# taz.de -- Nachhaltige Tipps zur Finanzkrise: Bleiben Sie flüssig und sauber! | |
> Die Finanzkrise verunsichert Sparer und Kleinanleger: Wo das Geld sicher | |
> parken und trotzdem verdienen? Sieben taz-Tipps für den | |
> ethisch-ökologischen Investor. | |
Bild: Wer sein Geld in grüne Fonds steckt, hat in Zeiten der Finanzkrise zumin… | |
An Guthaben auf einem Tagesgeldkonto kommen Sie täglich heran. Damit | |
bleiben Sie flexibel - allerdings auch die Bank. Sie kann die Zinsen | |
jederzeit ändern. Beim Festgeld dagegen legen sich die Banker bei | |
Kontoeröffnung auf eine Renditehöhe fest - daher der Name. Dafür kommen Sie | |
einen, sechs oder mehr Monate lang nicht an Ihr Geld. | |
Aber Vorsicht! "Wer sein Geld der Bank gibt, hat in der Regel keinen | |
Einfluss, was sie damit macht", sagt Karin Baur von der Zeitschrift | |
Finanztest. Wer zum Beispiel bei der Deutschen Bank Guthaben hat, | |
finanziert indirekt Kredite an Firmen, die laut der | |
Menschenrechtsorganisation Urgewald Bürgerkriege anheizen oder Umweltsünden | |
begehen. Die Deutsche Bank weist diese Vorwürfe jedoch zurück. | |
Einen Ausweg weisen Banken, die sich auf ökologisch-ethische Kriterien | |
verpflichten. Kunden der GLS Bank etwa können bei der Kontoeröffnung | |
bestimmen, ob ihr Guthaben in regenerative Energien, Kultur oder andere | |
Projekte investiert werden soll. Die Ethikbank - eine Direktbank - | |
veröffentlicht, welche Wertpapiere sie selbst im Depot hat. Die Guthaben | |
sind bei diesen Banken durch einen Fonds beim Bundesverband der Deutschen | |
Volksbanken und Raiffeisenbanken in praktisch unbegrenzter Höhe | |
abgesichert. Der Haken: Die Rendite beträgt beispielsweise beim | |
ZinsKontoOnline der Ethikbank nur 2,5 Prozent, während manche | |
konventionelle Institute rund 5 Prozent zahlen. Das ist der Preis des | |
reinen Gewissens. | |
2. Kaufen Sie Anleihen von Staaten, die Sie mögen! | |
Wer Staatsanleihen erwirbt, gibt dem ausgebendem Land einen Kredit. Dafür | |
zahlt der Staat einen festen Zins. Bei deutschen Bundesanleihen sind je | |
nach Laufzeit rund 1 bis 4 Prozent Rendite möglich. Am Ende erhalten Sie | |
den Nennwert zurück, wenn Sie das Papier nicht schon vorher mit Gewinn oder | |
Verlust an der Börse verkauft haben. Größter Vorteil für den Anleger: "Das | |
sind zu 100 Prozent sichere Papiere, da steht ja der Staat dahinter", sagt | |
Vorstandschef Volker Weber vom Forum Nachhaltige Geldanlagen, zu dem neben | |
anderen Anbietern auch Nichtregierungsorganisationen gehören. | |
Bei der Auswahl der Staaten können Sie sich zum Beispiel auf der | |
Internetdatenbank [1][www.ruestungsexport.info] informieren. Dort bewertet | |
das Bonner Friedensforschungsinstitut BICC mithilfe einer | |
Ampelkennzeichnung die Menschenrechtslage, Regierungsführung und | |
Rüstungskontrolle in einzelnen Ländern. Auf die Informationen haben Sie | |
kostenlosen Zugriff - anders als bei kommerziellen Anbietern wie der | |
Ratingagentur Oekom Research. Allerdings lohnen sich Staatsanleihen wegen | |
der relativ hohen Kauf- und Depotgebühren meist nur, wenn Sie das Geld | |
einige Jahre liegen lassen wollen. | |
3. Investieren Sie in ethisch-ökologische Rentenfonds! | |
Bei dieser Anlageform müssen Sie die Anleihen nicht selber auswählen. Das | |
übernehmen die Fondsverwalter. Weil die Manager mehr Kapital als die | |
meisten Einzelanleger verschieben, können sie mehr verschiedene Titel ins | |
Portfolio aufnehmen. Da steckt ein höheres Renditepotenzial drin. Fachmann | |
Weber rechnet derzeit mit 2 bis 5 Prozent jährlich. Aber: "Bisher können | |
die ethisch-ökologischen Rentenfonds nicht mit den guten Rentenfonds | |
mithalten", berichtet Finanzredakteurin Baur. Das muss nicht an den | |
Nachhaltigkeitskriterien liegen, sondern könnte auch mit den Managern zu | |
tun haben. | |
Schwierig für Ihr Gewissen werden Rentenfonds immer dann, wenn diese auch | |
in Firmenanleihen investieren. "Da sind dann fast zwangsläufig | |
problematische Titel dabei, zum Beispiel die großen Öl- und Gaskonzerne", | |
warnt Antje Schneeweiß vom Südwind-Institut, das insbesondere Kirchen | |
hilft, ihre Geldanlage nachhaltiger zu gestalten. Der Fonds sollte deshalb | |
Branchen, die Sie nicht unterstützen wollen, in seinen Verkaufsprospekten | |
ausschließen. | |
4. Leihen Sie Unternehmen Geld, die ähnliche Werte haben wie Sie! | |
Die Anleihen von Firmen werfen mehr Zinsen ab als Staatspapiere. Aber dafür | |
ist das Risiko auch viel höher - ein Unternehmen geht eben eher pleite als | |
ein Land. "Aber es gibt auf diesem Markt gerade große Chancen", sagt Weber. | |
Die Banken verschärfen die Kreditkonditionen, deshalb ist es für | |
Unternehmen attraktiver geworden, sich per Anleihe Geld zu besorgen. Also | |
steigen die Zinsen. Fünf Prozent sind mittelfristig auch bei | |
ökologisch-ethisch korrekten Unternehmen drin. | |
5. Steigen Sie in einen Aktienfonds ein, der sich nicht nur um Rendite, | |
sondern auch um Soziales und Umwelt kümmert! | |
Anleihen zu langweilig? Vielleicht wären Aktienfonds etwas für Sie, bei | |
denen die Chancen, aber auch die Risiken größer sind. Einige Unternehmen | |
handeln für ihre Kunden mit Anteilsscheinen an Firmen, die | |
ethisch-ökologischen Kriterien entsprechen. "Man muss aufpassen, was damit | |
gemeint ist", warnt Expertin Baur. Denn in vielen angeblichen Ökofonds | |
finden sich Aktien der Klimakiller Automobilindustrie und Luftfahrt. Manche | |
Verwalter wählen einfach die Unternehmen aus, die ihrer Meinung nach eine | |
Vorreiterrolle in ihrer Branche spielen: So laste die Lufthansa ihre | |
Maschinen besser aus als andere Fluggesellschaften und Toyota habe das | |
erste serienmäßig verkaufte Hybridauto auf den Markt gebracht. Damit sind | |
sie besser als Aeroflot oder Porsche, aber noch lange nicht gut. | |
Eine Übersicht über die verschiedenen Anlagekriterien lässt sich unter der | |
Webseite [2][www.test.de/oekofonds] abrufen. Laut Karin Baur entwickelt | |
sich die Art der Ökofonds genauso gut oder schlecht wie konventionelle - in | |
jüngster Zeit vor allem schlecht. Aber das kann man auch positiv sehen: | |
"Anleger mit langfristigem Zeithorizont haben jetzt einen sehr guten | |
Einstieg", sagt Volker Weber. Das soll heißen: Im Moment kriegen Sie die | |
Fonds sehr billig. | |
6. Kaufen Sie direkt Aktien "guter" Unternehmen! | |
Wenn Sie sich nicht auf das Gewissen eines Fondsmanagers verlassen wollen, | |
müssen Sie selbst Aktien an der Börse kaufen. Billig sind sie ja dank der | |
Finanzkrise - ähnlich wie die entsprechenden Fonds. "Wenn jemand zum | |
Beispiel davon überzeugt ist, dass das Thema Solartechnik nach vorne gehen | |
wird, kann er jetzt auch ein Direktengagement ins Auge fassen", meint | |
Weber. Denn die Renditen könnten immer noch bei 9 bis 11 Prozent jährlich | |
liegen, wenn man fünf bis zehn Jahre dabeibleibe. "Aber das ist im Moment | |
nur etwas für erfahrene Anleger." | |
Wer es trotzdem wagen will, sollte seine Recherche auf der Internetseite | |
[3][www.ranking-nachhaltigkeitsberichte.de] beginnen. Dort hat das Institut | |
für ökologische Wirtschaftsforschung aus Berlin analysiert, wie die 150 | |
größten deutschen Konzerne über ihre gesellschaftliche Verantwortung | |
informieren. Das ist zumindest ein Indiz dafür, wie das jeweilige | |
Unternehmen etwa auf die Umwelt und seine Mitarbeiter Rücksicht nimmt. | |
"Andere professionelle Investmentratings sind für Privatleute zu teuer", | |
sagt Schneeweiß. Zumindest Auszüge aus diesen Informationen gibt es aber | |
gratis in den Webangeboten von Alternativbanken. | |
7. Stecken Sie Ihr Geld außerhalb der Börse direkt in eine | |
ethisch-ökologische Firma! | |
Wenn der Pharma- und Kosmetikhersteller Weleda eine neue Fabrik bauen will, | |
legt er gern einen geschlossenen Fonds auf: Sie können während eines | |
begrenzten Zeitraums Anteile kaufen und bekommen dann - wenn vorhanden - | |
jahrelang etwas vom Gewinn ab. So können Sie gesellschaftlich sinnvolle | |
Projekte ermöglichen, die sonst schwer zu finanzieren wären. | |
Die Rendite ist zwar meist höher als bei Festgeld, aber niedriger als bei | |
Aktien. Zudem können Sie schwer wieder aussteigen: Die Fondsgesellschaft | |
nimmt die Anteile oft erst nach Jahren zurück. Aber dafür müssen Sie anders | |
als bei Aktienprodukten nicht im schmutzigen Börsengeschäft mitmischen. | |
Wenn Sie sich in einen geschlossenen Fonds einkaufen, kann ihnen das oft | |
irrational erscheinende Auf und Ab an den internationalen Finanzmärkten | |
egal sein. Stattdessen sind für Sie nur die Gewinnzahlen des Unternehmens | |
ausschlaggebend. Von Wirtschaftsprüfern und Juristen abgesegnete Prognosen | |
dazu gibt es im Verkaufsprospekt. Doch auch hier gilt: Geht das Unternehmen | |
pleite, ist die Einlage futsch. Wenn Sie das nicht schreckt, können Sie | |
sich zum Beispiel unter [4][www.ecoreporter.de] informieren. | |
14 Jan 2009 | |
## LINKS | |
[1] http://www.ruestungsexport.info/ | |
[2] http://www.test.de/oekofonds | |
[3] http://www.ranking-nachhaltigkeitsberichte.de/ | |
[4] http://www.ecoreporter.de/ | |
## AUTOREN | |
Jost Maurin | |
Jost Maurin | |
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Geldanlage | |
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