Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Münchener Medienwirtschaft: Stellvertreter killen die Quote
> Zur Eröffnung der Medientage läßt sich Ministerpräsident Horst Seehofer
> vom Kanzleichef vertreten. Und Rupert Murdoch schickt seinen Sohn, der
> nichts zu sagen hat.
Bild: Ohne seinen Vater: James Murdoch erzählt Anekdoten.
Wenn in Bayern ein Staatsminister redet, wirds gern auch im Bayerischen
Fernsehen gesendet. Public Value auf Blau-Weiß halt, da machen auch die
gestern eröffneten Münchner Medientage 2008 keinen Halt vor. Allerdings
hätte eigentlich nicht Bayerns Staatskanzleichef und Medienminister
Eberhard Sinner (CSU), der nicht so genau weiß, ob er zum Wochenende noch
seinen Job hat, sondern der Mann reden sollen, der derzeit darüber
sinniert, ob Sinner zum Wochenende noch seinen Job hat: Horst Seehofer
(CSU) nämlich.
Doch der seit zwei Tagen amtierende Ministerpräsident, dem seine eigene
Partei mediale Grenzerfahrungen ganz eigener Art beschert hat, hatte es
zwar noch ins frisch gedruckte Programm, aber dann doch nicht zum Kongress
geschafft: Seehofer sagte kurzfristig ab, schließlich muss er auswürfeln,
wer künftig mit ihm im Freistaat regiert.
Und so zeigte der BR gewissermaßen als Quotenkiller einen Staatssekretär,
der eine der üblichen Reden über die Bedeutung der Medienwirtschaft für den
Standort Bayern und ganz bestimmt für München… Danach kam der Star des
Tages: Nicht Rupert, aber immerhin James Murdoch, der Sprössling des
internationalen Medienunternehmers, der nun die Strippen beim
angeschlagenen Pay-TV-Konzern Premiere zieht.
Gewünscht hatte man sich in München sicher einen Auftritt wie damals: Vor
gut zehn Jahren, im Sommer 1998, war Vater Rupert Murdoch beim Kölner
Medienforum, der verhassten Konkurrenzveranstaltung der Münchner
Medientage, aufgetreten. Und hatte einer Landesregierung unter Wolfgang
Clement (SPD), die sich freudig vor ihm in den Staub warf, ein paar
Milliönchen Investment in seine damaligen deutschen Sender wie Vox
verkündet. Aus dem Medien-Ministerpräsidenten Clement wurde im weiteren
Verlauf bekanntermaßen der Hartz-IV-Miterfinder Clement, den die eigene
Partei loswerden wollte.
In München sprach nun also James und sagte - nichts. Eine halbe Stunde
nettes Englisch mit vielen Anekdoten über den Durchsetzungswillen und die
Standfestigkeit von Murdochs Medienkonzern News Corp.: Dort werde nicht
jedem Kompromiss hinterhergeschmust, sondern gekämpft.
Die Digitalisierung sorge dafür, dass die "Macht des Verbrauchers" im
Mediengeschäft immer stärker werde. Gerade TV-Sender müssten ihre Zuschauer
deshalb zum "Partner" machen und dessen Wünsche ernst nehmen und umsetzen.
Der Name "Premiere" fiel nur ein einziges Mal: Das Investment bei der
Pay-Plattform, die jüngst sich und den Aktionären eingestehen musste, eine
schlappe Million real bezahlender Kunden weniger als bislang ausgewiesen zu
haben, sei ernst gemeint, versicherte Murdoch junior: Schließlich sei man
ja schon zum zweiten Mal dabei.
Das erste Mal hieß der Premiere-Besitzer noch Leo Kirch, dem Freund Rupert
mit einigen Millionen zur Seite stand und so bei der Pleite 2002 ein
bisschen mit unterging. Heute sei die Lage bei Premiere "komplex", sagte
Murdoch und wollte viel lieber über die Erfolge des Pay-Senders Sky in
Indien erzählen: Da laufen die Geschäfte nämlich gut. Und James führt
schließlich für den Vater nominell die Geschäfte der News Corp. in Europa
UND Asien.
29 Oct 2008
## AUTOREN
Steffen Grimberg
## TAGS
Kolumne Flimmern und Rauschen
## ARTIKEL ZUM THEMA
Kolumne Flimmern und Rauschen: Die Untoten im Mediengeschäft
Die Idee der Medienkongresse ist nicht ganz schlecht. Die geringe
Graudichte und viele junge Menschen unter den Teilnehmern geben Hoffnung.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.