# taz.de -- Kommentar Wahlen in Israel: Israel rückt wegen Hamas zusammen | |
> Die Hamas hat nicht nur den Rechten in Israel den Weg zur Macht | |
> freigemacht. Auch eine stabile Koalition ist jetzt möglich. | |
Israel hat rechts gewählt und reagierte damit auf die Radikalisierung der | |
Palästinenser. Drei Jahre nach dem Wahlsieg der Hamas hat Israels Linke | |
keine Chance mehr, eine Mehrheit zu gewinnen. Jede Rakete, die aus dem | |
Gazastreifen auf Israel abgeschossen wurde, stärkte die kompromisslosen | |
Politiker. | |
Sollten sich Israels Parteiführer dem Wunsch der Mehrheit ihres Volkes | |
beugen, wird es bald eine Regierung der nationalen Einheit geben. Sie würde | |
das ganze Spektrum von rechtsliberal bis rechts beziehungsweise | |
rechtsradikal abdecken - je nachdem, ob Avigdor Lieberman mit von der | |
Partie ist. Die Unterschiede zwischen Likud und Kadima dagegen sind nicht | |
so groß. Schließlich ging die Kadima einst, unter Expremier Ariel Scharon, | |
aus dem Likud hervor. Die Spaltung folgte dem einseitigen Abzug aus dem | |
Gazastreifen und dem Plan, den schrittweisen einseitigen Rückzug im | |
Westjordanland fortzusetzen: eine Idee, die inzwischen längst vom Tisch | |
ist. | |
Jetzt müssen Zipi Livni und Benjamin Netanjahu zusammengehen. Offen bleibt | |
nur, wer von den beiden Chef bzw. Chefin wird. Doch das spielt kaum eine | |
Rolle. Denn wer in Israel letztlich den Ton vorgibt, ist weder die eine | |
noch der andere, sondern US-Präsident Obama. Auch dem Likud-Chef ist klar, | |
dass ohne internationale Anerkennung und Unterstützung aus Washington im | |
jüdischen Staat gar nichts läuft. Netanjahu ist ein Opportunist, nicht zum | |
ersten Mal würde er dem "Big Brother" klein beigeben. Solange er an der | |
Seite von Livni steht, dürfte Obama leichtes Spiel haben. | |
Prinzipiell befürwortet auch Netanjahu eine Zweistaatenlösung - nur eben | |
nicht zum jetzigen Zeitpunkt. Er selbst hat innerhalb seiner Partei den | |
Grundstein für die Trennung der beiden Völker gelegt, als er 1997, vier | |
Jahre nach dem Oslo-Abkommen, dem israelischen Abzug aus großen Teilen des | |
Westjordanlands zustimmte. Jetzt kann er sich damit beruhigen, dass es wohl | |
kaum zu einem palästinensischen Staat kommen wird, solange die | |
Palästinenser untereinander so zerstritten sind wie derzeit. | |
So hat die Hamas nicht nur den Rechten in Israel an die Macht verholfen. | |
Sie könnte dort zudem noch dauerhaft eine stabile Koalition sichern. | |
12 Feb 2009 | |
## AUTOREN | |
Susanne Knaul | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Niedergang der israelischen Arbeitspartei: Der lange Weg nach unten | |
Von David Ben Gurion bis Jitzhak Rabin - drei Jahrzehnte lang regierte die | |
Arbeitspartei Israel allein. Inzwischen ist sie nur noch die viertgrößte | |
Partei. Wie konnte es dazu kommen? | |
Wahlen zur Knesset: Rechtsruck in Israel | |
Nach Auszählung fast aller Stimmen ist Zipi Livnis Kadima-Partei knapp | |
vorn. Doch mit nur der Hälfte der nötigen Sitze ist sie kaum in der Lage | |
eine Regierung zu bilden. |