# taz.de -- Umgang mit Streubomben: Ächten, verbieten, verschrotten | |
> Die internationalen Abkommen zum Verbot von Streubomben und | |
> Antipersonenminen sind Erfolge der Zivilgesellschaft. | |
Bild: Technical Field Manager Nick Guest inspiziert am 9. Nov. 2006 in der Naeh… | |
Genf taz Das im Dezember 2008 in Oslo von rund hundert Staaten vereinbarte | |
Abkommen zur Ächtung von Streubomben und -munition ist das zweite | |
Rüstungsverbot der Geschichte, das vor allem von einer weltweiten Koalition | |
von Nichtregierungsorganisationen durchgesetzt wurde. | |
Gestern vor zehn Jahren trat die Ottawa-Konvention zur Ächtung von | |
Antipersonenminen in Kraft. Sie wurde inzwischen von 156 der 192 | |
Mitgliedsstaaten der UN unterschrieben und auch ratifiziert. Die meisten | |
dieser Staaten haben, wie vom Vertrag vorgegeben, große Gebiete von Minen | |
geräumt und wieder nutzbar gemacht. Sie haben Minenaufklärungsprogramme | |
betrieben, Opfer von Landminenunfällen unterstützt und deren Rechte | |
gesichert, Millionen von gelagerten Antipersonenminen zerstört und dadurch | |
sichergestellt, dass diese nie wieder verlegt werden können. Heute ist der | |
Gebrauch von Antipersonenminen eher die Ausnahme denn die Regel, und der | |
Handel mit diesen Waffen konnte nahezu vollständig gestoppt werden. | |
Aufgrund der Fortschritte in der Minenräumung und bei der Minenaufklärung | |
konnte die Zahl der Unfälle mit Landminen kontinuierlich reduziert werden. | |
Allerdings "verstoßen leider sogar einige wenige Vertragsstaaten bewusst | |
gegen die Vorschriften des Abkommens", beklagt Thomas Küchenmeister vom | |
deutschen Aktionsbündnis Landmine.de, dem unter anderem medico | |
international, die Caritas, Handicap International, Brot für die Welt und | |
Unicef Deutschland angehören. | |
So haben Griechenland, Weißrussland und die Türkei ihre 4-Jahres-Frist zur | |
Zerstörung vorhandener Lagerbestände zum 1. März 2008 nicht eingehalten. | |
Der Nato-Staat Türkei lagert weiterhin fast 1,5 Millionen Antipersonenminen | |
und setzt diese auch ein, etwa an der Grenze zu Syrien, wo immer noch | |
riesige Minenfelder existieren. | |
Abgelehnt wird das Ottawa-Abkommen - ähnlich wie jetzt auch der | |
Streubombenvertrag von Oslo - bis heute insbesondere von den Ländern, die | |
die meisten Antipersonenminen herstellen, besitzen und/oder diese Waffen in | |
den letzten Jahrzehnten am häufigsten eingesetzt haben: den USA, China, | |
Russland, Israel, Indien und Pakistan. Und auch der Ottawa-Vertrag hat | |
bedenkliche Ausnahmelücken, für die wie beim Oslo-Vertrag die | |
Bundesregierung im Interesse der deutschen Rüstungsindustrie sorgte. | |
ANDREAS ZUMACH | |
2 Mar 2009 | |
## AUTOREN | |
Andreas Zumach | |
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