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# taz.de -- Kommentar Google-Browser: Eine etwas populistische Warnung
> Das Gute an dem Wirbel um Chrome ist, dass Nutzer wieder stärker
> hinterfragen, welche Daten sie wem freigiebig zukommen lassen.
Bild: Lass es erst mal sein!
Der neue Google-Browser "Chrome" sorgt für medialen Wirbel: Selbst die
ehrwürdige "Tagesschau" konnte das neue Produkt nicht ignorieren.
Inzwischen hat sich nun auch das Bundesamt für Sicherheit in der
Informationstechnik (BSI) in die Debatte eingeschaltet und offen vor der
Internet-Software gewarnt: Sie sei unausgereift und deshalb nicht für den
täglichen Einsatz geeignet. Zudem würde Google durch den Browser allzu
viele Daten sammeln.
Diese Warnung des BSI ist scharf, aber auch ein wenig populistisch: Nahezu
jeder große Softwarekonzern liefert wichtige Programme als Vorabversion
("Beta") aus, darunter auch Googles großer Konkurrent Microsoft mit seinem
inzwischen angestaubten Browser "Internet Explorer". Dabei gilt stets: Man
muss den Nutzern klarmachen, dass es sich um eine frühe Variante handelt,
die sich nicht als Standardprogramm eignet, weil darin noch Fehler und auch
Sicherheitslücken lauern könnten. Diesen Hinweis hat Google in der Tat
teilweise unterlassen.
Auch die Datensammelei ist keineswegs so neu, wie das BSI glauben macht:
Google erfasst schon jetzt gigantische Datenmengen aller seiner Nutzer - da
komplettiert ein Browser wie "Chrome" nur das Bild. Jede einzelne
Suchanfrage wird schon jetzt von Google 18 Monate lang inklusive
Internet-Adresse ("IP") und einem Datenkrümel ("Cookie") gespeichert.
Angeblich soll dies Missbrauch vorbeugen und die Suchmaschine optimieren.
Google argumentiert keck, das seien ja gar keine persönlichen Daten, weil
Namen und Adressen fehlten. Dabei lässt sich aus dem gigantischen
Suchkatalog einer Einzelperson schnell erschließen, um wen es sich handelt.
Und auch IP-Nummern sind spätestens mit einer gerichtlich zu genehmigenden
Anfrage beim Provider wieder einer Person zuortbar.
Chrome bedeutet also keinen qualitativen Sprung: Der Browser erweitert den
Datenkraken Google nur. Gut ist allerdings, dass der Wirbel um Chrome
derzeit dazu führt, dass Nutzer wieder stärker hinterfragen, welche Daten
sie wem freigiebig zukommen lassen, damit dann gutes Geld mittels
"personalisierter Werbung" verdient wird. Dagegen vorgehen kann man nur,
indem man Google und anderen Onlineriesen auch persönlich mitteilt, dass
man diese Infosammelwut nicht in Ordnung findet. Und auch der Gesetzgeber
muss endlich das angestaubte Datenschutzrecht den neuen Realitäten
anpassen. Inzwischen ist es kein Problem mehr, unser (Internet-)Leben bis
ins Kleinste zu speichern, die dazu notwendige Technik ist billig und breit
verfügbar.
7 Sep 2008
## AUTOREN
Ben Schwan
## TAGS
Schwerpunkt Überwachung
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