# taz.de -- Arabischer Inhaber: „Thor Steinar“ nicht mehr deutsch | |
> Die bei Neonazis populäre Kleidungsmarke wurde verkauft – an eine | |
> arabische Firma. Die rechte Szene grübelt, ob ein „Thor Steinar“-Boykott | |
> her muss. | |
Bild: Taugt „Thor Steinar“ jetzt noch als Erkennungsklamotte der Rechten? | |
BERLIN taz | Die bei Neonazis beliebte Kleidungsmarke „Thor Steinar“ ist | |
nicht mehr in deutscher Hand. Die Herstellerfirma MediaTex GmbH aus Königs | |
Wusterhausen nahe Berlin wurde von einem Investor aus Dubai übernommen. | |
Bereits im November gab es eine entsprechende Veränderung im | |
Handelsregistereintrag des Unternehmens. | |
Der bisherige MediaTex-Chef Uwe Meusel sagte in der Berliner Morgenpost, | |
das Unternehmen plane eine „weltweite Expansion“. Demnach seien neben 20 | |
neuen Geschäften in Deutschland weitere Neueröffnungen in Nordamerika, | |
Russland, Asien und im Baltikum geplant. Gegenüber der taz wollte Meusel | |
keine weiteren Angaben über Pläne des Unternehmens machen. | |
Bei den rechten TrägerInnen der Marke rief die Nachricht unterschiedliche | |
Reaktionen hervor. Im Internet kursieren einige Boykottaufrufe. „Das sind | |
eher Einzelstimmen“, schätzt Toni Peters vom antifaschistischen | |
Pressearchiv und Bildungszentrum (apabiz) die Aufregung unter den Rechten | |
ein. Hinter dem Verkauf der Marke vermutet er marktwirtschaftliche | |
Spekulationen der früheren EigentümerInnen: „Als Geschäftsmann ist einem | |
das egal, wo der Investor herkommt.“ Mit einer Entfernung von der rechten | |
Szene habe der Verkauf nichts zu tun. | |
Die Szene scheint uneins zu sein, wie mit den neuen Eigentumsverhältnissen | |
umzugehen ist. „Meine alten Sachen trage ich weiter und das wars dann mit | |
,Thor Steinar' „, kündigt jemand in einem rechten Forum an. Andere User | |
sprechen von einer Betrugsmaschinerie, weil wider Erwarten keine | |
Verkaufserlöse in die rechte Szene geflossen seien und die Firma jetzt ins | |
Ausland ginge. | |
Außerdem gebe es immer wieder Ärger, wenn man Textilien der Marke trägt. | |
„Ärger, den ich gern in Kauf nehme, wenns um meine Ideologie geht, nicht | |
aber für irgendwelche Investoren aus Dubai“, schreibt ein erboster | |
„Hagelsturm“. Andere kümmert der Verkauf wiederum wenig: „Ist mir egal, … | |
für mich persönlich kein Grund, die Kleidung jetzt zu meiden“, so eine | |
Stimme. | |
Die Marke ist in rechten Kreisen beliebt, weil sie sich eines | |
mythisch-germanischen Gestus bedient. So wurden in der Vergangenheit unter | |
anderem Runenzeichen verwendet. „Was die Marke attraktiv macht, ist ihr | |
uneindeutiges Spielen mit rechten Symbolen“, sagt Toni Peters. „Mit der | |
Kleidung kann man sich bekennen, ohne sich bekennen zu müssen.“ Die | |
Herstellerfirma dementierte immer wieder, Kontakte zur rechten Szene zu | |
haben, und stellte sich in der Öffentlichkeit als unpolitisch dar. | |
Dass die Herkunft der FirmenbesitzerInnen von Kleidungsstücken bei Menschen | |
mit nationalistischer Gesinnung eine Rolle spielt, liegt nahe. Es sei | |
besser, Marken zu unterstützen, die in Deutschland produziert werden, | |
stellt zum Beispiel ein „Mittelfranke“ in einem rechten Internetforum fest. | |
Doch die Marke „Thor Steinar“ scheint da kein Einzelfall zu sein: „Selbst | |
die T-Hemden von nationalen Versandhäusern kommen meist aus Asien und | |
werden bei uns lediglich noch bedruckt.“ Gekauft werden sie trotzdem. | |
Auch Peters vom apabiz glaubt nicht, dass „Thor Steinar“ Beliebtheit unter | |
Neonazis einbüßen wird. „Bei der Klientel ist das eher eine Frage der | |
Verfügbarkeit.“ An Reiz hätte die Marke durch die arabische Übernahme nicht | |
verloren. Noch immer befriedige sie das Bedürfnis nach zeitgemäßer Kleidung | |
in rechten Kreisen. | |
23 Mar 2009 | |
## AUTOREN | |
Benjamin Laufer | |
## TAGS | |
Rechtsextremismus | |
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