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# taz.de -- Elbphilharmonie wird teurer: Glasmonster frisst 500 Millionen
> Nach monatelangen Diskussionen über die Kostensprünge der Elbphilharmonie
> hat Hamburgs Kultursenatorin jetzt den vorläufigen Endpreis genannt. Über
> einen Ausstieg aus dem teuren Konzerthaus-Projekt denkt man aber gar
> nicht erst nach.
Bild: Koste es, was es wolle: Gebaut werden soll das Vorzeigeobjekt.
Es ist eine Reise mit unbekanntem Ziel, jedenfalls in Sachen Finanzen: Seit
Monaten wird in Hamburg über Kostensteigerungen der Elbphilharmonie sowie
über die Verschiebung des Eröffnungstermins diskutiert. Seit Wochen steht
Kultursenatorin Karin von Welck (parteilos) deshalb unter Beschuss. Immer
wieder fielen Zahlen, immer wieder wurden sie nach oben korrigiert.
Jetzt ist angeblich Klarheit da: Rund 500 Millionen Euro wird der gläserne
Koloss kosten, "für den es bislang ein Vertragswerk gab, für das die
Formulierung ,Festpreis sicherlich unglücklich war", sagt Heribert Leutner,
Chef der städtischen Realisierungsgesellschaft (Rege). Kosten für den
Steuerzahler: 323 Millionen, dreimal so viel wie einst geplant (siehe
Kasten). Den Rest zahlen Sponsoren und Investoren.
Wie die Preiserhöhungen zustande kamen, weiß angeblich niemand so recht: Da
wurden Änderungswünsche des Architektenbüros Herzog & de Meuron angeführt,
das "im Detail - etwa bei den Materialien - gern neue Wege geht", so
Leutner.
Ein weiterer Kostenfaktor: Nachforderungen wegen "Baubehinderungen", die
der Konzern Hochtief an die Stadt gestellt hatte. Etliche davon hätte man
voraussehen können, etwa die umfangreiche Brandschutzmaßnahmen. Oder die
plötzlich undichte Fassade des "Sockels". Und, nicht zuletzt: jene gut 600
Pfähle, die in den Untergrund gerammt werden mussten, damit der frühere
Kakaospeicher das werdende Konzerthaus überhaupt trägt. Es habe "vorher
Gutachten und stichprobenartige Bohrungen gegeben", sagt Leutner. "Aber es
gab noch viele Überraschungen, die zusätzlich Zeit und Geld gekostet
haben." All das hatte Hochtief zusätzlich in Rechnung gestellt - auch wegen
des ungeschickten Agierens des städtischen Verhandlungsführers Hartmut
Wegener. Der wurde im September geschasst.
Nachfolger Leutner sagt jetzt, er habe den Knoten gelöst. "Wir haben eine
große Kosten- und Terminsicherheit", beteuert er. "95 Prozent des Bausolls
sind geplant - das heißt: Wir wissen, was wir bauen, und was es kosten
wird." Dass die Stadt trotzdem weitere 137 Millionen Euro an Hochtief
zahlen muss, findet die Senatorin bedauerlich: "Aber die Verhandlungen
waren ein großer Erfolg."
Als "Erfolg" verbucht die Stadt auch, dass Architekten und Baufirma
erstmals nach einem gemeinsamen Terminplan arbeiten. Dass der nicht
spätestens bei der Grundsteinlegung erstellt wurde, wird nämlichem Wegener
angelastet; mit ein Grund für die Kostenexplosion. Die will man künftig
durch Controlling verhindern: Mit Vertretern von Stadt, Baufirma und
Architekten bestückte Teams sollen auf die Einhaltung der Budgets achten.
Warum all dies so unprofessionell gehandhabt wurde und wieso erst Karin von
Welck - seit Mai für die Elbphilharmonie zuständig - den ungelenken Wegener
entfernte: Die Verantwortlichen schweigen. Auch Fragen nach einem
Ausstiegsszenario wehren Kultursenatorin und Erster Bürgermeister Ole von
Beust (CDU) konstant ab. Sie verweisen auf den weltweiten Enthusiasmus und
einen möglichen Imageverlust. Über den Imageverlust in der Bevölkerung
macht man sich weniger Gedanken. Die hofft man durch die bombastische Optik
zu überzeugen, steht der Bau erstmal. Eröffnung ist - das ist jetzt sicher
- im Mai 2011.
27 Nov 2008
## AUTOREN
Petra Schellen
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