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# taz.de -- Neue Nationalgalerie Berlin: Der Kunsttempel bröckelt
> Die Nationalgalerie feiert ihren 40. Geburtstag, doch der Bau muss
> saniert werden. Aber der Freundesverein will kein Geld locker machen.
Bild: Beliebte Kiste: Bei Sonderausstellung wird das Schlangestehen vor der Nat…
Wenn große Feste in der Stadt gefeiert werden, bringen die Geladenen außer
guten Wünschen manchmal auch bedenkliche Nachrichten mit. Bei der Feier zum
40. Geburtstag der Neuen Nationalgalerie am Montagabend hatte Christina
Weiss, einst Kulturstaatsministerin und seit Kurzem neue Vorsitzende des
Vereins der "Freunde der Neuen Nationalgalerie", gleich zwei
"Geschenkpakete" mit Forderungen dabei, die nicht allen gefallen haben
dürften.
Zum einen, sagte Weiss, werden sich die "Freunde" nicht an der dringend
notwendigen Sanierung des großen Ausstellungsbaus von Ludwig Mies van der
Rohe aus dem Jahr 1968 beteiligen. Zum anderen ist geplant, dass der Bau
für zeitgenössische Ausstellungen freigeräumt werden und die Sammlung der
Moderne in die benachbarte Gemäldegalerie umziehen soll. Dort hängen zwar
noch die "Alten Meister", diese sollen aber auf die Museumsinsel in Mitte
wandern.
Nach Ansicht der Vorsitzenden des elitären Vereins "ist die Sanierung und
der Erhalt der Neuen Nationalgalerie Aufgabe des Bundes und der Länder".
Obwohl die "Freunde" durch Spenden und Einnahmen bei den großen Schauen -
etwa der MoMA-Ausstellung und mit den "Franzosen" - reichlich Gewinne in
Millionenhöhe einstrichen, wolle sich der Verein ausschließlich um die
kommenden Ausstellungen und Ankäufe kümmern. "Unser Geld soll in die Kunst
fließen", betonte Weiss.
Wie umfangreich und teuer der Sanierungsbedarf des Gebäudes ist, wird
derzeit ermittelt. Schätzungen gehen von einer mindestens zweistelligen
Millionensumme aus. Sicher ist, dass sowohl die Räume im Untergeschoss als
auch die überirdische Halle überholt werden müssen. Mies van der Rohe (1886
bis 1969) hatte 1968 mit der Nationalgalerie einen Tempel der Moderne
geschaffen, der heute als Klassiker der Architekturgeschichte gilt. Der
Pavillon aus Glas und Stahl mit seiner luftigen 15 Meter hohen, offenen
Halle wurde am 15. September 1968 als letzter Bau des Architekten mit einer
Mondrian-Ausstellung eröffnet. Das Haus war im damals geteilten Berlin als
westliches Gegenstück zur Alten Nationalgalerie auf der Museumsinsel im
Ostteil der Stadt gedacht und wurde von den Berlinern gefeiert.
Sensationell waren auch die Baukosten: Nur 26 Millionen Mark kostete das
Bauwerk am Kulturforum.
Zur Sammlung der Moderne zählen Werke von Picasso, Max Beckmann und Paul
Klee sowie Barnett Newman oder Gerhard Richter. Bisher sind sie nur zur
sehen, wenn keine der häufigen Sonderausstellung das Haus belegt. Um die
große Sammlung der Neuen Nationalgalerie "dauerhaft" zeigen zu können,
sollen Picasso und Co. in die Räume der Gemäldegalerie umziehen.
Auch die zeitgenössischen Werke aus dem Hamburger Bahnhof könnten mit der
Kunst aus der Neuen Nationalgalerie vereint werden, betonte Weiss. Ob die
Verlagerungen den Mäzenen Marx oder Flick, deren Sammlungen derzeit im
Hamburger Bahnhof gezeigt werden, gefallen wird, darf bezweifelt werden.
Sicher ist, dass - wie die "Freunde" - auch Berlin sich nicht an den Kosten
der Sanierung beteiligen will. Der Bedarf sei bekannt, sagte ein
Mitarbeiter der Kulturverwaltung. Doch den Umbau müsse "der Bund
finanzieren". Eine Stellungnahme des Bundes war bis Redaktionsschluss nicht
zu erhalten. Matthias Henkel, Sprecher der Staatlichen Museen Berlin,
sagte, die Sanierung sei "in erster Linie" Aufgabe von Bund und Ländern. Es
wäre aber gut, wenn sich andere Geldgeber beteiligen würden.
16 Sep 2008
## AUTOREN
Rolf Lautenschläger
## TAGS
Neue Nationalgalerie
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