze. Diesmal haben sich Günther Beckstein und Erwin Huber gemüht. | |
| Ist der Wechsel im Rückblick die richtige Entscheidung gewesen? | |
| Alois Glück: Es hatte sich im Land und der Partei ein Konfliktpotenzial | |
| aufgebaut, und Edmund Stoiber hatte daraus die Konsequenzen gezogen. Diese | |
| Entwicklung ist allgemein akzeptiert, und wir konnten mit Stoibers | |
| Entscheidung die innere Zerrissenheit der Partei überwinden, die in den | |
| Jahren 2006 und 2007 zu bemerken war. | |
| Aber die Nachfolger, Beckstein und Huber, arbeiten nicht immer rund | |
| zusammen. | |
| Die Zusammenarbeit klappt sehr gut. Die Partei hat nach einer Phase der | |
| Verunsicherung rund um die Kommunalwahl im März wieder Tritt gefasst. Huber | |
| und Beckstein haben inzwischen ihre Rolle gefunden. Es herrscht jetzt die | |
| richtige Mischung aus Sensibilität und Selbstbewusstsein. | |
| Dennoch haftet am Führungsduo der Makel der Notlösung - oder hat die | |
| Doppelspitze auch was Gutes an sich? | |
| Das ist keine Notlösung. Wir haben auch mit Doppelspitzen sehr gute | |
| Erfahrungen gemacht. Es ist sicher richtig, dass eine Einzelperson medial | |
| besser wirkt. Aber auch in Bayern differenziert sich die Gesellschaft immer | |
| stärker. Selbst innerhalb von einst geeinten Gruppen, wie den Landwirten | |
| oder den Ärzten, gibt es innere Konflikte. Damit wird es auch für die CSU | |
| immer schwieriger die 50 Prozent plus X unter einem Dach zu versammeln. | |
| Unter diesen Voraussetzungen ist eine Mannschaftsaufstellung eine gute | |
| Möglichkeit, dieses Interessenspektrum abzudecken und in diese Gruppen | |
| hineinzuwirken. | |
| Sie sind in Sorge über die 50 Prozent. Wird die CSU mittelfristig ihre | |
| europaweit einmalige Position verlieren und sich einreihen in die | |
| erodierenden Volksparteien? | |
| Wir leben in einer Übergangszeit. Es ist überhaupt nicht vorhersehbar, wie | |
| sich die Gesellschaft in fünf oder zehn Jahren entwickelt. Gegenwärtig | |
| erleben wir eine Schwächung bisher prägender Milieus und das Entstehen | |
| einer Vielfalt von Gruppen, auch neue Formen bürgerlichen Engagements. Die | |
| CSU muss aufpassen, auch dort präsent zu sein - das ist durchaus eine | |
| Herausforderung. Vielleicht bündeln die großen Probleme der Zeit, wie die | |
| Demografie oder die Verteilung von Energie und Nahrungsmitteln, die | |
| politischen Kräfte auch einmal wieder stärker. Wir wissen es nicht. | |
| Wäre in dieser Übergangszeit für die CSU nicht eine große strahlende Figur | |
| wichtig? | |
| In allen gesellschaftlichen Gruppierungen ist erkennbar, dass einer allein | |
| nicht mehr ausreicht. Nur bei einigen moralischen Institutionen, wie dem | |
| Papst, mag das anders sein. Wichtiger ist, dass politische Kräfte | |
| eindeutige Orientierung vermitteln. Und die CSU hat hier einen großen | |
| Vorteil: Sie ist inhaltlich geschlossen, Personenwechsel führen bei uns | |
| nicht zu Richtungswechseln. Die CSU ist wie keine andere Partei in der | |
| Bevölkerung verwurzelt und kann so das Lebensgefühl der Menschen aufnehmen. | |
| Solange die CSU das erhält, wird sie eine starke politische Kraft bleiben. | |
| Aber dies alles ist keine Selbstverständlichkeit. | |
| INTERVIEW: MAX HÄGLER | |
| 21 Jul 2008 | |
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