# taz.de -- Rüstungsexporte: Kieler U-Boote fahren nach Pakistan | |
> Die Bundesregierung erteilt eine Vorabgenehmigung für den Export von drei | |
> U-Booten. Für den grünen Bundestagsabgeordneten Rainder Steenblock fehlt | |
> es der Bundesregierung bei solchen Rüstungslieferungen an Skrupeln. | |
Bild: Auf nach Pakistan: Die Bundesregierung will zulassen, dass deutsche U-Boo… | |
Die Bundesregierung will es zulassen, dass moderne deutsche U-Boote in das | |
Krisenland Pakistan exportiert werden. Ein entsprechender Auftrag an ein | |
Konsortium um die Kieler Werft HDW wurde mit einer staatlichen | |
Hermes-Exportbürgschaft abgesichert. Auf Antrag von Bündnis 90/Die Grünen | |
hat der Bundestag das geplante Geschäft am Donnerstag diskutiert. Die | |
schwarz-rote Bundesregierung missachte damit nicht nur ihre eigenen | |
Grundsätze, sondern auch den EU-Verhaltenskodex für Waffenausfuhren, | |
kritisierte der schleswig-holsteinische Grünen-Abgeordnete Rainder | |
Steenblock. "Mehr Spannungsgebiet, mehr innenpolitische Krise, mehr | |
Wettrüsten und mehr Risiko findet man in kaum einer anderen Region der | |
Welt", sagte er mit Blick auf die pakistanisch-indischen Beziehungen. | |
Exportiert werden sollen drei U-Boote des weltweit modernsten | |
konventionellen Typs. Die Boote der Klasse 214 können 14 Tage lang unter | |
Wasser fahren ohne aufzutauchen und sind sehr schwer aufzuspüren. Das | |
Empfängerland Pakistan wird verdächtigt, als Basis für den jüngsten großen | |
Terroranschlag im Nachbarland Indien gedient zu haben. Indien hat deshalb | |
einen 2004 begonnenen Friedensprozess auf Eis gelegt. Indien und Pakistan | |
haben seit dem Zweiten Weltkrieg drei Kriege gegeneinander geführt. | |
Steenblock hält den geplanten U-Boot-Export deshalb für nicht vertretbar. | |
Er erinnert die Bundesregierung an ihre "politischen Grundsätze für den | |
Export von Kriegswaffen" aus dem Jahr 2000. Demnach kommt ein | |
Rüstungsexport nicht in Frage in Länder, "die in bewaffnete | |
Auseinandersetzungen verwickelt sind oder wo eine solche Auseinandersetzung | |
droht", wo durch den Export Konflikte verschärft werden oder die den | |
Terrorismus fördern. | |
Die Bundesregierung scheint das nicht anzufechten. Wie aus einer | |
Bundestagsdrucksache hervorgeht, hat sie eine Voranfrage für den Export der | |
Brennstoffzellen-U-Boote aus dem Jahr 2004 positiv beschieden. Damit ist | |
eine Vorentscheidung für die Exportgenehmigung getroffen: Nach Auskunft der | |
Bundesregierung sind "noch keine positiv beschiedenen Voranfragen | |
widerrufen worden". | |
Auf eine Anfrage der Grünen antwortete die Bundesregierung im vergangenen | |
Jahr: "Pakistan befindet sich nicht in einer bewaffneten Auseinandersetzung | |
und es droht auch keine solche." Man habe "keine belastbaren Belege dafür, | |
dass die pakistanische Regierung den Terrorismus oder die organisierte | |
Kriminalität unterstützt". Pakistan sei seit 2001 Alliierter im | |
Anti-Terrorkampf. Die maritime Rüstung des Landes sei unproblematisch, weil | |
Marinegüter auch nicht zu interner Repression missbraucht werden könnten. | |
Laut dem Rüstungsexportbericht der Regierung von 2007 beliefert Deutschland | |
sowohl Pakistan als auch Indien mit Material für den Unterwasserkrieg. | |
Eine aktuelle Stellungnahme vom Bundeswirtschaftsministerium war gestern | |
nicht zu bekommen. Ein Sprecher der IG Metall Küste räumte ein, dass hier | |
ein "ziemliches Spannungsfeld" vorliege zwischen Arbeitnehmerinteressen | |
einerseits und humanitären Interessen andererseits. Die Gewerkschaft habe | |
hier keine ganz klare Position. | |
18 Dec 2008 | |
## AUTOREN | |
Gernot Knödler | |
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