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# taz.de -- Kommentar zur Schüler-Fahndung: Tiefer Griff in die Fahndungskiste
> Mit DNA-Tests will die Polizei demonstrierenden Schülern auf die Schliche
> kommen.
Diese DNA-Suche nach Schülern zeigt exemplarisch den schleichenden Umbau
des Rechts- in den Sicherheitsstaat. Die Schüler hatten im Eifer einer
Bildungsdemonstration die Humboldt-Universität gestürmt und dort eine
Ausstellung über jüdische Unternehmer im Nationalsozialismus erheblich
beschädigt. Die Polizei sucht die Täter mit allem Nachdruck - so weit, so
gut. Aber sie greift viel zu tief in die Kiste mit den
Strafverfolgungsinstrumenten.
Aufkleber, die Schüler mit ihrer Spucke angebracht hatten, sollen jetzt auf
DNA-Spuren hin untersucht werden, um so die Schüler zu finden. Bedenklich
daran ist, dass ein konkreter Tatverdacht bei dieser Suche mit den Gendaten
nicht mehr benötigt wird. Es reicht ein bloßer Vorverdacht: Es könnte ja
sein, dass die gleichen Schüler, die die Aufkleber hinterlassen haben, auch
die Plakate der Ausstellung zerrissen haben. Vielleicht war es sogar jemand
aus der Aufkleber-Truppe, der "Scheiß Israel" rief. Das ist zwar reichlich
unwahrscheinlich - aber man kann es auch nicht völlig ausschließen. Dieser
Vorverdacht reicht der Polizei aus: Wenn die Staatsgewalt mit Blaulicht und
Tatütata vorfährt, bleibt der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit auf der
Strecke und die Rechte der Bürger kommen unter die Räder.
Was früher noch als absurd galt, ist heute schon normal: Dieser Wandel
vollzieht sich nirgendwo so schnell wie bei der inneren Sicherheit. Wer
hätte es vor 20 Jahren für möglich gehalten, dass Polizisten eines Tages in
eine Wohnung einbrechen dürfen, um dort Abhörgeräte zu verstecken? Wer
hätte gedacht, dass einmal festgehalten wird, wer wann mit wem wie lange
telefoniert? Beides ist inzwischen Gesetz - Stück für Stück greift sich der
Staat, was ihm nicht zusteht. Fortsetzung folgt.
24 Nov 2008
## AUTOREN
Sebastian Heiser
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