# taz.de -- Treffen der Alba-Länder: Abschottung gegen den Dollar | |
> Das alternative amerikanische Handelsbündnis Alba will sich mit der | |
> regionalen Währung Sucre aus der Bevormundung durch multilaterale | |
> Finanzorganisationen befreien. | |
Bild: Kurz vor der Geburt der alternativen Handelswährung: Evo Morales, Rafael… | |
Als Antwort auf die Finanzkrise haben sieben Regierungen aus Lateinamerika | |
und der Karibik die Gründung einer regionalen Währung beschlossen. Um beim | |
gegenseitigen Handel auf den Dollar als Zahlungsmittel verzichten zu können | |
und sich vor Währungsschwankungen zu schützen, wollen sie den Sucre | |
möglichst bald als virtuelle Währung einsetzen. So lautet das wichtigstes | |
Ergebnis des jüngsten Alba-Gipfeltreffens in Caracas. | |
Dem linken Handelsbündnis Bolivarianischen Alternative für die Amerikas | |
(Alba) gehören Venezuela, Kuba, Bolivien, Nicaragua, Honduras und die | |
englischsprachige Karibinkinsel Dominica an. Ecuadors Präsident Rafael | |
Correa, der die Idee vor einem Monat auf dem Iberoamerikagipfel in El | |
Salvador lanciert hatte, war von Gastgeber Hugo Chávez als "Sondergast" | |
hinzugeladen worden. "Wir werden nicht mit verschränkten Armen darauf | |
warten, dass der Internationale Währungsfonds oder die Weltbank die | |
Probleme lösen", sagte Chávez. Außerdem kritisierte er die | |
Interamerikanische Entwicklungsbank, die ihre Darlehen an "politische" | |
Vorgaben knüpfe. | |
Vorbild des Sucre, dessen Kürzel für "Vereinheitlichtes Ausgleichssystem" | |
steht, ist der Euro-Vorläufer Ecu. Der Name selbst steckt voller Symbolik: | |
So nämlich - nach dem Freiheitshelden Antonio José de Sucre - hieß die | |
ecuadorianische Währung bis zur Dollarisierung im Jahr 2000. | |
Fünf Jahre später hatte sich Rafael Correa als Wirtschaftsminister mit dem | |
IWF angelegt. Seit seinem Wahlsieg vor zwei Jahren arbeitet der Ökonom | |
daran, die wirtschaftlichen Spielräume Ecuadors wieder auszuweiten. Dabei | |
fordert er immer wieder regionale Lösungen. Doch auf wirtschaftlichem | |
Gebiet erweist sich die von Brasilien favorisierte Union der | |
südamerikanischen Nationen (Unasur) bislang als handlungsunfähig, da | |
Kolumbien, Peru und Chile weiterhin neoliberale Rezepte bevorzugen. | |
Brasilien und Argentinien wollen zwar ebenfalls im bilateralen Handel auf | |
den Dollar verzichten, doch wegen der massiven Abwertung des Real im Zuge | |
der Finanzkrise wurde diese Maßnahme noch nicht umgesetzt. Auch die vor | |
Jahresfrist gegründete Bank des Südens kommt kaum voran - vor allem | |
Brasilien sperrt sich gegen eine neue Entwicklungslogik, die die sozialen | |
Bewegungen immer wieder einfordern. | |
Deswegen plant die Alba jetzt auch einen regionalen Währungsfonds zur Hilfe | |
einzelner Staaten bei akuten Finanzierungsproblemen, Venezuela sagte | |
bereits 500 Millionen US-Dollar zu. Entscheidungsinstanzen zur Neurordnung | |
der Weltwirtschaft sollen nach dem Willen der Latino-Linken im Rahmen der | |
Vereinten Nationen geschaffen werden, etwa ein "Weltfinanzrat". "Natürlich | |
hören wir die Meinungen der G-20 an", meinte Chávez, "aber wir haben auch | |
etwas zu sagen. Den Süden gibt es auch noch". | |
28 Nov 2008 | |
## AUTOREN | |
Gerhard Dilger | |
## TAGS | |
Karibik | |
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