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# taz.de -- Kommentar Iran will Steinigung abschaffen: Ein Gottesstaat kommt zu…
> Die Abschaffung von Steinigung und Handabhacken ist das Verdienst der
> Zivilgesellschaft. Statt den Atomkonflikt anzuheizen sollte diese vom
> Ausland mehr gestützt werden.
Es geht also doch. Druck kann das Regime in Teheran zu Zugeständnissen
zwingen. Dass es die Steinigung und das Handabhacken bei Diebstählen
abschaffen will, ist ein bemerkenswerter Schritt. Zwar handelt es sich erst
einmal um eine Gesetzesvorlage, die die Justiz dem Parlament eingereicht
hat. Es gilt aber als sicher, dass sowohl das Parlament als auch der
mächtige, konservative Wächterrat, ohne dessen Zustimmung kein Gesetz in
Kraft treten kann, die Vorlage beschließen werden.
Seit der Gründung des islamischen Gottesstaats und der Islamisierung der
Gesetzgebung wurde die Steinigung als Strafe für Ehebrecher, Prostituierte,
Vergewaltiger und Homosexuelle praktiziert. Warum diese Praxis gerade jetzt
enden soll, hat viele Gründe. Zuerst ist es ein Erfolg für die iranische
Zivilgesellschaft, die sich seit vielen Jahren dafür eingesetzt hat. Druck
gab es auch aus dem Ausland, von vielen Menschenrechtsorganisationen,
Regierungen und Parlamenten. Er hat zu einem Sinneswandel im islamischen
Lager und in Kreisen der Konservativen im Iran geführt.
In diesen Kreisen sind immer mehr Menschen- darunter viele Geistliche - zu
der Erkenntnis gelangt, dass der konservative, rückwärtsgerichtete Islam
nicht mehr in der Lage ist, die Bedürfnisse der Menschen zu befriedigen,
und dass Reformen erforderlich sind - auch, um den islamischen Staat zu
erhalten.
Wer sich mit dem Iran beschäftigt, muss diese Entwicklung kennen und die
Vielfalt der iranischen Gesellschaft deshalb mit einem differenzierten
Blick betrachten. Und wer im Iran Veränderungen in Richtung Demokratie
herbeiführen möchte, sollte wissen, dass man mit Gewalt von außen nichts
erreichen kann. Würde man, statt den Atomkonflikt anzuheizen, mehr Druck
auf den Iran wegen dessen permanenter Verletzung der Menschenrechte
ausüben, dann hätte man Millionen Verbündete im Land, die den Prozess der
Demokratie im eigenen Land vorantreiben wollen. Bomben und Sanktionen
hingegen spalten die Zivilgesellschaft - und stärken nur die radikalen
Fundamentalisten. BAHMAN NIRUMAND
8 Aug 2008
## AUTOREN
Bahman Nirumand
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Pläne der iranischen Regierung: Steinigung soll abgeschafft werden
Die iranische Regierung will Steinigungen endgültig aus dem Strafregister
streichen. Auch soll Dieben künftig nicht mehr die Hand abgehackt werden.
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