Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Besser anlegen in 2009: Mit Geld die Welt verändern
> Durch die Finanzkrise ist das Vertrauen in Fonds und Banken deutlich
> gesunken. Doch es gibt auch weiterhin Möglichkeiten, wie man sein Geld
> sinnvoll, politisch korrekt und nachhaltig anlegen kann.
Bild: Ein britisches U-Boot des Rüstungskonzerns BAE Systems – wohl von deut…
Der Kunde muss schon klingeln, um in seine Hausbank zu gelangen. Auch sonst
ist die GLS Bank in der Schumannstraße in Mitte ein eher ungewöhnliches
Finanzinstitut: ohne heruntergelassene Jalousien, ohne Zinswerbung im
Schaufenster, dafür mit Gemälden an den Wänden und einem künstlichen
Bachlauf im Foyer. Die Kunden kommen trotzdem - oder gerade deswegen. Seit
der Eröffnung der Berliner Dependance im Mai habe man zu den vorher 5.000
Berliner Kunden 1.000 hinzugewonnen, sagt Filialleiter Werner Landwehr.
Die Gemeinschaftsbank für Leihen und Schenken bietet neben einem ganz
normalen Girokonto, von dem man an EC-Automaten der
Volksbanken-Raiffeisenbanken-Gruppe kostenlos Geld abheben kann, auch Spar-
und Tagesgeldkonten mit Zinssätzen ab 2,5 Prozent sowie Investmentfonds an.
Die GLS arbeitet wie eine Direktbank, nur eben ethisch und
ökologisch-nachhaltig. Dazu investiert die Bank nach eigenen Angaben
ausschließlich in Unternehmen und Projekte, die unter ökologischen,
sozialen und kulturellen Aspekten "Herausragendes leisten" - ob nun in der
ökologischen Landwirtschaft, in Kindergärten, Schulen, in der Bio- oder
Photovoltaikbranche oder in Wohngemeinschaften für Ältere und Behinderte.
In Zeiten der Finanzkrise scheint das einen Nerv der Menschen zu treffen,
die auf der Suche nach einem anderen Bankwesen sind und danach, wie man mit
Geld die Welt verändern kann. Das Einlagenvolumen bei der GLS Bank betrug
für Oktober/November 2008 insgesamt 58 Millionen Euro; es hat sich im
Vergleich zum Vorjahreszeitraum vervierfacht.
Bei herkömmlichen Finanzinstituten lässt sich als Kunde schwer
nachvollziehen, wofür das eingezahlte Geld verwendet wird, womöglich für
Rüstungsausgaben oder Finanzspekulationen. Die GLS Bank hingegen listet in
ihrer Zeitschrift einmal im Quartal detailliert auf, wofür die Kredite
vergeben werden. "Wir kennen sämtliche Kreditkunden", sagt Landwehr.
Außerdem bietet die Bank regionale Touren an, bei denen Projekte besichtigt
werden, die von der GLS Hilfe erhalten und den Bankzins erwirtschaften
sollen.
Wenn die Rendite noch in der eigenen Umgebung eingefahren wird, so könnte
das mehr Anleger ansprechen, glaubt die GLS: Deswegen will sie im kommenden
Jahr einen "Berlin-Fonds" auflegen, der nach den Worten Landwehrs "eine
direkte Identifikation mit der Region" schaffen soll. Berliner
Gemeinschaftswohnprojekte, soziokulturelle Projekte und Unternehmen sollen
damit gefördert werden.
"Es braucht eine Viertelstunde, um den Energieanbieter zu wechseln, und
etwas mehr Zeit - vielleicht anderthalb Stunden -, um eigentlich von der
Wirkung her viel Wichtigeres zu tun", sagt Michael von Dufving. Er ist
Berater im Berliner Büro der Versiko AG, des Pioniers in Sachen
Ökoinvestment/Kapitalanlagen. Seit 33 Jahren hat sich Versiko auf
ökologisch-nachhaltige Fonds spezialisiert und bietet inzwischen
Geldanlagemöglichkeiten vom Renten-, Aktien-, Klima- bis hin zum
Wasserfonds.
Egal ob 5.000 Euro oder mehrere Millionen angelegt werden sollen - zuerst
müsse jeder Kunde für sich klären, was für ihn Ökologie sei und welche
Branche er unterstützen wolle, sagt von Dufving. Dementsprechend würden die
Unternehmen zusammengestellt, ob nun börsennotiert oder Nischenfirmen, in
die investiert wird.
Wie bei der GLS Bank soll es auch bei Versiko vor allem um die Inhalte der
Geldanlage gehen. "Durch alle Kundengespräche zieht sich die Frage: Was
kann mein Geld bewirken?" Auf die Rendite müsse deswegen nicht verzeichnet
werden. Im Gegenteil: Von Dufving ist überzeugt, dass
ökologisch-nachhaltige Unternehmen vom Markt belohnt und zu den Gewinnern
der Zukunft gehören werden.
Noch muss sich zeigen, ob der Gesinnungswandel der Geldanleger, den sowohl
Versiko als auch die GLS Bank derzeit erleben, von Dauer ist oder eine
bloße Reaktion auf den Zusammenbruch der Finanzmärkte. Fest steht für von
Dufving: "Wenn alle so investiert hätten wie unsere Kunden, gäbe es diese
Krise nicht." Ob das neue Bewusstsein allerdings eine ganze Gesellschaft
grundlegend verändern wird, mag GLS-Filialleiter Landwehr nicht so recht
glauben: Zu dick seien die Bretter in den Köpfen, sagt er. Und führt als
Beispiel die politische Stiftung an, die sich für eine andere Bank
entschieden hat, weil sie dort eine höhere Rendite bekäme.
30 Dec 2008
## AUTOREN
Grit Weirauch
## TAGS
Geldanlage
## ARTIKEL ZUM THEMA
Ethisch unsaubere Geldanlagen: Rürup dank Rüstungsgeschäften
Ein Tischler fühlt sich von seiner Rentenversicherung gelinkt. Sie hat sein
Geld bei Waffenherstellern angelegt. Jetzt schafft er einen Präzedenzfall.
Besser anlegen in 2009: Gewinn machen mit Baugemeinschaften
Die Stiftung Trias unterstützt soziale und ökologische Wohnprojekte. Auch
da lässt sich Geld erfolgreich anlegen.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.