# taz.de -- Kommentar Ölpreis: Noch eine geplatzte Blase | |
> Öl wird billiger - ein kostenloses Konjunkturprogramm erster Güte. Das | |
> ist aber kein Grund zur Euphorie - weil unklar ist, wie Unternehmen | |
> reagieren und das Ölangebot begrenzt ist. | |
Vielfahrer können sich freuen - der Ölpreis sinkt, die Rekordmarken vom | |
Juli sind weit weg, und auch wenn der steigende US-Dollar ein wenig den | |
Effekt dämpft: Tanken wird wieder billiger. Und heizen mit Öl auch. | |
Möglicherweise sinkt irgendwann auch wieder die Gasrechnung, denn | |
schließlich sind beide Rohstoffe preislich aneinander gekoppelt. | |
Was ist passiert? Haben die Chinesen die Heizungen abgedreht? Lassen sie | |
ihre Autos stehen? Nein, die Spekulanten haben das Weite gesucht. Der | |
Wirbel auf den Finanzmärkten hat all denen einen Strich durch die Rechnung | |
gemacht, die auf immer weiter steigende Preise gewettet haben. | |
Wer will, kann das als kostenloses Konjunkturprogramm erster Güte sehen. | |
Denn die hohen Energiepreise waren eine Belastung für Unternehmen und | |
Privatverbraucher. Doch zur Euphorie gibt es keinen Grund. Bis | |
Stromkonzerne, Deutsche Bahn und Gaswerke die sinkenden Einkaufskosten an | |
ihre Kunden weitergeben, wird noch einige Zeit vergehen. Und ob dann nicht | |
längst wieder neue Zuversicht an den Finanzmärkten für steigende Ölpreise | |
sorgen wird, ist im Moment völlig offen. | |
Zudem gilt weiterhin: Das Ölangebot ist begrenzt, die Nachfrage steigt | |
lang- und mittelfristig. Das führt zu höheren Preisen, dieses einfache | |
ökonomische Gesetz kann keine noch so große Finanzkrise außer Kraft setzen. | |
Zudem wird der Emissionshandel den Verbrauch und die Erzeugung fossiler | |
Energie weiter verteuern. | |
Wir tun also gut daran, weiter mit steigenden Energiepreisen zu | |
kalkulieren. Und das ist auch gut so, denn sie sind langfristig ein | |
besseres Konjunkturprogramm als billiges Öl. Sie zwingen Wirtschaft und | |
Verbraucher zum effizienten Umgang mit endlichen Rohstoffen und machen | |
erneuerbare Energien konkurrenzfähig. Zu große Belastungen für den | |
einzelnen finanzschwachen Haushalt muss die Politik ausgleichen, alle | |
anderen können und müssen in eine ökologische und ökonomischere Zukunft | |
investieren. Denn nur so kann Wirtschaft nachhaltig werden und sich vom | |
wilden Treiben der Spekulanten und ihrer Preisgestaltung unabhängig machen. | |
23 Oct 2008 | |
## AUTOREN | |
Stephan Kosch | |
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