# taz.de -- Bundeskanzlerin im Kaukasus: Merkel stützt Saakaschwili | |
> Merkel bekräftigte auf ihrer Kaukasus-Reise, dass sie einen Nato-Beitritt | |
> Georgiens befürworte. Von Russland forderte die Bundeskanzlerin den | |
> baldigen Rückzug der Truppen. | |
Bild: Bundeskanzlerin Angela Merkel und der georgische Präsident Michail Saaka… | |
TIFLIS/MOSKAU ap/afp/taz Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich dafür | |
ausgesprochen, an den Plänen für einen Nato-Beitritt Georgiens | |
festzuhalten. "Georgien wird, wenn es das will, und das will es ja, | |
Mitglied der Nato sein", sagte sie am Sonntag unmittelbar nach ihrem | |
Treffen mit dem georgischen Präsidenten Michail Saakaschwili in Tiflis. | |
"Für mich hat sich die Lage an dieser Stelle nicht verändert." | |
Merkel sagte Georgien auch Hilfe beim Wiederaufbau militärischer Anlagen | |
zu. Darüber könne beim Nato-Rat in Brüssel am Dienstag schon gesprochen | |
werden." Sie bekräftigte, dass Georgien ein souveräner Staat sei. Sie | |
erwarte, dass der Sechs-Punkte-Plan der EU zu einem Waffenstillstand | |
umgesetzt werde. | |
Merkel forderte Moskau auf, gemäß dem Waffenstillstandsplan schnell seine | |
Truppen aus dem georgischen Kernland abzuziehen. Zudem sprach sie sich | |
erneut für die baldige Entsendung weiterer internationaler Beobachter aus: | |
"Aus meiner Sicht muss das aber schnell geschehen." Das sei vor dem | |
Hintergrund des heute beginnenden russischen Truppenabzugs und der | |
bevorstehenden Bildung einer Sicherheitszone wichtig. | |
Merkel hielt sich am Sonntag nur wenige Stunden in Tiflis auf. Am Freitag | |
hatte sie den russischen Präsidenten Dimitri Medwedjew in Sotschi | |
getroffen. | |
Das von beiden Seiten inzwischen unterzeichnete Waffenstillstandsabkommen | |
sieht neben einem Ende der Kämpfe vor, dass sich die georgischen Truppen in | |
ihre vorherigen Stellungen zurückziehen und die russische Armee auf ihre | |
Positionen vor Beginn der Kämpfe zurückkehrt. Laut Präsident Sarkozy | |
erlaubt das Abkommen den in Südossetien stationierten russischen | |
Friedenstruppen allerdings begrenzte Patrouillen jenseits der Grenze, bis | |
ein "internationaler Mechanismus" gefunden wurde. Davon ausgeschlossen | |
seien jedoch größere Städte und Verkehrsverbindungen, präzisierte Sarkozy | |
in einem Schreiben an Saakaschwili am Wochenende. | |
Der Sekretär des georgischen Nationalen Sicherheitsrats, Alexander Lomaja, | |
warf Russland vor, seine Positionen im georgischen Kerngebiet weiter | |
auszubauen. "Ich sehe keinerlei Anzeichen für einen Rückzug. Im Gegenteil: | |
Die russischen Truppen richten immer neue Kontrollpunkte ein und verstärken | |
ihre Stellungen", sagte Lumaja. Nach Angaben eines AFP-Fotografen hielten | |
russische Soldaten weiterhin eine georgische Militärbasis unweit der | |
westgeorgischen Stadt Senaki besetzt, um von dort die Straße zur Hafenstadt | |
Poti zu kontrollieren. In der Nacht hatten abchasische Rebellen zudem laut | |
Tiflis 13 georgische Dörfer sowie die Umgebung eines Wasserkraftwerks am | |
Enguri-Fluss besetzt. | |
Dass es sich bei dem Konflikt im Kaukasus um mehr als eine regionale Krise | |
handelt, hatte der russische Vizegeneralstabschef in einer Stellungnahme | |
zum US-Raketenschild in Polen durchblicken lassen. Er drohte Warschau mit | |
einem Militärschlag. Russlands veränderte Militärdoktrin schließe einen | |
Einsatz von Nuklearwaffen gegen Atommächte und deren Verbündete nicht aus. | |
KHD | |
18 Aug 2008 | |
## AUTOREN | |
Klaus-Helge Donath | |
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