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# taz.de -- die wahrheit: Drecksjob für gute Leute
> Intelligente Wege aus der Krise: den Amateuren eine Chance auf die
> Weltrettung.
Ich bin kein Ökonom. Ich bin kein Experte. Ich verstehe nichts von
Wirtschaft. Weder von der virtuellen, also der Finanzwirtschaft - das Wort
"Derivat" hielt ich bis vor kurzem immer für irgendwas Rezeptpflichtiges
aus der Apotheke -, und von der reellen Wirtschaft verstehe ich auch nur so
viel, dass es da Gemüse gegen Geld gibt. Und Geld für Arbeit. Und Rabatt
auf alles außer auf Tiernahrung.
So viel zu meiner Kompetenz. Eigentlich dürfte ich zu dem Thema hier gar
nicht schreiben. Aber ich habe nun mal "hier" geschrien, weil das Arbeit
ist, wenn ich schreibe, und weil es für Arbeit Geld gibt, und es war keine
andere Arbeit im Angebot, weil ja Finanzkrise ist und Wirtschaftskrise. Und
die beiden Krisen haben solch gigantische Ausmaße, dass sogar Amateure wie
ich davon was haben. Denn die richtigen Experten haben keine Kapazitäten
mehr frei. Vollbeschäftigung kann man das gar nicht mehr nennen. Die
richtigen Weltfinanz- und Wirtschaftskrisenexperten sind über Jahre hinaus
komplett ausgebucht mit Aufträgen zur Krisenanalyse und
Weltwirtschaftsrettung. Da kann man nur mit dem hochdekorierten
Weltenretter Bruce Willis sagen: "Gott sei Dank, dass es diese verdammt
guten Leute gibt, die diesen verdammten Drecksjob machen!"
Ja, wir können wirklich von Glück reden, dass all die sachverständigen
Kräfte uns Amateure jetzt nicht im Regen stehen lassen. Vor allem ich, denn
wenn irgendeiner von den Experten noch ein Zeitfenster auf Kippe stehen
hätte, würde der auf alle Fälle hier schreiben und das Honorar kassieren.
Diese Krise ist, so viel immerhin habe ich mir von den richtigen Experten
abgeschrieben, diese Krise ist mit keiner vorherigen zu vergleichen. Sie
ist, was Ursache, Struktur und Verbreitungsgebiet betrifft, eine absolute
Welturaufführung. Kein Wunder also, dass die Hochleistungsexperten
angemessen reagieren und mit Hochdruck an völlig neuen
Krisenbewältigungsstrategien arbeiten. Da ist es mit den
Mottenkistenmethoden der Sorte "Kopieren und Einfügen" nicht getan. Nein,
es müssen ganz neue Wege beschritten, ganz neue Gedanken gedacht, ganz neue
Programme aufgelegt werden.
Und deswegen ist es gut, dass, um nur mal ein Beispiel zu nennen, dass es
in Deutschland visionäre Politiker, Wirtschaftsführer und Gewerkschafter
gibt, die ganz entschieden kreative und vor allem intelligente Lösungen
nicht nur fordern, sondern sie auch sofort entschlossen in die Tat
umsetzen.
So ist die in der Geschichte staatlicher Investitionsprogramme meines
Wissens noch niemals da gewesene Subventionierung notleidender
Schlüsselindustrien nur mit einem Wort zu beschreiben: revolutionär! Eine
Regierung, die sich von der Kanzlerin abwärts aufreibt, um die für ihre
kreative und intelligente Entwicklung innovativer,
verbrennungsmotorgetriebener Kraftfahrzeuge weltberühmte deutsche
Automobilindustrie zu retten, ist nicht hoch genug zu loben.
Wirtschaftsweise, die sich nach kreativem und intelligentem Gedankengang in
Tsunamistärke dafür einsetzen, dass sofort beschäftigungs- und
aufschwungsfördernde Milliardeninvestitionen in den Straßenbau fließen,
müssen unbedingt mit einem hochdotierten Zukunftspreis belohnt werden. Das
genau sind die ganz neuen Antworten auf die Fragen der Zeit, die ganz neuen
Wege aus der globalen Krise: Au ja! Lasst uns Autos bauen! Und Straßen, auf
denen sie fahren können! Und bitte: Vergesst mir die Parkplätze nicht!
Weiter so! Auf dass auch in Zukunft Wirtschaftsamateure wie ich von der
Krise profitieren können.
24 Nov 2008
## AUTOREN
Fritz Eckenga
## TAGS
Integration
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