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# taz.de -- Start der dritten Liga: Schreckensvisionen der Vereine
> Am Freitag startet die neue dritte Profi-Fußballliga. Viele Vereine
> fürchten wegen strenger Richtlinien des Deutschen Fußballbundes um ihre
> Existenz.
Bild: Trainingsbeginn: Bei Hansa Rostock ging es Mitte April los, in Jena pausi…
BERLIN taz Bernd Maas ist auf seiner Tastatur nur wenige Berührungen von
einer besseren Welt entfernt, die Fernseheinnahmen der Fußballzweitligisten
hat er nach Sekunden auf seinem Bildschirm. Fast 3,9 Millionen Euro würden
von den Rechteinhabern an seinen Klub fließen, wenn dieser am Tabellenende
der zweiten Liga stehen würde. Maas ist Geschäftsführer der SG Dynamo
Dresden, einem der zwanzig Vereine in der neuen dritten Profiliga, die an
diesem Freitag mit dem Spiel der Dresdener bei Rot-Weiß Erfurt angepfiffen
wird (20.30 Uhr). Die Grundausschüttung in dieser bundesweiten Klasse liegt
bei gerade mal 590.000 Euro pro Klub. "Dabei sind die Verwaltungskosten so
hoch wie in der zweiten Liga", glaubt Maas.
In der vergangenen Saison überboten sich viele Klubs in den beiden
Regionalligastaffeln mit Schreckenvisionen. Von einem Überlebenskampf war
die Rede, einer Zweiklassengesellschaft, drohenden Pleiten. Maas
beschwichtigt : "Wir werden uns nicht beschweren, es kann nicht alles auf
Anhieb funktionieren. Wir wollen helfen eine Marke zu etablieren. Unseren
Sparkurs müssen wir ohnehin fortsetzen, ob in der dritten, in der zweiten
oder in der ersten Liga."
Dynamo Dresden verdeutlicht ein Dilemma, in dem einige Vereine stecken. Der
Klub hat 6 Millionen Euro Schulden, im Frühjahr stand Dynamo kurz vor der
Insolvenz, erst ein Darlehen der Stadt verhinderte den Absturz. Die
Dresdner mussten ihre Finanzierung nach der Ligareform umstellen. Die
Kosten für Sicherheit, Reisen, Schiedsrichter und Spielerbeobachter werden
nun teilweise um das Dreifache steigen.
Helmut Sandrock, der zuständige DFB-Direktor, verbreitet trotzdem
Optimismus: "Es beginnt ein neues Zeitalter." Die Fans erwartet eine Liga
der Tradition. 17 Meisterschaften, 14 Pokalsiege und 2 Europapokalendspiele
haben die Klubs zusammen erreicht, wie der Sportinformationsdienst notiert
hat. Die Vereine gehen nur ein begrenztes Risiko ein. Die Etats sind
gestiegen, aber nicht explosionsartig. Das Internetportal
[1][Transfermarkt.de] schätzt die Transfergesamtausgaben aller Klubs auf
1.750.000 Euro, die Einnahmen dagegen auf 3,3 Millionen Euro. "Dieser
Richtwert zeigt, dass die Klubs mit Vernunft in die Liga gehen", sagt Bernd
Maas. Der DFB hat hohe Richtlinien verabschiedet. Die Stadien sollen 10.000
Plätze haben, eine Rasenheizung ist ebenso erwünscht wie ein Trainer mit
Fußballlehrerlizenz und ein Leistungszentrum bis Sommer 2010.
Sportlich ist die Liga unberechenbar. "Ich kann Ihnen auf Anhieb keinen
Favoriten nennen", sagt Maas. Die ersten beiden Mannschaften steigen auf,
der Dritte muss in die Relegation gegen den Drittletzten der zweiten Liga.
Aufgrund dieser Ausgeglichenheit erhofft sich Maas ein größeres Interesse
von Sponsoren und Zuschauern. "Wir spielen jetzt bundesweit", betont Maas.
"Dadurch haben wir bessere Argumente." In der kommenden Saison sollen die
Fernsehgelder der Drittligisten auf 825.000 Euro steigen. Das ist immer
noch wenig im Vergleich zur zweiten Liga, aber mehr als doppelt so viel wie
in der einstigen Regionalliga.
Bei einem Thema verliert Bernd Maas seinen ansonsten so diplomatischen Ton:
der Sicherheit. Aus dem Süden hatte er kritische Töne vernommen. "Die Zeit
der beschaulichen Familienausflüge ist vorbei", hatte Bayern Münchens
Sicherheitschef Alfred Ziegler mit Blick auf die Hooligans in Dresden
gesagt. "Der Kollege war noch bei keinem Spiel von uns, woher nimmt er
diese Weisheit?", entgegnet Maas. Brauchen die Bayern-Amateure das Geld
etwa nicht? Die dritte Profiliga hat noch nicht begonnen, doch die düsteren
Visionen sind längst da.
25 Jul 2008
## LINKS
[1] http://Transfermarkt.de
## AUTOREN
Ronny Blaschke
## TAGS
Kolumne Frühsport
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