# taz.de -- Forensikerin über Heilbronner Ermittlerpanne: "Eine heikle Geschic… | |
> Kontaminiertes Arbeitsmaterial bei DNA-Analysen gibt es immer wieder, | |
> sagt Nicole von Wurmb-Schwark, Professorin für forensische Genetik in | |
> Kiel. | |
Bild: Doch nicht so unanfechtbar, wie uns Serien wie CSI und Co glauben machen … | |
taz: Frau Professor von Wurmb-Schwark, wie kann es passieren, dass die | |
Polizei jahrelang einem Phantom hinterherjagt, obwohl die DNA-Spuren | |
offenbar bei der Herstellung des Arbeitsmaterials entstanden? | |
Nicole von Wurmb-Schwark: Zum Fall selbst kann ich nichts sagen, weil wir | |
daran nicht beteiligt sind. Das ist aber eine heikle Geschichte mit der | |
DNA. Wenn man da nicht sauber arbeitet, können die Abstriche, aber auch | |
Gefäße kontaminiert sein. Diese Abstriche, diese Tupfer sind, so muss man | |
sich vorstellen, wie große Q-tips, große Wattestäbchen. | |
Gibt es nicht Möglichkeiten, irreführende Ergebnisse zu vermeiden, indem | |
man verfälschende DNA-Partikel herausfiltert? | |
Normalerweise lässt man auch mal Negativkontrollen mitlaufen. Dabei | |
arbeitet man die Abstriche ohne alles auf. Das heißt, man nimmt einen nicht | |
verwendeten Tupfer und behandelt ihn so, als wäre eine Spur drauf. Und wenn | |
tatsächlich eine Spur drauf ist, dann ist klar, man hat ein Problem. Wir | |
machen hier im Labor häufig Negativkontrollen, beispielsweise an unseren | |
Gefäßen. | |
Also haben die zuständigen Kriminalisten in dem Fall des Phantoms offenbar | |
versäumt, diese Negativkontrollen durchzuführen, um eine Verunreinigung | |
auszuschließen? | |
Ich kann nur sagen, dass es mit den Negativkontrollen wiederum auch nicht | |
so einfach ist. Wenn ich jetzt 100 Abstriche habe und nehme 2 davon raus | |
und teste die, dann kann es sein, dass die sauber sind. Die nächsten 3 aber | |
sind es vielleicht nicht. Ich kann also das Risiko, zu falschen Ergebnissen | |
zu kommen, immer nur minimieren. Wir lassen manchmal 20 Gefäße einfach so | |
laufen, als Negativkontrolle, um zu gucken, ob die sauber sind. Dann kann | |
es aber trotzdem passieren, wenn wir die nächste Packung aufmachen, dass da | |
was drinnen ist. | |
Es gibt ja die Idee von Kriminalisten, ein Gütesiegel auf den Packungen | |
einzuführen oder genetische Informationen der an der Herstellung | |
beteiligten Mitarbeiter mitzuliefern. | |
Mit der Packung einen genetischen Code der Mitarbeiter mitzuliefern, halte | |
ich für nicht machbar. Das wäre auch gegen den Datenschutz. Aber die | |
Packungen haben ja Nummern. Dann kann man sich im Zweifelsfall an den | |
Hersteller wenden. Der Hersteller könnte das dann mit seinen Mitarbeitern | |
abgleichen. Bei uns im Labor sind alle, die hier arbeiten, genetisch | |
typisiert. Wenn wir aus einem Haar einen genetischen Fingerabdruck | |
bekommen, dann gucken wir erst, ob das einer von uns ist. Erst dann geben | |
wir es heraus. | |
Wer will, kann die Polizei doch leicht in die Irre führen, indem er an | |
verschiedensten Tatorten DNA-Proben hinterlässt, die gar nicht von ihm | |
stammen. Darüber gibt es sogar Hollywoodfilme. | |
Sicher. Deswegen gibt es ja auch Ermittlungsbehörden und deswegen hängt die | |
Sache fast nie an der DNA-Untersuchung alleine. | |
Kann man nicht feststellen, ob am Tatort mit DNA-Proben manipuliert wurde? | |
Bei den Abrieben kann man nicht feststellen, wo genau die DNA herkommt. Die | |
Spurensicherung nimmt da einen Tupfer, macht den nass, reibt ihn etwa über | |
den Telefonhörer oder die Türklinke und verpackt dies steril. Man lässt den | |
Tupfer trocknen, dann kommt er in eine Pufferlösung hinein. Dann werden die | |
Zellen aufgeknackt, wenn welche drin sind, und die DNA fällt gewissermaßen | |
heraus. Aber woher dann genau die Zelle kommt, kriegt man erst mal nicht | |
auseinanderklabüstert. | |
26 Mar 2009 | |
## AUTOREN | |
Barbara Dribbusch | |
## ARTIKEL ZUM THEMA |