# taz.de -- Wende in NRW-Affäre: Der schmutzige Umweltminister | |
> Mit Korruptionsvorwürfen wollte ein NRW-Ministerium einen Exmitarbeiter | |
> mundtot machen. Nun ermittelt das LKA, ob unter Minister Uhlenberg (CDU) | |
> Geld umgeleitet wurde. | |
Bild: "Eine Lawine losgetreten, die ihn selbst begräbt": NRW-Umweltminister Uh… | |
In der Affäre um angebliche Korruption im nordrhein-westfälischen | |
Umweltministerium gerät Minister Eckhard Uhlenberg wie seine für Wirtschaft | |
zuständige Kabinettskollegin Christa Thoben (beide CDU) ins Visier des | |
Landeskriminalamts. Uhlenbergs Mitarbeiter hätten Gelder aus der | |
Abwasserabgabe zweckentfremdet und etwa im April 2007 eine Reise Thobens | |
nach Bulgarien unterstützt, vermuten Kriminalpolizisten. "Dem ersten | |
Anschein nach dürfte es sich nicht um Projekte handeln, die der | |
Zweckbindung der Abwasserabgabe entsprechen", schreibt ein Beamter der | |
Ermittlungskommission "Stuhl" des Landeskriminalamts in einem Vermerk. Das | |
auf den 9. September 2008 datierte Schreiben liegt der taz vor. | |
Bisher stand ausgerechnet einer der schärfsten Kritiker von Umweltminister | |
Uhlenberg im Verdacht, die Abwasserabgabe missbraucht zu haben: der | |
ehemalige Abteilungsleiter im NRW-Umweltministerium, Harald Friedrich. Der | |
Grüne ist Experte für Wasserwirtschaft und hat sein Fachwissen seiner | |
Partei immer wieder zur Verfügung gestellt, zuletzt im Skandal um | |
verseuchtes Trinkwasser aus der Ruhr. Dieses war über Jahre mit | |
krebserregenden perfluorierten Tensiden (PFT) belastet, wurde aber trotzdem | |
an Millionen Haushalte zwischen Dortmund und Duisburg geliefert. Uhlenberg | |
geriet deshalb so sehr unter Druck, dass bereits über seinen Rücktritt | |
spekuliert wurde. | |
Auf dem Höhepunkt des PFT-Skandals aber wurde Friedrich plötzlich verhaftet | |
und wanderte über drei Wochen in Untersuchungshaft. Korruption, Betrug und | |
Untreue warf ihm die Staatsanwaltschaft Wuppertal wegen Zweckentfremdung | |
der Abwasserabgabe vor. In Düsseldorf war von politischer Justiz die Rede - | |
schließlich hatte Uhlenbergs Staatssekretär Alexander Schink den einstigen | |
Abteilungsleiter selbst angezeigt. Mittlerweile sind die | |
Korruptionsvorwürfe vom Tisch. | |
Dafür untersuchen die LKA-Ermittler jetzt die Wasserwirtschaftsinitiative | |
NRW (WWI), die 2002 noch von der rot-grünen Landesregierung ins Leben | |
gerufen wurde. Doch auch die von CDU und FDP gebildete Nachfolgeregierung | |
schätzte die Initiative, die laut Eigenwerbung die "Leistungs- und | |
Wettbewerbsfähigkeit kleiner und mittlerer Unternehmen sowie von | |
Forschungseinrichtungen aus der Branche steigern" wollte. Das von der | |
Christdemokratin Thoben geführte Wirtschaftsministerium trug 46 Prozent der | |
Kosten, das Haus von FDP-Wissenschaftsminister Andreas Pinkwart war mit | |
acht Prozent dabei, und das Umweltministerium von Minister Uhlenberg | |
übernahm die restlichen 46 Prozent. "Die Mittel des Umweltministerium | |
stammten aus der Abwasserabgabe", sagt der ehemalige WWI-Chef, der Aachener | |
Professor Max Dohmann, dazu. Dabei darf die laut Gesetz nur für die | |
Verbesserung der Wasserqualität, etwa durch den Bau von Kläranlagen oder | |
Rückhaltebecken, verwendet werden. | |
Stattdessen haben Uhlenbergs Beamte wohl rund eine Million Euro in die | |
Werbung der WWI gesteckt. Allein in die Unterstützung der Reise von | |
Wirtschaftsministerin Thoben flossen laut einer WWI-Beschlussvorlage, die | |
der taz vorliegt, mindestens 30.000 Euro. Bezahlt wurde damit etwa ein | |
Seminar mit dem schönen Titel "How to do business in Romania and Bulgaria" | |
("Wie man Geschäfte in Rumänien und Bulgarien macht"). Immerhin sei der | |
Flug von Thoben "wie üblich aus Reisekostenmitteln des | |
Wirtschaftsministeriums finanziert" worden, heißt es dazu aus der | |
Landesregierung. | |
"Die Sache stinkt", glaubt dagegen der Geschäftsführer der grünen | |
Landtagsfraktion, Johannes Remmel. Umweltminister Uhlenberg habe seinen | |
Exabteilungsleiter "kaltstellen" wollen, doch damit "eine Lawine | |
losgetreten, die ihn selbst begräbt". Die SPD-Umweltexpertin Svenja Schulze | |
spricht von einer "Hexenjagd" gegen Friedrich, die jetzt "zum Bumerang für | |
die Landesregierung" geworden sei. Uhlenberg dürfe sich nicht länger hinter | |
seinem Staatssekretär Schink verstecken, sagt auch seine grüne | |
Amtsvorgängerin Bärbel Höhn: "Für einen älteren Grüßonkel ist der einfach | |
zu gut bezahlt." | |
12 Dec 2008 | |
## AUTOREN | |
Andreas Wyputta | |
## ARTIKEL ZUM THEMA |