# taz.de -- Krisengipfel in Paris: Kein EU-Fonds für Banken | |
> Einen gemeinsamen europäischen Rettungsplan für Banken wird es nicht | |
> geben - das ist das Hauptergebnis der Pariser Krisengipfels. Deutschland | |
> kritisierte Irland für seinen Alleingang. | |
Bild: Freundlicher Empfang trotz Meinungsverschiedenheiten: Merkel und Sarkozy. | |
PARIS taz Der Krisengipfel von Paris hat einen europäischen Rettungsplan | |
für die Banken abgelehnt. Die Staats- und Regierungschefs von Deutschland, | |
Frankreich, Großbritannien und Italien setzen stattdessen lieber auf | |
nationale Antworten. Allerdings "mit europäischer Koordination", wie sie | |
unisono bei der Pressekonferenz am Ende ihres Treffens im Élysée-Palast | |
versicherten. | |
"Jedes Land schützt seine Banken mit den eigenen Mitteln", sagte Gastgeber | |
Nicolas Sarkozy. "Wir haben kulturelle Unterschiede." Der Präsident | |
bestritt, dass er je über einen europäischen Fonds zur gemeinsamen Rettung | |
von Banken nachgedacht habe. Nachdem seine Finanzministerin Christine | |
Lagarde einen solchen Fonds drei Tage zuvor in einem Interview erwogen | |
hatte, war aus Berlin ungewöhnlich scharfe Kritik gekommen. Sowohl der | |
sozialdemokratische Finanzminister als auch die christdemokratische | |
Kanzlerin lehnten den Vorschlag aus Paris vehement ab. Am Samstagabend | |
versicherte Sarkozy, bei dem Treffen sei das Thema nicht einmal erörtert | |
worden. | |
Stattdessen einigen sich die in Paris Versammelten auf Appelle an | |
verschiedene europäische und internationale Institutionen. Und auf die von | |
Italiens Silvio Berlusconi ausgesprochene Absicht, den "Kapitalismus | |
ethischer" zu machen. Noch im November wollen sie einen "internationalen | |
Finanzgipfel" organisieren. Sarkozy stellt sich als Rahmen einen G-8-Gipfel | |
vor und hofft auf Unterstützung aus den USA. Schon in den nächsten Tagen | |
sollen die europäischen Gremien wie der Ecofin-Rat und die EU-Kommission | |
neue und strengere Regeln formulieren, die das Funktionieren und das | |
Rechnungswesen von Banken transparenter gestalten. Sie sollen auch über | |
eventuelle Sanktionen gegen SpitzenmanagerInnen nachdenken, die ihre | |
Institute in die Krise führen. | |
Einig sind sich die Versammelten auch darin, bislang so unumstürzliche | |
Dogmen der EU wie den Stabilitätspakt und den freien und unverfälschten | |
Wettbewerb angesichts der Bankenkrise "flexibel" zu interpretieren. Der | |
EU-Stabilitätspakt, der als Obergrenze für Haushaltsdefizite 3 Prozent | |
vorsieht, erlaube eine "Anpassung an außerordentliche Situationen", erklärt | |
Sarkozy. EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso fügt hinzu, dass eine | |
zeitweise weniger strenge Anwendung des Paktes bereits seit 2005 möglich | |
sei. Sicherheitshalber erinnert Jean-Claude Juncker, Präsident der | |
Eurogruppe, daran, dass der Stabilitätspakt "nicht außer Kraft gesetzt" | |
werde. | |
Trotz der Ablehnung eines EU-Fonds sollen nationalen Alleingängen enge | |
Grenzen gesteckt werden. Irland, das 6 Banken eine Haftung über 400 | |
Milliarden Euro gewährt hat, sei zu weit gegangen und habe den Bankensektor | |
anderer EU-Länder gestört. Merkel sprach die Kritik an Irland am | |
deutlichsten aus: "Ich bin nicht zufrieden." DORA | |
6 Oct 2008 | |
## AUTOREN | |
Dorothea Hahn | |
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