Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Gerhard Frey gibt Vorsitz auf: Der Eigentümer der DVU tritt ab
> Gerhard Frey, Chef der rechtsextremen DVU, gibt sein Amt ab. Bislang
> waren die Finanzen der DVU stark von dem Multimillionär abhängig. Nun
> wird ein Ex-NPDler Nachfolger.
Bild: Soll rund 250 Millionen Euro besitzen: Noch-DVU-Chef Gerhard Frey.
Die öffentlichen Auftritte fielen Gerhard Frey immer schwerer.
Parteipolitische Reden strengten den 75-jährigen DVU-Vorsitzenden sichtlich
an. Am kommenden Sonntag wird der Vorsitzende und Gründer der
rechtsextremen Deutschen Volksunion seine letzte Amtsrede halten. Nach über
zwanzig Jahren will der Millionär aus München den Parteivorsitz der
7.000-Mitglieder-Truppe abgeben. Neuer Vorsitzender soll der Hamburger
DVU-Chef Matthias Faust werden.
Auf der Einladung zu dem Parteitag wird die Neuwahl nicht angekündigt -
nicht unüblich bei der DVU. Innerparteiliche Demokratie förderte Frey in
"seiner" weitgehend von ihm selbst finanzierten Partei kaum. Die Anhänger
sind auch gewöhnt, den Ort des Parteitags nicht zu kennen. Sie finden sich
zu bestimmten Uhrzeiten an verabredeten Stellen ein, um per Bus zum Ort
gebracht zu werden. "7.00 Uhr, Zentraler Busbahnhof Hamburg", heißt es
diesmal.
Gerüchte um einen Führungswechsel aus Altersgründen gab es schon länger.
Offensichtlich hat Frey, der rund 250 Millionen Euro besitzen soll, seinen
Nachfolger schon fest bestimmt. Auch Faust möchte die Personalie nicht
abstreiten. Dabei war das Verhältnis des 37-jährigen Kaufmanns zu Frey
nicht ungetrübt. Ende 2005, weiß der Verfassungsschutz Hamburg, schimpfte
Faust noch: "Die DVU ist für mich absolut nicht diskussionswürdig.
Scheinbar besteht sie nur aus einem Herrn Dr. Frey, der meist in einer eher
dümmlichen Art und Weise in die Öffentlichkeit tritt." Damals war Faust
allerdings noch bei den "Republikanern" aktiv. 2008 stört ihn das Gehabe
des Parteigründers nicht mehr. Bei der Hamburger Bürgerschaftswahl 2008
bestimmte Frey Faust zum Spitzenkandidaten. Der Landesverband durfte
zustimmen.
In der DVU ist Faust erst seit 2007. Bis zu seinem 30. Lebensjahr war er
bei der CDU. Über "Republikaner" und die NPD wanderte er zur DVU. Als
"Ewiggestriger" will Faust nicht erscheinen. "Bürgernahe Politik", sagte
er, wolle er machen.
Schon auf dem Parteitag der NPD im Mai 2008 vertrat Faust offiziell die
DVU. Im Grußwort versicherte er, die DVU stünde zum "Deutschland-Pakt". In
dem "Pakt" legten die Parteien fest, wer von ihnen bis 2009 zu welcher Wahl
antritt. Und er ist durchaus tragfähig: In Thüringen sollte zunächst die
DVU kandidieren. Als sich herausstellte, dass die NPD dort besser verankert
ist, wurde nachverhandelt, nun stellt sich die NPD zur Wahl.
In der Hamburger NPD war Faust zwar einst unerwünscht, nachdem es Streit
mit dem dortigen Landeschef gab, doch das sei Vergangenheit, heißt es aus
der NPD. Mit Faust dürfte die DVU nun noch enger mit der NPD
zusammenarbeiten. Radikale Kreise scheut Faust ohnehin nicht. Der VS
bezeichnet ihn als "Adlatus" von Christian Worch, dem Kameradschaftsführer,
der zuletzt den Neonazi-Aufmarsch in Passau mit organisierte.
Die Zukunft der DVU nach dem Führungswechsel ist dennoch ungewiss. Alleine
Freys Geld trägt die Partei. Ob die Mittel weiter fließen werden, ist
unklar. Letzte Erfolge konnte die DVU alleine in Brandenburg erzielen. Hier
sitzt die DVU-Fraktion um Liane Hesselbarth zum zweiten Mal im Landtag.
Zumindest zur Europawahl im Juni wird die Partei noch massiv antreten: Sie
spekuliert auf die Wahlkampfkostenrückerstattung.
9 Jan 2009
## AUTOREN
Andreas Speit
## TAGS
Nachruf
## ARTIKEL ZUM THEMA
Ex-DVU-Parteichef: Gerhard Frey ist tot
Der rechtsextreme Verleger und jahrzehntelange Vorsitzende der Deutschen
Volks-Union ist tot. Gerhard Frey starb am Dienstag 80-jährig in München.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.