# taz.de -- Der taz-Darwin-Test: "Schöntrinken" hilft der Evolution | |
> Zum Auftakt für das Darwin-Jahr 2009 der taz-Test: Welche dieser Studien | |
> sind echt - und welche sind erfunden? | |
Bild: Ähnlichkeiten zwischen dem Imponierverhalten eines Hirsches und eines Me… | |
Das "Darwin-Jahr" hat begonnen - und ein weiteres Jahr voller | |
Forschungsergebnisse zur Geschlechterfrage ist zu Ende gegangen. Ein guter | |
Zeitpunkt für einen kleinen Test. Die folgenden Forschungsergebnisse liefen | |
im vergangenen Jahr durch die Nachrichtenagenturen. Bis auf zwei, die von | |
der taz exklusiv erdichtet wurden. Welche? Die Auflösung gibt es unten. | |
1. An den Tagen ihrer größten Fruchtbarkeit haben Frauen eine besonders | |
schöne Stimme. Das haben Nathan Pipitone und Gordon Gallup von der State | |
University of New York in Albany in den USA herausgefunden, berichtet das | |
Wissenschaftsmagazin New Scientist. Die Forscher hatten Frauen zu | |
verschiedenen Zeiten ihres Zyklus von eins bis zehn zählen lassen und deren | |
Stimme dabei aufgezeichnet. Dann wurde die Aufzeichnung männlichen und | |
weiblichen Studenten vorgespielt. | |
Männer wie auch die Frauen empfanden die Stimme auf dem Höhepunkt der | |
Fruchtbarkeit der Sprecherin besonders attraktiv. Dass Männer die feinen | |
Änderungen der Stimme wahrnehmen, deute auf eine "subtile evolutionäre | |
Schlacht der Geschlechter hin", sagte Gallup. Männer seien nämlich immer | |
sensibler geworden für schwache Hinweise des anderen Geschlechts auf | |
Fruchtbarkeit, die von den Frauen nicht bewusst kontrolliert werden können. | |
2. Der Hang zur Eifersucht ist abhängig von der Körpergröße, wie das | |
Magazin P. M. Fragen & Antworten berichtet. Ein niederländisch-spanisches | |
Forscherteam hat mehr als 500 Frauen und Männer befragt. Das Ergebnis: | |
Große Männer neigen erheblich seltener zur Eifersucht als ihre kleineren | |
Geschlechtsgenossen. Mit dieser Haltung liegen sie unterbewusst genau | |
richtig, hieß es. Denn große Männer werden von Frauen häufig bevorzugt | |
behandelt. | |
3. Frauen mit einem höheren Intelligenzquotienten bevorzugten häufig | |
kleinere Männer, ergab eine Studie der Universität von Seattle, über die | |
die Fachzeitschrift Nature berichtete. Die Forscher stellten 25 Frauen, | |
deren IQ über 110 lag, verschieden große Männer als Partner für ein | |
abendliches Treffen vor, mit Angaben von Beruf, Einkommen und Körpergröße. | |
Dabei wählten die Frauen häufiger als eine Vergleichsgruppe mit geringerem | |
IQ auch Männer aus, die nur gleich groß waren. | |
"Die Auswahl ist eine unbewusste Anpassung an Umweltentwicklungen", sagte | |
der Psychologe Frederic Blackbottom. Da die Frauen wüssten, dass größere | |
Männer mehr Chancen hätten bei vielen Frauen mit geringerem IQ, wendeten | |
sie sich gleich großen Partnern zu, die mehr Treue und damit einen besseren | |
Schutz für den Nachwuchs versprechen. | |
4. Das sprichwörtliche "Schöntrinken" gibt es nach Erkenntnissen britischer | |
Wissenschaftler tatsächlich. Drogenkonsum hatte damit in der Geschichte der | |
Menschheit möglicherweise eine evolutionsbiologisch wertvolle Funktion. | |
Nach ein paar Gläschen fanden heterosexuelle Männer bei einer Versuchsreihe | |
der Universität von Bristol sowohl Frauen als auch Vertreter des eigenen | |
Geschlechts hübscher und attraktiver als vorher. | |
Wie das Magazin New Scientist berichtet, deckt sich dieses Ergebnis | |
allerdings nicht ganz mit einem 2003 an der Universität Glasgow | |
unternommenem Schöntrink-Experiment. Damals waren die Forscher zu dem | |
Schluss gelangt, dass die Probanden nach Alkoholkonsum nur das jeweils | |
andere Geschlecht attraktiver fanden. Die Erhebung in Glasgow fand | |
allerdings in Bars und Cafés statt, während die Versuchsreihe in Bristol | |
ein Experiment unter Laborbedingungen war. | |
5. Die sexuellen Erwartungen des Gegenübers lassen sich in vielen Fällen an | |
den Gesichtszügen ablesen. Zu diesem Ergebnis kommt eine in der britischen | |
Fachzeitschrift Evolution and Human Behaviour veröffentlichte Studie | |
mehrerer Universitäten. Von den 700 untersuchten heterosexuellen Männern | |
und Frauen konnte die Mehrzahl bei Gesichtern von Fremden auf den ersten | |
Blick erkennen, welche Art von Beziehung diese Person anstrebte. | |
"Dies ist die erste Untersuchung, die deutlich macht, dass Menschen auch | |
bei Vermutungen über Beziehungsabsichten für unterschwellige | |
Gesichtssignale empfänglich sind" sagte Ben Jones von der Uni Aberdeen. | |
Männer mit besonders männlichen Gesichtsmerkmalen - kräftiges Kinn, große | |
Nase, kleine Augen - sind demnach nach Einschätzung von Frauen eher auf der | |
Suche nach einer Beziehung von kurzer Dauer. | |
6. Hormone spielen eine große Rolle auch bei Finanzcrashs. Der | |
Wissenschaftler John Coates von der Universität Cambridge untersuchte den | |
Hormongehalt im Speichel von Händlern am Finanzmarkt London. Dabei | |
bestimmte er den Spiegel zweier Hormone: Testosteron, das bei Aggression | |
und Sex eine wichtige Rolle spielt, und Cortisol, das im Körper bei | |
Fluchtreaktionen ausgeschüttet wird. Die Untersuchung ergab, dass die | |
Händler bei Gewinnen von Testosteron durchflutet wurden, bei Verlusten aber | |
der Cortisolspiegel stark stieg. Tierversuche hätten gezeigt, dass hohe | |
Dosen von Testosteron über einen längeren Zeitraum das Urteilsvermögen | |
beeinträchtigten und zu übermäßigen Risiken ermutigen könnten, sagte | |
Coates. Banken täten deshalb gut daran, in ihren Handelsräumen auch Frauen | |
und ältere Herren zu beschäftigen - diese stünden weniger unter dieser Art | |
von Hormondruck als junge Makler-Männer. | |
7. Frauen, die beim ersten Date vegetarisches Essen bevorzugen, werden von | |
Männern eher nicht mehr zu weiteren Treffs gebeten. Dies ergab eine Studie | |
der Universität Den Haag, die im holländischen Magazin Natuurwetenschap | |
veröffentlicht wurde. Danach entschied sich die Mehrzahl von 30 männlichen | |
Probanden eher für potenzielle Partnerinnen, die im Restaurant Fleischkost | |
bestellten, und nicht für Frauen, die ein Tofu-Gericht wünschten. Dies sei | |
möglicherweise evolutionär bedingt, erklärte der Psychologe Piet van | |
Straaten. Da Männer von der Anlage her eher Jäger seien und daher Fleisch | |
äßen, hätten sie Vorbehalte gegenüber einer Partnerin, die sich als reine | |
Pflanzensammlerin präsentiert und daher offenbar einen Jagderfolg nicht | |
würdigen könne. | |
8. Forscher haben ein Gen ausfindig gemacht, das Einfluss auf die | |
Beziehungsfähigkeit von Männern sowie auf die Qualität ihrer | |
Partnerschaften und Ehen hat. Männer mit einer bestimmten Variante dieses | |
Gens sind generell weniger bindungsfähig und häufiger unverheiratet. Auch | |
die Zufriedenheit von Frauen mit ihrer Ehe hängt mit dem Gentyp der Männer | |
zusammen, berichten die Wissenschaftler im US-amerikanischen | |
Wissenschaftsmagazin PNAS. Das Gen bildet einen Rezeptor für den | |
Hirnbotenstoff Arginin-Vasopressin. Frühere Untersuchungen hatten gezeigt, | |
dass es bei Wühlmäusen Monogamie begünstigt. | |
2 Jan 2009 | |
## AUTOREN | |
Barbara Dribbusch | |
## TAGS | |
Genetik | |
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