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# taz.de -- Porträt Lansana Conté: Bauer, Krieger, Diktator und Schlitzohr
> Lansana Conté, 74, Guineas Präsident seit 1984, ist am Montagabend "nach
> langer schwerer Krankheit" gestorben. Der Karrieresoldat litt unter
> anderem an Schwerstfolgen von Diabetes.
Bild: Der verstorbene Präsident Lansana Conté, hier 1999 bei einem Auftritt v…
Er bezeichnete sich selbst gern als einfachen Bauern, dem nichts lieber sei
als die heimatliche Scholle. Für seine Landsleute war Guineas jetzt
verstorbener Präsident Lansana Conté ein unnahbarer, brutaler Autokrat. Der
Langzeitherrscher hat sein Volk nie erreicht, und dieses hat ihn nie
durchschaut.
Ob sein offizielles Geburtsjahr 1934 stimmt, bleibt unklar. Aber der aus
der Ethnie der Soussou stammende Bauernsohn Lansana Conté machte seine
ersten Karriereschritte in Frankreichs Militär, mit dem er ab 1955 in
Algerien kämpfte. Als Guinea 1958 aus Französisch-Westafrika austrat und
unabhängig wurde, trat Conté in den Dienst des guineischen Befreiungshelden
Sékou Touré. Der führte das Land mangels westlicher Unterstützung an die
Sowjetunion heran und verwandelte es in eine finstere Diktatur. Conté
gehörte zu dem Kontingent aus Guinea, das in den 70er-Jahren die
Befreiungsbewegung in der benachbarten portugiesischen Kolonie
Guinea-Bissau militärisch unterstützte. Daraufhin wurde er 1975 in der
Heimat stellvertretender Armeestabschef. Als Touré 1984 starb, ernannte ihn
Guineas Junta zum Nachfolger.
Die Schritte zur Demokratisierung, die Conté als Präsident unternahm,
blieben größtenteils Kosmetik. Die Wirtschaft wurde liberalisiert, das
Mehrparteiensystem eingeführt, aber die Kontrolle über Guineas Reichtümer
blieb bei den hohen Militärs und ihren Freunden. Und die Mehrparteienwahlen
endeten regelmäßig mit dem Wahlsieg Contés und seiner Partei, egal für wen
die Guineer mehrheitlich gestimmt hatten. Eine Reihe von Revolten
unzufriedener Militärs änderte daran nichts - im Gegenteil: Der Präsident
zog sich immer häufiger in sein entlegenes Heimatdorf zurück, kurierte die
immer schwereren Folgen seines Diabetes und trat immer seltener öffentlich
auf.
Real hingegen blieb unter Conté die außenpolitische Verwandlung Guineas in
einen der verlässlichsten Verbündeten der USA und Frankreichs. Bei den
Bürgerkriegen in Liberia und Sierra Leone stand Guinea als strategisch
wichtiges Land für Eingreiftruppen und Rebellen zur Verfügung, die in
Sierra Leone Präsident Ahmed Tejan Kabbah retteten und in Liberia Präsident
Charles Taylor stürzten. Mit dieser Rolle als Bollwerk konnte Conté auch
gekonnt Demokratieforderungen abwehren. Aber die Kriege in dieser
Weltregion sind seit einigen Jahren vorbei, und Conté wurde unwichtiger und
schwächer, während das guineische Volk aufsässiger wurde. Zuletzt lebte
Guinea im Rhythmus der ständig neuen Gerüchte über Contés Gesundheit. Jetzt
muss sich das Land über sich selbst Gedanken machen.
23 Dec 2008
## AUTOREN
Dominic Johnson
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